ČSA-Piloten wehren sich gegen Entlassungen mit Bummelstreik

Photo: www.csanews.cz

In der tschechischen Fluggesellschaft ČSA brennt derzeit die Luft. Nicht im Flieger, aber umso mehr in den Personalbüros. Denn die Piloten sind höchst ungehalten über die fortschreitende Umstrukturierung des Unternehmens, in deren Folge auch ihnen eine zweite Entlassungswelle droht. Sie wollen darauf mit einem Bummelstreik reagieren, was wiederum zu Verspätungen oder sogar zur Streichung von Flügen führen könnte.

Foto: Archiv ČSA
Vor anderthalb Jahren steckte die Fluggesellschaft ČSA noch ganz tief im Schlamassel. Das Unternehmen verbuchte 2009 einen Verlust von rund 400.000 Euro pro Tag, so dass sich der tschechische Staat als Mehrheitseigner zum Handeln gezwungen sah. Im Frühjahr 2010 verordnete der damalige Finanzminister Janota ein eisernes Sparpaket, dem auch die Pilotenvereinigung (CZALPA) zustimmte. Darin enthalten waren sowohl Lohnkürzungen als auch Entlassungen im Zuge einer Schlankheitskur des Unternehmens. Anfang des Jahres wurde daraufhin 50 Beschäftigten von ČSA gekündigt, die bevorstehende zweite Entlassungswelle aber geht den Piloten zu weit. Mit einem Bummelstreik wollen sie sich nun dagegen wehren:

„Die Hauptgründe für unsere Aktion sind die Verletzungen jeglicher Vereinbarungen von Seiten des Managements, sei es die Nichteinhaltung der Regeln laut Arbeitsgesetzbuch oder die Nichteinhaltung anderer Vorschriften. Der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Nichteinhaltung des Restrukturierungsplanes, den unsere Pilotenvereinigung noch vergangenes Jahr unterstützt hat. Gegenwärtig aber will das Management über den Rahmen dieses Planes hinausgehen, und wir sind überzeugt davon, dass dies der Fluggesellschaft dann schaden wird“,

sagt der Chef der Pilotenvereinigung, Filip Gaspar, und ergänzt:

Filip Gaspar  (Foto: ČTK)
„Was die Piloten betrifft, so liegen die für sie geplanten Kündigungen schon bei 50 bis 70 Stellen über dem Rahmen des Restrukturierungsplanes. Im Lauf der nächsten Wochen und Monate sind natürlich auch die Stewards und Stewardessen sowie weiteres Betriebspersonal von ČSA von Entlassungen betroffen.“

Die Unternehmensleitung weist indes die Vorwürfe der Piloten zurück. ČSA-Sprecherin Hana Hejsková:

Hana Hejsková
„Nach Meinung der ČSA-Leitung besteht kein objektiver Grund für irgendwelche Protestaktionen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Das Ziel des Restrukturierungsplanes hat sich nicht geändert, alles verläuft genauso, wie es die Regierung gebilligt hat.“

Und Hejsková rechnet vor: Für den Winter-Flugbahn rechnet ČSA mit dem Einsatz von 29 Flugzeugen und zirka zehn Piloten je Maschine. Das sind rund 300 Piloten, zurzeit aber seien noch 350 Piloten bei ČSA beschäftigt. Auch Finanzminister Kalousek macht keinen Hehl daraus, dass die Restrukturierung des Staatsunternehmens konsequent fortgesetzt werde.



Miroslav Kalousek
Die Piloten aber werfen dem Minister und der Firmenleitung vor, das Ganze noch immer aus der Warte der schwierigen Lage vom Vorjahr zu sehen. Jetzt aber habe ČSA am Markt wieder Fuß gefasst und besonders die Einstellung der gewinnbringenden Fluglinien nach Tel Aviv und Dubai halten die Piloten für einen Fehler. Darum wollen sie einen Bummelstreik starten, sobald der erste Pilot seine Kündigung erhält, sagt Gaspar. Bei ihrem Protest wollen die Piloten ihren Dienst strikt nach Vorschrift leisten. Meist kämen die Piloten bisher früher zur Arbeit und würden auf ihre Essenspausen verzichten. Tun sie dies aber nicht mehr, doprava/csa_boeing737hat das Konsequenzen, behauptet Gaspar:

Illustrationsfoto
„Für die Reisenden würde dies vermutlich bedeuten, dass sie bei den Flügen Verspätungen einplanen müssen. Zudem ist nicht sicher, ob alle Flüge durchgeführt werden.“

Mit der Streichung von rund 50 Piloten-Stellen soll letzten Meldungen zufolge Ende Juli, Anfang August begonnen werden.