Von der alten Pfarre zum energiesparenden Passivhaus: Neues Methodenpapier soll Sanierungen fördern

Historische und architektonisch wertvolle Gebäude sind oft schön anzusehen. Sie verbrauchen aber auch eine Menge Energie, etwa um beheizt zu werden. Das tschechische Umweltministerium arbeitet deshalb mit dem Ressort für Kultur derzeit ein Methodenpapier aus. Ziel ist es, über energiesparende Maßnahmen in alter Bausubstanz aufzuklären.

„Die Fenster sind innen noch original. Die Scheiben außen sind dreifachverglast. Das war ein wichtiges Element dafür, dass wir die Energieeffizienz deutlich verbessern konnten“, sagt der Architekt Josef Tlustý beim Besuch eines alten Pfarrhauses im Prager Stadtteil Michle.

Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert konnte dank der Umbauarbeiten nahezu in ein Passivhaus umgebaut werden. Möglich war dies auch dadurch, dass die Fassade von außen wärmegedämmt werden durfte. Der Putz mit den historischen Elementen sei in das Styropor eingearbeitet worden, wie Architekt Tlustý beschreibt:

„Ich habe dahingehend mit dem Nationalen Denkmalamt diskutiert. Schließlich einigten wir uns, dass es in Ordnung ist, die Fassade zu verkleiden und die Fenster auszutauschen.“

Dem tschechischen Beratungsverein Zentrum Passivhaus (Centrum pasivního domu) zufolge kann durch eine komplette Kernsanierung und den damit einhergehenden sinkenden Energieverbrauch bei modernen Bauten eine Kostenersparnis von bis zu 90 Prozent erreicht werden. Bei historischen Gebäuden könne mit 20 bis 60 Prozent gerechnet werden – je nachdem, welchen Denkmalschutzvorschriften das jeweilige Objekt unterliegt. Aber wie weit dürfen die Besitzer historischer Häuser bei der Sanierung gehen, um Energieeinsparungen zu erzielen? Dass soll künftig eine Handreichung erklären, die vom Umwelt- und dem Kulturministerium ausgearbeitet wird.

„Das Nationale Denkmalamt und das Kulturministerium sind in der Vergangenheit öfter aneinandergeraten – etwa wegen Photovoltaikanlagen auf Dächern oder der Wärmeverkleidung von Häusern. Deshalb haben wir das gemeinsame Methodenpapier erstellt, das derzeit final genehmigt wird. Ich hoffe, dass der Kulturminister und ich es in den nächsten Wochen unterzeichnen“, so Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten).

Petr Hladík | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Das Kulturministerium hat dabei die Methoden für denkmalgeschützte Bauten ausgearbeitet, während das Umweltressort Empfehlungen für Gebäude zusammengestellt hat, die zwar historisch sind, aber keinen Sondervorschriften unterliegen.

Laut Jakub Hrbek vom Staatlichen Umweltfonds (SFŽP) soll die Handreichung vor allem das Interesse an Energieeinsparungen in alten Häusern wecken:

„Durch die Aufklärungsarbeit wollen wir aber auch die Mitarbeiter der Denkmalschutzämter gewissermaßen ‚überreden‘.“

Das Methodenpapier ergänzt die staatlichen Fördergelder, die Interessenten schon länger beantragen können. Seit 2021 hat der Staatliche Umweltfonds die energieeinsparende Sanierung denkmalgeschützter Wohnhäuser mit insgesamt 75 Millionen Kronen (3 Millionen Euro) gefördert.

„Das Geld ging in 112 Projekte – in Mehrfamilienhäuser, aber auch in Einfamilienhäuser, die den Großteil ausmachten“, erläutert Hrbek.

Die Fördergelder stehen aber auch für öffentliche Gebäude bereit. Bisher wurden 34 derartige Anträge eingereicht. Saniert werden sollen etwa weitere Pfarrhäuser, aber auch gleich eine ganze Kirche.

Autoren: Ferdinand Hauser , Patrik Salát
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