Briefmarkenausstellung im Postmuseum
Willkommen zum heutigen Spaziergang durch Prag, in dem wir Sie in das Prager Postmuseum führen möchten, wo in den vergangenen Tagen eine Ausstellung mit dem Titel "Prag - europäische Kulturstadt 2000 auf den Briefmarken" eröffnet wurde. Wie immer bei der jeweils letzten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag ist auch diese Ausgabe des Spaziergangs mit einem Sonderwettbewerb verbunden, den wir am Anfang dieses Jahres im Rahmen des Projektes "Prag- europäische Kulturstadt 2000" ausgeschrieben haben. Für die richtige Beantwortung einer Quizfrage, die am Ende der Sendung gestellt wird, können Sie einen Radioempfänger, einen Bildband über das historische Prag oder eine Reisetasche gewinnen. Außerdem werden alle während des Jahres im Rahmen des Sonderwettbewerbs eingegangenen richtigen Antworten aufgehoben und diejenigen, die während des ganzen Jahres auf unsere Kontrollfragen wenigstens 11mal richtig geantwortet haben, werden dann in die grosse Gesamtauslosung des Wettbewerbs miteinbezogen und können - am Anfang des nächsten Jahres - einen Discman gewinnen. Soweit zu dem im Rahmen des Projektes Prag-europäische Kulturstadt stattfindenden Sonderwettbewerb, in das Prager Postmuseum lädt Sie in den folgenden Minuten Martina Schneibergova.
Das Mekka der Prager Philatelisten befindet sich am rechten Moldauufer im ersten Stadtteil auf der Adresse Nove Mlyny Nr. 2. Nove Mlyny bedeutet auf deutsch Neue Mühlen. Wassermühlen gab es da bereits am Anfang des 14. Jahrhunderts. 1606 wurde in ihrer Nähe der sog. "Untere" Wasserturm erbaut. Die Mehrheit der Mühlen wurde erst in den Jahren 1915-1918 abgerissen.
Gegenüber dem Turm steht immer noch das Vavra-Haus, in dem sich heute das Prager Postmuseum befindet. Auf dem nahe an der Moldau gelegenen Grundstück und in seiner Umgebung wohnten einst Fischer, Barbiere und auch Müller. Im Mittelalter gab es hier Teiche, die "Halter" genannt wurden. Das Wasser wurde für die Bäder des hl. Klemens benutzt. Es steht auch noch heute hier eine Kirche gleichen Namens. Das Gebäude, das hier schon im 14. Jahrhundert stand, gehörte dem Fischer Naxant. Die Besitzer wechselten öfter. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es Eigentum der Gemeinde der Prager Neustadt.
Bei einem grossen Brand im Jahr 1689 fiel der grösste Teil des Objektes in Schutt und Asche. Gemeinsam mit der Rekonstruktion der Neuen Mühlen am Fluss, die auch der Prager Neustadt gehörten, wurde ebenfalls das Wohnhaus neu erbaut. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermietete die Stadt die Mühlen für längere Zeit. 1750 erwarb der Müller Frantisek Klika die Neue Mühle, 1788 übernahm sie Vaclav Michalovic, der dann 1800 Mühle und Wohnhaus von der Prager Gemeinde kaufte. Im Besitz dieser Familie blieb das Haus bis zum 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1900 kam es in die Hände von Zdenek Vavra, in dessen Eigentum es bis 1948 blieb.
Das Haus behielt jedoch den Namen des letzten Eigentümers - es wird Vavra-Haus - im tschechischen also "Vavruv dum" genannt. Bei der Flussregulierung legte man die Mühlen still. Das Haus aber und seine malerische Ausschmückung blieben. Die Wandmalereien wurden 1847 im ganzen Haus durch den bekannten tschechischen Maler Josef Navratil auf Bestelleung des reichen Müllers Vaclav Michalovic durchgeführt, der ein Freund des Malers war. Die ursprüngliche Malerei blieb jedoch vollständig nur im ersten Stockwerk des Hauses erhalten. Das ganze Objekt wurde in den Jahren 1986-1988 renoviert. Das Briefmarkenmuseum im sog. Vavra-Haus wurde im Rahmen der Briefmarken-Weltausstellung Praga 1988 eröffnet.
Das Postmuseum wurde jedoch viel früher gegründet - am 18. Dezember 1918 - an jenem Tag, an dem die erste tschechoslowakische Briefmarke erschien. Die Schaustücke wurden zunächst im Karolinum untergebracht, in den 30er Jahren wurden sie in das St- Gabriel-Kloster im fünften Stadtteil übertragen.
Im Prager Postmuseum in dem Vavra-Haus gibt es eine ständige Briefmarkenausstellung der Tschechoslowakei, der Tschechischen und der Slowakischen Republik und aller europäischen Länder. Im Postmuseum findet man eine philatelistische Bibliothek sowie eine Bibliothek, in der die Geschichte des Postwesens dokumentiert wird. Das Prager Postmuseum stellt jedoch nur einen Teil des Postmuseums dar, eine weitere ständige Exposition des Museums befindet sich im Zisterzienserkloster in Vyssi Brod/Hohenfurth in Südböhmen. Diese Ausstellung befasst sich mit der Postgeschichte seit dem 16. Jahrhundert bis zu heute.
In der heutigen Sendung möchten wir Sie nicht über die ständige Ausstellung im Prager Postmuseum, sondern über die Briefmarkenausstellung informieren, die die tschechische Metropole als Briefmarkenmotiv präsentiert. In der im Rahmen des Projektes "Prag-europäische Kulturstadt 2000" eröffneten Ausstellung kann man seit der vergangenen Woche nicht nur beachtenswerte Briefmarken mit Prager Motiven bewundern, sondern sich auch mit der Entwicklung der tschechischen Briefmarken überhaupt bekanntmachen. Nach welchen Kriterien die ausgestellten Briefmarken ausgewählt wurden? Mehr dazu die Autorin der Ausstellung, Ivana Gräffingerova: "Die Auswahl war sehr schwierig, denn mit Prag als Motiv oder mit den Prager Sehenswürdigkeiten wurden sehr viele wunderschöne tschechische und tschechoslowakische Briefmarken - seit 1918 bis zur Gegenwart - herausgegeben. Wir haben die Briefmarken thematisch ausgewählt - nach den einzelnen Emissionen. Es gab Briefmarkenemissionen mit Motiven von der Prager Burg oder mit berühmten Prager Persönlichkeiten. Wir bemühten uns auch verschiedene Briefmarkenautoren vorzustellen - wie z.B. Jiri Svengsbir."
In der Ausstellung findet man Briefmarken aus der Zeit der ersten Republik - mit der bekannten Briefmarkenserie "Hradschin" von Alfons Mucha beginnend bis in das Jahr 1938. Von den tschechoslowakischen Briefmarken aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind z.B. die Emission "Kunstwerke auf den Briefmarken" oder die Emission mit dem Prager Nationaltheater, der Karlsuniversität oder dem Museum des tschechischen Schrifttums zu nennen. Die Emission "Kunstwerke auf den Briefmarken" wird seit 1964 herausgegeben - und es handelt sich um eine fast unerschöpfliche Skala von wunderschönen Bildern, die von den Stechern in die Form einer Briefmarke übertragen werden. Ivana Gräffingerova führte mich durch die Ausstellung weiter:
"Die Briefmarken erscheinen im Stahlstich und deswegen ist ihre Schönheit so herausragend. Zu sehen sind hier herrliche Briefmarken aus der Feder des namhaften tschechischen Künstlers Karel Svolinsky, die als Stich von Jiri Svengsbir bearbeitet wurden. Es sind Briefmarken, die anlässlich des 600. Gründungstags der Karlsuniversität erschienen. Diese Ausstellung wird im Rahmen des Projektes Prag-europäische Kulturstadt 2000 veranstaltet und mit dem selben Titel wurde am 4. April 2000 ein schöner Block herausgegeben, der künstlerisch von Josef Liesler bearbeitet wurde, gestochen wurde er von Martin Srb."
Soweit Ivana Gräffingerova. Am vergangenen Samstag - kurz nach der Eröffnung der Ausstellung wurde im Postmuseum ein Postschalter geöffnet, wo ein gelegentlicher Poststempel benutzt wurde. Die Ausstellung "Prag-europäische Kulturstadt 2000 auf den Briefmarken" ist täglich außer Montag von 9 bis 17 Uhr bis Ende September geöffnet.