Kratom, HHC & Co. in Tschechien: Kein Verbot, sondern Regulierung
In Tschechien wird seit längerem über den Umgang mit psychoaktiven Substanzen wie Kratom oder dem Cannabinoid HHC diskutiert. Nun sollen diese Stoffe zwar keinem Verbot, aber doch einer neuen Regulierung unterliegen.
Psychoaktive Substanzen wie Kratom oder HHC sollen demnächst nur noch für Personen ab 18 Jahren erhältlich sein. Dies sieht ein Gesetz vor, das am Mittwoch von der Regierung verabschiedet wurde. Außerdem sollen die Stoffe nur von registrierten Händlern unter strengen Bedingungen verkauft werden dürfen. So müsste ein Verkäufer beispielsweise die empfohlene Dosierung angeben oder davor warnen, sie mit anderen Substanzen zu kombinieren. Der Verkauf in Automaten soll nicht möglich sein, der in E-Shops wird eingeschränkt. Die Werbung für diese Produkte wird untersagt. Viktor Mravčík ist Arzt und Experte für Drogensucht und war an der Ausarbeitung der Gesetzesänderung beteiligt:
„Das neue Gesetz füllt das Vakuum zwischen einem strengen Verbot, was heute die einzige Möglichkeit ist, wie man Betäubungsmittel kontrollieren kann, und gar keiner Kontrolle oder Regulierung. Die genannten Substanzen gehörten bisher zu der zweitgenannten Kategorie. Wir legen nun neue Regeln für sie fest, damit der Handel damit und die Nutzung dieser Substanzen sicherer sind.“
Die neue Regulierung hat eine allgemeine Gültigkeit, betont Mravčík.
„Es wird eine neue Kategorie der sogenannten psychomodulierenden Substanzen eingeführt. Das ist etwas anderes als die bereits existierende Gruppe der psychotropen Substanzen. Zunächst gehören Kratom sowie einige Cannabinoide und deren Extrakte zur neuen Kategorie dazu.“
Laut Ivan Bartoš, Minister für regionale Entwicklung der Piraten, sieht der Vorschlag vor, dass die Liste der psychomodulierenden Substanzen geändert werden kann:
„Dank diesem Entwurf wird der Staat in Zukunft in der Lage sein, auf jede beliebige neue psychoaktive Substanz zu reagieren, die auf den Markt kommt beziehungsweise bei der eine unkontrollierte Verbreitung droht. Der Staat bekommt dadurch ein Instrument, um eingreifen und den Handel regulieren zu können.“
Jakub Frydrych ist Direktor der Nationalen Antidrogen-Zentrale (NPC). Er würde stattdessen ein vollständiges Verbot bevorzugen:
„Konkret Kratom steht in mindestens 13 Staaten Europas auf der Liste verbotener Substanzen. Wir schaffen nun eine rechtliche Grundlage für den Handel damit, wobei es im Schengenraum Länder gibt, die diese Substanz und den Umgang damit als illegal betrachten.“
Und warum haben sich die Verfasser der Gesetzesänderung anders entschieden? Viktor Mravčík:
„Das Verbot wurde nicht einmal von der WHO empfohlen, die die Risiken der Substanz ausgewertet hat. Wir haben hierzulande auch eine ausführliche Risikoanalyse durchgeführt. Aus dieser ergab sich, den Stoff nicht zu untersagen, sondern rationell und klug zu regulieren.“
Kratom sind Blätter, die vor allem gekaut oder als Tee getrunken werden. Je nach Menge wirkt Kratom stimulierend oder aber beruhigend. Der dauerhafte Konsum von Kratom kann eine körperliche Abhängigkeit nach sich ziehen. HHC ist eine halbsynthetische Substanz, die aus der Cannabis-Pflanze gewonnen wird. Ähnlich wie THC soll sie einen Rausch, aber auch Entspannung bewirken.