Gleich drei Nationalpatrone auf einen Schlag

Christliche Missionare Cyril und Method
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Am vergangenen Dienstag und Mittwoch wurden in Tschechien gleich zwei Feiertage gefeiert. Der 5. Juli steht im tschechischen Kalender für den Tag der Christlichen Missionare Cyrill und Method, die im 9. Jahrhundert auf dem Gebiet der Tschechischen Republik angekommen sind, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Am 6. Juli wird traditionell des Märtyrertodes vom Kirchenreformator Jan Hus gedacht, der im Jahre 1415 in Konstanz verbrannt wurde. Eine Zusammenfassung von Bára Procházková:

Präsident Vaclav Klaus  (links) und der Erzbischof Jan Graubner,  Velehrad  (Foto: CTK)
Am Dienstag hat im mährischen Velehrad der tschechische Kardinal Miloslav Vlk eine Pilgermesse abgehalten. Sein Appell - nicht nur an die 30.000 Anwesenden- war ein Aufruf nach einer intensiven Suche nach Jesus Christus. Über die Bedeutung der Apostel Cyril und Method für die tschechische Gesellschaft spricht der Erzbischof Jan Graubner:

"Die zwei Denker waren Genies für die damalige Zeit. Sie waren fähig, für unsere Sprache ein neues Alphabet auszuarbeiten, sie haben die ersten Bücher in eine slawische Sprache übersetzt, und zwar sowohl die heilige Schrift als auch juristische Bücher, als Basis für die Gesellschaft."

Am Mittwoch haben die Tschechen mit einem Feiertag des Reformators Jan Hus gedacht. Bereits am Dienstagabend wurde auf dem Altstädter Ring in Prag ein szenisches Oratorium "Jan Hus" aufgeführt. Mehr dazu von dem Prager Bischof der Hussitenkirche, Karel Bican:

Oratorium 'Meister Jan Hus'  (Foto: CTK)
"Wir haben über eine Möglichkeit diskutiert, ein Oratorium zusammenzustellen, das das Leben von Magister Jan Hus beschreiben würde, vor allem die Problematik des ganzen Konstanzer Konzils. Die Form von wirkungsvollen Texten und Melodien skizziert das, was Meister Jan Hus dieser Nation auch in der heutigen zu sagen hat."

In Prag wurde in der Betlehemskapelle, wo auch Jan Hus gepredigt hatte, eine Messe abgehalten. Anwesend war auch der tschechische Ministerpräsident Jiri Paroubek. Auch im südböhmischen Husinec, der Geburtstadt von Jan Hus, wurde den ganzen Mittwoch gefeiert. Das Stadtzentrum hat sich in einen mittelalterlichen Markt verwandelt. Musikkonzerte sowie ökumenische Messen wurden den ganzen Tag über celebriert. Die Gedenkveranstaltung in Husinec endete mit dem so genannten Aufruf von Husinec. Die kirchlichen Historiker bitten in dieser Schrift Papst Benedikt XVI., dass Jan Hus zur Quelle der Versöhnung für alle Christen wird. Die Bedeutung von Jan Hus für die tschechische Nation fasst der tschechische Präsident Vaclav Klaus zusammen, der an den Festlichkeiten in Husinec teilnahm:

Jan Kasal  (links) und Jiri Paroubek bei der Messe in der Betlemer Kapelle  (Foto: CTK)
"Ich habe in meiner Rede versucht, die große Bedeutung von Jan Hus für uns und unsere Geschichte zu betonen. Hus hat unser geistiges Leben und das Bewusstsein der Nation vielleicht mehr als andere beeinflusst. Ich glaube, dass jeder von ihm weiß und sein Schicksal kennt. Jeder kennt auch seinen Kampf für die Wahrheit und er war immer ein Beispiel für andere. Ich hoffe, dass er auch in der Zukunft ein Vorbild bleiben wird."

Am Mittwochabend wurde anlässlich von zwei runden Jubiläen das Denkmal von Meister Jan Hus auf dem Prager Altstädter Ring das erste Mal beleuchtet. Vor genau 590 Jahren wurde Jan Hus verbrannt und vor 90 Jahren wurde auf dem Altstädter Ring der Grundstein für sein Denkmal gelegt. Für einen Moment schaute der Schatten des Reformators auf die Anwesenden herunter, als Mahnung für die heutige Gesellschaft. Seine Botschaft "Liebt euch, gewährt jedem das Recht" lebt weiter.