Nach Vergiftungsfällen bei Kindern: Tschechische Regierung kündigt Verbot von HHC an
Nun soll es doch kommen: das Verbot von Produkten mit dem Cannabis-ähnlichen Wirkstoff HHC. Denn die tschechische Regierung hat am Mittwoch bei ihrer Sitzung beschlossen, dass diese und vergleichbare Substanzen in die Liste verbotener Rauschmittel aufgenommen werden. Allerdings nur bis das geplante Gesetz über psychoaktive Substanzen in Kraft tritt.
Zu viele Fälle waren es, bei denen Kinder Süßigkeiten mit HHC gegessen hatten und dann im Krankenhaus landeten. Deswegen hat die tschechische Regierung nun gehandelt. Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09) sagte am Mittwoch bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung:
„Die Zahl der Kinder, die nach dem Genuss von Produkten mit dieser Substanz in Kliniken behandelt werden mussten, steigt immer weiter an. Daher hat die Regierung beschlossen, HHC und ähnliche Wirkstoffe auf die Liste verbotener Rauschmittel zu setzen. Damit wollen wir die Gefahr durch den Verkauf von solchen Produkten an Kinder und Jugendliche stoppen, denn diese Substanzen können zu ernsten gesundheitlichen Komplikationen führen.“
HHC ist das Kürzel für Hexahydrocannabinol. Diese Substanz ähnelt dem Wirkstoff THC in Marihuana, wird aber meist künstlich hergestellt. Sie gehört zu den sogenannten psychoaktiven Substanzen. Und bisher sind Produkte, die solche Stoffe enthalten, in Tschechien wie aber auch in vielen weiteren europäischen Staaten frei verkäuflich. Besonders beliebt sind dabei Gummibärchen mit HHC, aber auch Vapes oder Duftöle. Allerdings: Kinder und Jugendliche kommen problemlos an die Substanz heran. Auch im Freundeskreis dieser zwei Schülerinnen einer weiterführenden Schule in Prag sind die Produkte beliebt:
„Unsere Freunde sind dann benommen, sie müssen die ganze Zeit über alles lachen. Vor allem nehmen sie HHC, wenn sie viel Stress haben“, so die beiden Jugendlichen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Tomáš Jandáč ist Kinderarzt und Suchtmediziner. Auch er bestätigt, wie leicht Heranwachsende an HHC-haltige Produkte kommen…
„Sie können diese Produkte am Automaten ziehen oder in einigen Lebensmittelgeschäften kaufen. Die Produkte sind in allen möglichen Varianten auf dem Markt. Besonders bei Geleebonbons mit HHC liegt das Problem darin, dass die Konsumenten nicht genau abschätzen können, wie hoch die Konzentration des Wirkstoffes ist, die sie aufnehmen.“, so der Arzt von der Allgemeinen Universitätsklinik in Prag.
Einige Händler in Tschechien haben aber wegen der Berichte über Vergiftungsfälle bei Kindern ihre Automaten schon wieder abmontiert. Und ganz allgemein verhandelt das tschechische Parlament derzeit ein Gesetz, mit dem der Verkauf von Produkten mit neuartigen psychoaktiven Substanzen geregelt werden soll. Bisher ist darin kein Verbot von HHC und ähnlichen Wirkstoffen vorgesehen. Diese Empfehlung hatten Suchtmediziner und der Koordinator der tschechischen Antidrogenpolitik, Jindřich Vobořil, ausgesprochen. Sie befürchten, dass nach einem Verbot neue und sogar stärkere Substanzen auf den Markt kommen, und verweisen dabei auf Frankreich. Landwirtschaftsminister Marek Výborný (Christdemokraten) bestätigte am Mittwoch nach der Kabinettssitzung die Zielrichtung des geplanten Gesetzes:
„In Zukunft müssen wir den Zugang zu den Stoffen einschränken. Deshalb wollen wir den Verkauf von Produkten mit diesen Substanzen nur noch in Geschäften erlauben, zu denen Minderjährige keinen Zutritt haben werden. Und an Automaten soll es sie gar nicht mehr geben. Diese Automaten stehen derzeit sogar in der unmittelbaren Nähe von Schulen.“
Bis das Gesetz kommt, könnten laut den bisherigen Einschätzungen aber noch Jahre vergehen. Denn Tschechien betritt innerhalb der EU damit neues Terrain. Und dazu muss es aus Brüssel erst einmal grünes Licht geben. Deswegen haben Gesundheitsminister Válek und Landwirtschaftsminister Výborný dem Kabinett das vorläufige Verbot vorgeschlagen. Das lässt sich laut Vlastimil Válek deutlich schneller umsetzen.
„Kommende Woche wird die Regierung das Verbot beschließen, heute haben wir probeweise abgestimmt, und es gab eine klare Unterstützung dafür. Im Anschluss liegt es an der Europäischen Kommission, wie schnell sie die Aufnahme der Wirkstoffe in die Liste verbotener Rauschmittel notifiziert. Weil aber elf oder zwölf weitere EU-Länder in den vergangenen Monaten schon vergleichbare Verbote ausgesprochen haben, dürfte dies nach meinen Gesprächen mit der Kommission nur rund zehn Tage dauern“, erläuterte Válek.
Das heißt, das Verbot von HHC und ähnlichen Stoffen könnte hierzulande ungefähr in einem Monat in Kraft treten.