Zehntausende Pilger und internationaler Besuch – Wallfahrt zu Ehren von Kyrill und Method
In Tschechien wird in diesem Jahr an die Ankunft der beiden Slawenapostel Kyrill und Method im Großmährischen Reich vor 1150 Jahren erinnert. Die Feierlichkeiten erreichten mit einer nationalen Wallfahrt nach Velehrad am vergangenen Freitag ihren Höhepunkt.
Die tschechischen Bischöfe hatten auch Papst Franziskus nach Velehrad eingeladen. Doch dieser schickte einen Gesandten, den kroatischen Kardinal Josip Bozanić, nach Mähren. Als der Kardinal den Gottesdienst in Tschechisch zu zelebrieren begann, erntete er großen Beifall. Auch die Predigt las der Kardinal tschechisch vor. Er ging auf die damals recht schwere Aufgabe von Kyrill und Method ein:
„Die beste Übersetzung des Evangeliums, die die Brüder Kyrill und Method anfertigten, war ihr Leben selbst. Wir wissen, dass eben Menschen, die bereit sind, nach dem Vorbild von Christus zu leben, die sichtbarsten Spuren in den Herzen der Menschen sowie in der Geschichte der Völker hinterlassen. Diese Spuren erkennen bei weitem nicht nur Gläubige bis heute. Hier in Velehrad können wir die Bedeutung des Christentums im Leben und der Kultur der slawischen Völker kennenlernen. Unsere Geschichte können wir nicht ohne die Rolle begreifen, die der christliche Glaube im Leben vieler Generationen spielte.“Kardinal Bozanić erinnerte daran, dass sich die beiden Gelehrten bei der Verkündung des Evangeliums eingehend mit den Fragen der Sprache und der Kultur befassten:
„Bei der Evangelisierung haben sie dank ihrer Begabung eine Kulturidentität geschaffen: Sie verknüpften die Sprache, die Schrift, die Liturgie sowie die Kultur. Auch unter den Bedingungen, unter denen die europäischen Völker heute leben, hat die Botschaft der Schutzpatrone Europas nichts an ihrer Frische verloren. Sie lehren uns bis heute, die Besonderheiten der einzelnen Völker und deren Kulturen zu achten.“Der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka erinnerte in seiner Rede an einige Ereignisse aus der nicht weit entfernten Vergangenheit, die sich in Velehrad abgespielt haben. So verwandelte sich die Wallfahrt 1985 in einen Protest gegen das kommunistische Regime, als der damalige Kulturminister von den Gläubigen ausgepfiffen wurde. Außenminister Karel Schwarzenberg, der am Freitag an dem Festgottesdienst teilnahm, sagte gegenüber Radio Prag, dies sei damals ein großes Ereignis gewesen:
„Ich war damals noch im Ausland, ich lebte in Österreich, und ich gebe zu, ich habe das mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und stellte fest, wie stark doch noch die Kirche damals war. Es war ein Signal der Hoffnung.“Als Schwarzenberg in seiner Kindheit noch in Böhmen lebte, konnte er Velehrad nicht besuchen, weil das Reisen während des Kriegs und kurz danach schwierig war. Aber sein Vater habe ihm von Velehrad viel erzählt, so der Minister. Was schätzt er am meisten an den beiden Gelehrten, den heiligen Kyrill und Method?
„Zweifellos die revolutionäre Neuerung, dass das Evangelium nicht nur an gewisse Sprachen gebunden ist. Zu dieser Revolution kommt es auch in anderen Sprachen, aber damals war es das erste Mal, wo es gelungen ist. Das war wirklich ein Umsturz im Denken der Kirche.“
Fotos: Martina Schneibergová