Synthetisches Cannabis bei Ostrau im Umlauf: ein Toter, 21 Vergiftete
Die Polizei in Ostrava / Ostrau arbeitet seit Montag unter Hochdruck. Der Grund dafür ist der Tod eines 32-jährigen Mannes nach der Einnahme einer wenig bekannten Droge verknüpft mit dem Konsum von viel Alkohol. Bis Freitagvormittag wurden zudem 21 weitere Opfer bekannt, die nach dem Gebrauch der Droge unter starken Vergiftungen leiden.
„Der Stoff sieht aus wie Marihuana, ist aber kein Marihuana. Es ist irgendeine Pflanze, die mit synthetischem Cannabis gesättigt wurde. Besonders gefährlich wird die Einnahme der Droge, wenn noch Alkohol im Spiel ist, wie es in dem Fall der beiden Männer war. Der sehr betrunkene Mann ist an dem Gemisch gestorben. Denn bei der Einnahme der Droge mit viel Alkohol droht das Versagen von lebenswichtigen Organen.“
Noch am gleichen Tag meldete sich ein 16-jähriger Jugendlicher mit Vergiftungserscheinungen. Auch er hatte die unbekannte Droge genommen, aber keinen Alkohol getrunken. Bis Freitag erhöhte sich die Zahl der Opfer auf insgesamt 22, zum Glück ist kein weiterer Mensch an der Vergiftung gestorben.
Wie aber sind die Opfer an die gefährliche Droge gekommen? Das Derivat soll den bisherigen Informationen der Polizei zufolge von einer obdachlosen Frau in einer Mülltonne gefunden worden sein. Sie habe aus der Tonne eine der sechs Schachteln entnommen, in denen 500 Beutel des synthetischen Cannabis verpackt gewesen seien. Seitdem befürchtet die Polizei, dass noch mehr von der gefährlichen Droge im Umlauf ist.Die Beamten haben nach den Tätern gefahndet, die das synthetische Cannabis bewusst oder fahrlässig verbreitet haben. Bis Donnerstag wurden sechs Tatverdächtige gefasst, allesamt Tschechen. Gegen einen von ihnen wurde bereits ein Strafbefehl verhängt, sagt die Sprecherin der örtlichen Polizei, Gabriela Pokorná:
„Die Kriminalbeamten des Kreises Mährisch-Schlesien haben die Strafverfolgung gegen einen 36-jährigen Mann eröffnet. Der Grund ist der unerlaubte Besitz und die Verbreitung von gefährlichen Betäubungsmitteln und Rauschgiften. Dem mutmaßlichen Täter droht ein Freiheitsentzug von bis zu 18 Jahren.“
Den anderen fünf Tatverdächtigen drohen bis zu fünf Jahre Haft. Das aktuelle Problem ist damit indes noch nicht aus der Welt geschafft. Weil die obdachlose Frau, die den Drogenfund in der Mülltonne zugegeben hat, nicht unbedingt vertrauenswürdig sei, wisse man nicht genau, wie viele Rationen des gefährlichen Rauschgifts derzeit noch im Umlauf seien. Dazu der Vizedirektor der Polizeibehörde des Kreises Mährisch-Schlesien, Radim Wita:„Bisher lagen alle Fälle von Personen, die durch die synthetische Droge vergiftet wurden, in Ostrau oder in der Umgebung, konkret in Hlučín bei Opava. Dennoch können wir nichts ausschließen, deswegen sollten alle Bürger des Landes gewarnt sein.“
Und nicht nur das. Nach Aussage von Jakub Frydrych, dem Direktor der Nationalen Antidrogenzentrale, nehmen die Modifizierungen auf dem internationalen Drogenmarkt weiter zu:
„Bei Rauschgiften ist im vergangenen Jahr in ganz Europa vor allem synthetisches Cannabis in mehreren Hundert Modifikationen aufgetaucht. Seine Zusammensetzung und natürlich auch die Wirkung sind daher jeweils völlig unterschiedlich.“