ČSA will Drittel des Personals entlassen – Arbeitnehmer kritisieren inaktive Geschäftspolitik

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Die tschechische Fluggesellschaft České aerolinie (kurz: ČSA) will ein Drittel ihrer Angestellten entlassen. Insgesamt sollen etwa 70 Piloten sowie 150 Flugbegleiter und 60 administrative Mitarbeiter gekündigt werden, informierte ein Sprecher der Firma. Die Gewerkschaftsorganisation der Flugbegleiter hat daraufhin am Mittwoch ihre Streikbereitschaft ausgerufen. Und auch die Piloten-Vereinigung (CZALPA) kritisiert die Entscheidung der Firmenleitung.

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Die Zahlen über die vorgesehene Entlassungswelle hat der Sprecher der Fluggesellschaft, Daniel Šabík, am Mittwoch bestätigt. Er nannte auch den Grund für die Entscheidung der Firmenleitung:

„ČSA hat keine kontinuierliche und sinnvolle Verwendung für sechs Flugzeuge seiner Airbus 320-Flotille. Das hat sich noch dazu verstärkt durch die Auswirkungen des russisch-ukrainischen Konfliktes gezeigt. Dies wiederum hat die frühere Entscheidung, die Airbusse zu verkaufen, noch beschleunigt.“

Daniel Šabík  (Foto: ČT24)
In dem Moment, in dem Flugzeuge verkauft und die Transportleistungen der Firma damit geringer werden, könne auch nicht mehr so viel Personal beschäftigt werden, weil es nicht mehr gebraucht werde, so Šabík. Zudem hätten andere Maßnahmen der Restrukturierung bei ČSA bereits dazu geführt, dass die Fluggesellschaft nach jahrelangem Minus in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wiedermal einen Betriebsgewinn verzeichnen konnte, erklärte der Sprecher.

Radek Janev  (Foto: ČT24)
„Wir führen die personelle Reduzierung deshalb durch, damit wir nun auch das ganze Jahr über einen Betriebsgewinn ausweisen können.“

Mit dieser – ihrer Meinung nach – nur auf schnelle Gewinne ausgerichteten Sichtweise der Firmenleitung sind die Stewardessen und Flugbegleiter gar nicht einverstanden. Der Vizechef ihrer Gewerkschaft ist Radek Janev:

„Uns scheint, dass die Firmenleitung Schritte durchführt, die nur auf die Senkung der Kosten zielen. Demgegenüber richtet sie ihr Augenmerk überhaupt nicht auf die Geschäfte, die ČSA in der Entwicklung weiterführen könnten.“

Foto: Aero Icarus,  CC BY-SA 2.0
Mit der derzeitigen Entwicklung sind auch die Piloten höchst unzufrieden. Einen Schub nach vorn hatten sie sich vor allem von der Korean Air erhofft, die als Aktionär im vergangenen Jahr bei ČSA eingestiegen ist. Präsident der Piloten-Vereinigung ist Stanislav Fiala:

„Wir Piloten waren von dem Einstieg der Korean Air bei ČSA begeistert, denn das ist eine renommierte und international starke Fluggesellschaft. Doch leider wurden die Versprechen nicht eingelöst, denn im letzten Jahr hat sich überhaupt nichts getan.“

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Der Wirtschaftsredakteur des Nachrichtenportals „Echo24“, Petr Holub, ist ebenso überzeugt davon, dass ČSA seine eigenen Möglichkeiten zu wenig nutze:

„Meiner Meinung nach bemüht man sich in der Führungsetage von ČSA zu wenig darum, etwas zu erhalten und zu bewahren. Man ist überhaupt nicht aktiv. Man könnte zum Beispiel die Geschäftspolitik ändern, zumal der Flugverkehr seit dem letzten Jahr wieder im Aufwind ist. Zudem könnte ČSA ab dem nächsten Jahr auch Charterflüge durchführen, die man bisher überhaupt nicht genutzt hat.“

Marián Vojtek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Entsprechend entsetzt reagierte auch Premier Bohuslav Sobotka, als er von der geplanten Entlassungswelle bei ČSA erfahren hat. Er habe das starke Gefühl, dass bei der noch von der konservativen Vorgängerregierung eingeleiteten Privatisierung von ČSA die nationale Fluggesellschaft zugunsten ihres Teilaktionärs Travel Service auf der Strecke bleiben soll. Mehrere Oppositionspolitiker und Wirtschaftsexperten vertreten indes die Ansicht, dass ČSA den eingeschlagenen Weg der Restrukturierung konsequent fortsetzen müsse.