Cannabis-Medikamente in Tschechien seit 2013 legal, aber nicht zu erhalten

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Seit dem 1. April 2013 ist Cannabis in Tschechien offiziell als Medikament zugelassen. Es soll bei der Therapie von Krebs sowie bei Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen helfen. Allerdings hat sich trotz der Legalisierung im vergangenen Jahr wenig getan, die Patienten müssen sich Cannabis noch immer auf dem Schwarzmarkt besorgen oder es illegal selbst anbauen.

Pavel Bém  (Foto: ČTK)
Die Abgeordneten meinten es gut, als sie per Gesetz den Weg ebneten zur Legalisierung von Cannabis-Medikamenten. Aber bereits damals sahen einige Volksvertreter Probleme: Zum Beispiel ob die Krankenkassen letztlich die Kosten übernehmen müssten. Der ehemalige Prager Oberbürgermeister und Arzt Pavel Bém hatte für das Gesetz gekämpft. Bei der dritten und letzten Lesung im tschechischen Parlament sagte der ehemalige Abgeordnete der Bürgerdemokraten (ODS):

„Die Erschwinglichkeit von Cannabis-Medikamenten und ihre Finanzierung durch die Krankenkassen sind nicht Gegenstand dieser Gesetzesvorlage. Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass die Behandlung mit Cannabis von den Krankenkassen bezahlt wird. Vielleicht ist das aus Sicht der Patienten ein Fehler, aber auf jeden Fall ist es eine virtuelle Frage, die in diesem Moment nicht relevant für die Abstimmung ist.“

Foto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Über ein Jahr später ist aus der virtuellen Frage ein reales Problem geworden. Denn obwohl Patienten seit dem 1. April 2013 Cannabis-Medikamente legal beziehen können, ist bislang noch kein einziges Präparat ausgeliefert worden. Für die neuen Medikamente ist die staatliche Agentur für medizinische Nutzung von Cannabis zuständig. Die Leiterin ist Helena Kordačová.

„Zunächst einmal sind die Ärzte sehr reserviert gegenüber einer Verschreibung von Cannabis. Und zweitens haben die Firmen, die das Medikament einführen dürfen, auf eine genügend große Nachfrage gewartet, um eine bestimmte Menge einführen zu können.“

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Viele Ärzte glauben nicht an die Wirksamkeit von Cannabis-Präparaten, während gleichzeitig das elektronische Rezeptsystem nur unzureichend funktioniert. Dazu kommt der hohe Preis der Präparate. Sie sollen aus den Niederlanden importiert werden, die Patienten würde ein Gramm des eingeführten Marihuanas 200 Kronen (7,5 Euro) kosten, bei der Maximalmenge von 30 Gramm pro Monat kämen auf sie Kosten in Höhe von 6000 Kronen (220 Euro) zu – für die meisten Menschen hierzulande eine viel zu hohe Summe. Daher verzichten viele Patienten auf den legalen Weg und kaufen ihr Gras auf dem Schwarzmarkt oder züchten es schlicht selbst. Laut Gesetz soll aber ab dem 1. April 2014 auch die Produktion von Cannabis-Medikamenten in der Tschechischen Republik erlaubt sein. Dies könnte den Preis signifikant senken. Helena Kordačová:

Svatopluk Němeček  (Foto: ČTK)
„Derzeit haben wir die Ausschreibung im Anzeiger für öffentliche Aufträge publik gemacht. Insgesamt geht es um Cannabisproduktion für den medizinischen Gebrauch, der Auftrag hat einen Wert von 4,2 Millionen Kronen (155.000 Euro). Und da es sich um einen öffentlichen Auftrag handelt, muss die Ausschreibung 30 Tage offen bleiben.“

Experten fürchten jedoch, dass sich die Wartezeit noch verlängert, wenn die Behörden mit den Anbietern in konkrete Verhandlungen eintreten. Und dann müssen die Marihuana-Pflanzen ja erst noch gezüchtet werden, bevor das Mittel in den Handel gelangt. Gesundheitsminister Svatopluk Němeček hat sich deswegen bereits nach Alternativen umgesehen. In Israel sollen Canabis-Medikamente preiswerter als den Niederlanden sein. Wie lange dann aber eine Importgenehmigung dauern würde, ist wiederum unklar.