Böhmische und Sächsische Binnenhäfen pflegen gute Zusammenarbeit

Elbe

Branchen, die natur- bzw. wetterabhängig sind, haben Jahr für Jahr das gleiche Problem: Scheint oft und lange die Sonne, fragen sich die Winzer; regnet es genügend, ohne gleich zu überfluten, hoffen zum Beispiel die Binnenschiffer. Letztere hatte es die vergangenen beiden Jahre besonders hart getroffen: Im August 2002 tobte an der Moldau und der Elbe das verheerende Jahrhundert-Hochwasser, im zurückliegenden Sommer herrschte eine ziemlich große Dürre. Auch dies ist mit ein Grund, weshalb sich nach den sächsischen nun auch die nordböhmischen Binnenhäfen in Decín/Tetschen und Lovosice umorientieren wollen. Näheres dazu von Lothar Martin.

Die Elbe
Wie ich von Detlef Bütow, dem Geschäftsführer sowohl der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH als auch der Tschechisch-Sächsischen Häfen GmbH erfahre, hat man in Sachsen seit einigen Jahren neue Konzepte entwickelt, bei denen der Binnenhafen nicht mehr nur der althergebrachte Bahnhof der Binnenschifffahrt ist, sondern seine traditionellen Möglichkeiten, ein zweckmäßiger Umschlagplatz für den Transport zwischen LKW, Bahn und Schiff zu sein, besser nutzt. Dadurch sei es gelungen, so Bütow, Hafen- und weitere Firmen, die sich gerade deswegen in Hafennähe ansiedeln, für dieses Transportkonzept zu gewinnen und damit eine stabile Auftragslage zu schaffen. Ein erfolgreiches Konzept, an dem nun auch mehr und mehr die beiden nordböhmischen Binnenhäfen in Decín und Lovosice partizipieren sollen. Wie es zu dieser Annäherung bzw. Zusammenarbeit kam, dazu sagte mir Detlef Bütow:

"Die Zusammenarbeit mit tschechischen Firmen besteht für uns eigentlich schon sehr lange, also über zehn Jahre arbeiten wir mit vielen tschechischen Firmen ganz eng zusammen. Decín und Lovosice gehörten zu der Tschechoslowakischen Elbschifffahrts-Aktiengesellschaft (CSPL) und wurden wie Werkshäfen geführt. Die CSPL ist jedoch leider vor drei Jahren in Konkurs gegangen, so dass tschechische Firmen an uns herangetreten sind und gesagt haben: ´Die Flotte, die Häfen und auch die Werften werden verkauft, also warum bewerbt ihr euch nicht um die Häfen. In Sachsen habt ihr bewiesen, dass dort ein gutes Konzept entstanden ist´. Und dadurch haben wir uns um die zwei Häfen, um Decín und Lovosice bemüht."

Wie konkret ist nun die neue Form der Zusammenarbeit geregelt, wollte ich von Bütow wissen:

"Natürlich ist unsere tschechische Tochtergesellschaft eine reine tschechische Gesellschaft, die auch nach tschechischem Recht arbeitet. Wir haben natürlich unser Konzept besonders dafür aufgebaut, dass wir diese beiden leistungsfähigen Häfen Decín und Lovosice in Logistik-Ketten für die Wirtschaft in der Tschechischen Republik und Sachsen und im Besonderen für den Seehafen-Hinterlandsverkehr nach Hamburg aufbauen. Dort gibt natürlich die handelsrechtliche Verknüpfung unserer Häfen eine viel bessere Möglichkeit, als wenn man das nur über Kooperation wie vorher lösen musste."

Laut Presseberichten sollen zudem 35 Millionen Euro in den Ausbau der beiden tschechischen Häfen gesteckt werden. Gute Perspektiven also, wie mir auch Geschäftsführer Bütow bestätigt:

Hamburger Hafen
"Diese 35 Millionen Euro sind natürlich von uns eine Planschätzung. Sie werden benötigt, um dort die Infrastruktur auf den Stand der Technik zu bringen, und sie werden in einigen Jahren die geplante Umgestaltung auch möglich machen. Aber ich muss an dieser Stelle noch einmal sagen, dass die Häfen in Decín und Lovosice schon jetzt sehr leistungsfähig sind. Dennoch: Es gibt das Konzept, durch Veränderungen der Infrastruktur der Wirtschaft eine hohe Leistungsfähigkeit anzubieten. Besonders große Reserven liegen diesbezüglich bei den tschechischen Häfen darin, den Umschlag zwischen Eisenbahn und LKW wirklich effektiv zu organisieren. Wir haben für Lovosice in der Zwischenzeit eine relativ hohe Nachfrage von Firmen, die sich auf dem Hafengelände ansiedeln wollen, da sie beim Transport gerade diese Schnittstelle bei der Güterbeförderung für die Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit nutzen wollen. Weil sie dadurch ebenso kostengünstiger produzieren können, ist die Nachfrage auch entsprechend groß."