Cyril und Method
Der 5. Juli ist in Tschechien seit 1990 der Kyrill und Method-Feiertag: Dieser ist den beiden Slawenaposteln gewidmet, die vor über 1000 Jahren den christlichen Glauben in die böhmischen Länder brachten. Im heutigen Geschichtkapitel wollen wir Sie also zu einem Ausflug in längst vergangene Zeiten einladen, als das Grossmährische Reich noch existierte und Herrscher wie Svatopluk, Borivoj, Rastislav und andere mit für die deutsche Zunge kaum aussprechbaren und in deutschen Ohren exotisch klingenden Namen dort regierten.
Der 5. Juli ist in Tschechien seit 1990 der Kyrill und Method-Feiertag: Dieser ist den beiden Slawenaposteln gewidmet, die vor über 1000 Jahren den christlichen Glauben in die böhmischen Länder brachten. Im heutigen Geschichtkapitel wollen wir Sie also zu einem Ausflug in längst vergangene Zeiten einladen, als das Grossmährische Reich noch existierte und Herrscher wie Svatopluk, Borivoj, Rastislav und andere mit für die deutsche Zunge kaum aussprechbaren und in deutschen Ohren exotisch klingenden Namen dort regierten.
Die beiden Slawenapostel Kyrill und Method lebten im 9. Jahrhundert, zu einer Zeit also, als sich im Siedlungsgebiet der Slawen die ersten Staaten zu bilden begannen und die christliche Missionierung dieses Gebiets voranschritt. Ende des 8. Jahrhunderts erreichten die ersten Missionare die auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik siedelnden Slawen. Etwa um 830 wurde die erste aus Stein erbaute Kirche auf dem Gebiet der späteren Tschechoslowakei vom Salzburger Erzbischof Dalram geweiht. Sie befand sich im heutigen slowakischen Nitra, dem damaligen Sitz des mächtigsten slawischen Fürsten jener Zeit. Die damaligen Bewohner der späteren Böhmischen Länder wurden von Regensburg und Passau aus missioniert. Ein grosser Erfolg dieser christlichen Missionare war im Jahre 845 ohne Zweifel die Taufe von 14 böhmischen Fürsten in Regensburg.
Zu jener Zeit hatte ein gewisser Fürst Mojmir die Grundsteine für das grossmährische Reich gelegt, dessen Herrscher er war. Sein Nachfolger und Neffe, Rastislav, herrschte in jenem Reich von 846 bis 870 und ist für das Thema unseres heutigen Geschichtskapitel von grosser Bedeutung. Denn es war gerade dieser mährische Fürst der die beiden Slawenapostel Kyrill und Method nach Mähren holte, was weitreichende Folgen hatte. Zunächst aber der Reihe nach:
Fürst Rastislav störte die Tatsache, dass sein Herrschaftsgebiet von Missionaren aus dem bayrischen Regensburg und Passau missioniert wurde, denn die deutschen Herrscher erhoben nicht nur Anspruch auf das geistige Befinden der Slawen, sondern wollten diese auch politisch in ihrer Abhängingkeit sehen. Rastislav hingegen war bestrebt, den Einfluss der Ostfranken auf sein Reich einzuschränken und dessen vollständige Unabhängigkeit zu erreichen. Um die kirchliche Unabhängigkeit vom Ostfrankenreich zu erreichen, sandte Rastislav eine Delegation nach Rom, mit der Bitte um Entsendung eines Bischofs für sein Grossmährisches Reich. Doch der damalige Papst Nikolaus erfüllte dieses Bitte nicht. Also wandte sich Fürst Rastislav an den byzantinischen Kaiser mit dem gleichen Anliegen. Dieser kam der Bitte des mährischen Fürsten nach und entsandte gleich zwei Missionare in das Grossmährische Reich, die Brüder Konstantin und Method.
Der um 827 geborene Konstantin, der sich nach seinem Eintritt in ein Kloster Kyrill nannte, war der jüngere der beiden Brüder. Nach seiner Ausbildung war er zunächst als Philosophielehrer tätig, bevor er Missionar wurde. Sein 10 Jahre älterer Bruder Method war einige jahre Verwalter einer slawischen Provinz des byzantinischen Reiches. Die beiden aus Saloniki stammenden Brüder wurden dann zur Missionierung der Chasaren, eines Volkes im Norden des Schwarzen Meeres, entsandt. Nach ihrer Rückkehr von dort erreichte sie 860 die Bitte Kaiser Michaels, ins Grossmährische Reich zu gehen, da sie für die dortigen Aufgaben am geeignetsten seien. Die beiden Brüder beherrschten neben dem Griechischen, Hebräischen und Lateinischen auch den slawischen Dialekt, der damals in der Nähe ihrer Heimatstadt Saloniki gesprochen wurde.Bevor sich die beiden aber auf die Reise in das Grossmährische Reich machten, entwickelte Konstantin eine Schrift, die dem Lautsystem der slawischen Sprache entsprach, denn die beiden wollten, wie in der Ostkirche üblich, den Gottesdienst in der Sprache der Gemeinde abhalten. Im 9. Jahrhundert war der Unterschied zwischen den einzelnen slawischen Dialekten noch nicht so gross, so dass die Bewohner Mährens den südslawischen Dialekt der beiden Missionare verstehen konnten.
Die von Konstantin entwickelte Schrift wurde Glagolika genannt - abgeleitet vom slawischen Wort Glagol für Wort. Diese Schrift wurde zur Grundlage des slawischen Schriftums und damit wurde Konstantin zum Begründer der slawischen Schriftsprache und Literatur. Von der Glagolika leitete sich später die Kyrillische Schrift ab, die bis heute in Russland, der Ukraine, Weissrussland, in Bulgarien, Mazedonien und Serbien in Gebrauch ist.
Vor ihrer Abreise begann Konstantin die Gottesdienstliturgie sowie Teile des alten und neuen Testaments in das sog. Altkirchenslawische zu übersetzen, wie die damals am weitesten verbreitete slawische Sprache heute bezeichnet wird. Bis heute ist diese Lithurgie in der russisch-orthodoxen Kirche in Gebrauch.
Die Ablehnung der Bitte Rastislavs durch den Papst hatte also weitreichende Folgen: anstelle lateinisch predigender, von Rom entsandter Missionare kamen slawisch sprechende Mönche aus Konstantinopel nach Grossmähren, die zu Pionieren der slawischen Lithurgie wurden und scheinbar als Nebenprodukt ihrer missionarischen Tätigkeit den Grundstein für die slawische Schriftsprache legten. Hätte der Papst dies geahnt, vielleicht hätte er die Bitte des grossmährischen Fürsten doch nicht abgelehnt. Nun war es zu spät und die Geschichte nahm ihren Lauf.
Im Jahre 864 erreichten Konstantin und Method den Hof von Fürst Rastislav und machten sich gleich an die Arbeit. Diese bestand vor allem darin, Einheimische zu Priestern auszubilden und eine eigene grossmährische Kirchenorganisation aufzubauen. Diese Tätigkeit war natürlich den Priestern aus dem Ostfrankenreich ein Dorn im Auge, erhoben sie doch Anspruch auf das Gebiet, das sie dem Regensburger Bistum unterordnen wollten. Die fränkischen Priester wollten ihren Einfluss wiedergewinnen und wandten sich schliesslich mit der Anschuldigung an den Papst, dass die beiden Slawenbrüder den Gottesdienst in slawisch abhalten würden und nicht in einer der üblichen drei Sprachen Latein, Griechisch oder Hebräisch.
Um sich zu rechtfertigen und ihre Position zu bestätigen, machten sich Konstantin und Method 867 auf den Weg nach Rom. Dort wurden sie von Papst Hadrian freundlich empfangen. Dieser unterstützte die beiden und legitimierte den Gebrauch der slawischen Lithurgie.
Während ihres Aufenthaltes in Rom erkrankte Konstantin. Er trat in ein griechisches Kloster in Rom ein, nahm den Mönchsnamen Kyrill an und starb dort 869.
Method erhielt von Papst Hadrian die Aufgabe, das Werk in Mähren fortzusetzen. 869 wurde Method zum Erzbischof von Mähren und Panonien geweiht, einem slawisch besiedelten Gebiet am Plattensee, sowie zum Legaten des apostolischen Stuhls bei den Slawen ernannt. Doch das Grossmährische Reich lag weit entfernt von Rom und vieles hatte sich dort in der Abwesenheit der slawischen Missionare geändert.
Fürst Rastislav war inzwischen von den Ostfranken abgsetzt und eingekerkert worden. Sein Neffe Svatopluk regierte nun mit Unterstützung der Ostfranken. Die bayrischen Bischöfe nutzten diesen Wandel der politischen Situation und liessen Method auf seinem Weg nach Mähren gefangen nehmen. Drei Jahre war Method im Kloster Ellwangen in Süddeutschland eingesperrt, bevor er 873 nach Intervention des Papstes freigelassen wurde.
Method machte sich nach seiner Rückkehr nach Mähren erneut an die Arbeit, doch wieder kam er mit den ostfränkischen Missionaren und bayrischen Bischöfen in Konflikte. Diese wollten die slawische Lithurgiesprache einfach nicht anerkennen. Deshalb reiste Method erneut nach Rom. Papst Johannes VIII. bestätigte die Rechtmässigkeit der slawischen Lithurgie und die Stellung Methods als mährischer Erzbischof. Der Papst sandte Method zurück nach Mähren mit der Aufgabe, neue Bistümer zu errichten und Priester zu weihen. Kurz vor seinem Tod 885 ernannte Method den mährischen Priester Gorazd zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Mähren. Doch das Lebenswerk der beiden Slawenapostel wurde im Grossmährischen Reich bald nach dem Tode Methods zerstört. Die fränkischen Bischöfe verjagten Methods Schüler aus Mähren und setzten erneut die lateinische Lithurgie durch. Die Anhänger des Method und Kyrill flohen nach Süden und liessen sich in dem Gebiet des heutigen Bulgarien nieder. Hier entwickelte sich die glagolitische Schrift zur kyrillschen weiter.
Method selbst wurde am Fürstensitz des Grossmährischen Herrschers 885 begraben. Bis heute ist jedoch unklar, wo sich dieser befunden hat. Archäologen sind noch immer auf der Suche nach dem Grab des hl. Method - vielleicht gelingt es eines Tages, dieses zu entdecken.