Katholische Kirche will sich nach außen öffnen
Die katholische Kirche Tschechiens will sich stärker nach außen öffnen und zugleich ihre innere Gemeinschaft festigen. Darauf einigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Plenarversammlung der tschechischen katholischen Kirche, die am Sonntag im südmährischen Velehrad zu Ende ging. Mehr von Martina Schneibergova.
Kardinal Miloslav Vlk bezeichnete während der erwähnten Plenarversammlung die passive Rolle vieler Katholiken als eines der Hauptprobleme der Kirche. Nach Meinung des Sprechers der tschechischen Bischofskonferenz, Martin Horálek, zeigte sich jedoch auf der Plenarversammlung, dass die Laien gar nicht passiv waren, da die Mehrheit der Vorschläge eben aus ihren Reihen hervorging:
"Um vergleichen zu können: es gab dort 30 Laien, die 35 Vorschläge unterbreitet hatten, während von den Bischöfen und anderen Kirchenvertretern nur acht Vorschläge initiiert wurden. Daran sieht man schon einen bedeutenden Unterschied in der Aktivität des Klerus und der Laien, die diese Plenarversammlung als Plattform für ihr eigenes Engagement nutzten."
Die soeben beendete Plenarversammlung stellte sozusagen das erste Gipfeltreffen der tschechischen katholischen Kirche seit der Wende von 1989 dar. Einberufen wurde sie bereits 1997 u. a. mit dem Ziel, die Rolle der katholischen Kirche in der Gesellschaft nach dem Fall des kommunistischen Regimes neu zu definieren. Zum ersten Mal traf die Plenarversammlung 2003 zusammen, in der Zwischenzeit arbeiteten einzelne Fachkommissionen und Zirkel. Das Resultat der Plenarversammlung ist ein Dokument mit dem Titel "Das Leben und die Aufgabe der Christen in der Kirche und in der Welt". Kardinal Vlk bewertete die Tagung wie folgt:
"Ich nehme an, dass die Atmosphäre sowie die Meinungen, die auf der Versammlung präsentiert wurden, sehr offen der Gesellschaft gegenüber waren. Es war nicht die Haltung ´wir und sie´, sondern ´wir innerhalb von allen anderen´."Kardinal Vlk betonte, dass die Kirche nicht dazu da sei, um ein Ghetto für sich selbst zu bilden, sondern dass sie Werte nach außen tragen soll. Diese wollen wir niemandem aufzwingen, sondern nur anbieten, sagte Vlk. An das Leben in einem Ghetto gewöhnte sich während der kommunistischen Zeit jedoch nicht nur ein Teil der Gläubigen, sondern auch einige Geistliche. Martin Horálek dazu:
"Ich meine, dass dies überwunden werden kann. Allmählich beginnt unter den Gläubigen die jüngere Generation von Priestern und ihren Mitarbeitern zu wirken, für die es natürlich ist, Kontakte ins Ausland zu haben und sich weiter zu bilden. Für sie ist es normal, offen zu sprechen - ohne Klischees und ohne eine latente Angst. Schwierig kann es mit der älteren Priestergeneration sein. Ich befürchte, dass ihre Haltung oft schon so tief sitzt, dass sie durch ein Dokument oder eine Empfehlung der Plenarversammlung kaum maßgeblich geändert werden kann."
Die angestrebte Offenheit der Kirche gegenüber der Gesellschaft bedeutet natürlich nicht den Verzicht auf die in der katholischen Glaubenslehre verankerten Prinzipien. Sie soll aber mehr Verständnis und Sensibilität auch für diejenigen zeigen, die gerade keine Vorzeigegläubigen sind.