Brünner Maschinenbaumesse versprüht wieder Optimismus
Jedes Jahr in der dritten Septemberwoche wird im mährischen Brno / Brünn die Internationale Maschinenbaumesse (MSV) abgehalten. Eine Messe, die in Mitteleuropa ihresgleichen sucht. Doch nicht jedes Jahr ist wie immer. Gerade nach dem Krisenjahr 2009 soll die diesjährige Messe wieder für einen neuen Aufbruch sorgen.
Die Freude von Messechef Jiří Rousek war verständlich, wenn man weiß, wie emsig die Veranstalter in Brünn noch im vergangenen Jahr darum bemüht waren, die wegen der Krise offensichtlich nachgelassene Nachfrage zu kaschieren. Der Hauptgeschäftsführer der Messe Brünn, Jiří Kuliš, über die damalige Situation:
„Die vorjährige Messe hat ziemlich nachhaltig bestätigt, dass die Firmen in einer Phase, in der sie Probleme mit der Liquidität haben, zuerst im Marketingsektor sparen. Von daher fand die letzte Messe in der miesen Laune statt, die die ganze Wirtschaft vor Jahresfrist umgeben hat.“Um zu verdeutlichen, wie radikal und positiv sich die Stimmungslage gegenüber 2009 verbessert hat, schob Kuliš zudem noch nach:
„In diesem Jahr war das bereits nicht mehr so. Firmen, die damit gerechnet haben, dass sie möglicherweise wieder einen Last-Minute-Rabatt erhalten werden, haben sich diesmal verspekuliert. Weder in den Ecken noch an den besten Plätzen neben den Hauptgängen der besten Pavillons war noch ein Plätzchen frei, denn das Messegelände war schon mit Sommerbeginn ausverkauft.“
Die gegenwärtige Maschinenbaumesse in Brünn hat fürwahr im Vergleich zum Vorjahr an Dynamik und Optimismus zugelegt. Dazu beigetragen hat sicher auch die zentrale Ausrichtung der diesjährigen Leistungsschau:„Das Hauptthema der diesjährigen Messe ist die industrielle Automatisierung, die besonders auf automatisierte Steuer- und Regulierungssysteme ausgerichtet ist. Dieser Sektor ist sehr gut besetzt, denn für dieses Projekt haben sich nahezu 300 Firmen gemeldet“,
sagte Messedirektor Rousek im Vorfeld der Veranstaltung vor Journalisten. Rousek nannte zudem noch Zahlen, die die herausragende Bedeutung der Leistungsschau weiter unterstreichen:
„Die internationale Beteiligung an der Messe ist traditionell hoch. Sie liegt in diesem Jahr bei 36 Prozent, also mehr als ein Drittel sind internationale Aussteller. Die dominierende Rolle spielt dabei einmal mehr die Bundesrepublik Deutschland, gefolgt von der Slowakei, Italien und Österreich.“
Der südliche Nachbar Österreich hat wie bereits erwähnt in diesem Jahr die Länderpartnerschaft für die Brünner Maschinenbaumesse übernommen. Der Handelsrat der österreichischen Botschaft in Prag, Nikolaus Seiwald, begründete diesen Schritt wie folgt:„Für uns ist die Brünner Messe eine Leitmesse auf dem Sektor Maschinenbau in der gesamten mittel- und osteuropäischen Region. Wir haben uns deswegen entschlossen, die Patenschaft zu übernehmen, weil wir bei dieser Messe fast unsere gesamte Maschinenbau-Industrie präsent haben. Und mit fast 50 Ausstellern Jahr für Jahr ist das für uns eine der wichtigsten Messen in der gesamten Region.“
Ihre explizite Rolle wollen die Österreicher schließlich dazu nutzen, um der diesjährigen Messe mit mehreren Sonderveranstaltungen auch ihren Stempel aufzudrücken. Handelsrat Seiwald ließ dazu vor Medienvertretern wissen:„Wir haben uns entschlossen, ein ausführliches Programm auf dieser Messe zu veranstalten. Wir werden dabei nicht nur zum ersten Mal mit einem offiziellen Länderpavillon vertreten sein, sondern auch mit einer ganzen Reihe von Fachvorträgen und gesellschaftlichen Events. Des Weiteren bieten wir einen Austria Showcase für Umwelttechnologie an, und zwar deshalb, weil Österreich in diesem Sektor schon sehr weit fortgeschritten und auch sehr führend ist. Zudem zeigen wir uns mit vielen Sonderpublikationen in der Presse, aber auch mit einem Round-Table mit Wirtschaftsgesprächen zwischen Vertretern der tschechischen Regierung und der österreichischen Delegation.“
Mehrere dieser Veranstaltungen gehören bereits schon wieder der Vergangenheit an. Den Berichten der Wirtschaftagenturen und der Medienkollegen war zu entnehmen, dass eine ganze Reihe von ihnen auf sehr fruchtbaren Boden gefallen sind. Ein Höhepunkt der Messeveranstalter, der am Mittwoch auf dem Programm steht, dürfte den Messepartnern aus Österreich allerdings weit weniger schmecken. Hauptgeschäftsführer Kuliš hat diesen Programmpunkt so beschrieben:„Ich möchte auf die Konferenz zum geplanten Ausbau des Atomkraftwerks Temelín aufmerksam machen. Wir haben diese Konferenz unter die Frage gestellt: ´Ist das eine Gelegenheit für die tschechischen Firmen?´ Die Fragestellung haben wir deshalb gewählt, weil sich die Bewerber für den Ausbau des Kernkraftwerks auf dieser Konferenz mit ihren Plänen präsentieren werden. Und bei dieser Präsentation wird jeder Bewerber auch aufzeigen müssen, was der tschechischen Wirtschaft und den tschechischen Firmen für Vorteile erwachsen, sollte gerade ihr Unternehmen bei der Auftragsvergabe das Rennen machen.“
Das Rennen gemacht bei der Vergabe der vier Messepreise haben unter anderem zwei tschechische Aussteller, die für ihre innovativen Exponate am Dienstag in Brünn mit je einer Messe-Goldmedaille geehrt wurden. Es handelt sich dabei um die Brünner Universität für Technologie (VUT), die mit dem experimentellen Flugzeug Marabu erfolgreich war, sowie um das Nukleare Forschungsinstitut in Řež bei Prag, das einen Autobus vorstellte, der mit einem Wasserstoff-Hybridmotor angetrieben wird. Neben den beiden tschechischen Ausstellern haben zudem eine schweizerische und ein französische Firma die beiden restlichen Goldmedaillen gewonnen, die in Brünn vergeben wurden.