1150 Jahre Kyrill und Method: jede Menge Kulturprojekte zum Jubiläum

Foto: Archiv des Kulturhauses in Kroměříž

In wenigen Wochen jährt sich die Ankunft der Slawenaposteln Kyrill und Method in Mähren zum 1150. Mal. Dieser Jahrestag wird hierzulande ausgiebig gefeiert. Das ganze Jahr über finden Fachkonferenzen, Vorträge und Ausstellungen statt sowie Theatervorstellungen, Konzerte, Workshops für Schulkinder, feierliche Gottesdienste und Pilgerfahrten. Auch die Unesco hat 2013 daher zum Jubiläumsjahr ausgerufen. Den Auftakt zu den Feiern gab der tschechische Premier Petr Nečas bereits im Mai 2012 bei seiner Vatikan-Visite. Wir stellen Ihnen worum es geht, und stellt einige der interessantesten Veranstaltungen vor.

Großmähren  (Quelle: Wikimedia Commons Free Domain)
Das erste Staatsgebilde auf tschechischem Boden und auch das erste im slawischen Teil Europas war das so genannte Großmähren oder auch Großmährische Reich. Im 9. Jahrhundert umfasste es außer dem Gebiet des heutigen Mährens auch Teile Böhmens, Westungarns, Schlesiens und der Slowakei. Die in diesem Raum angesiedelte slawische Bevölkerung galt aus christlicher Sicht als heidnisch, ihre Sprache ist in keiner schriftlichen Urkunde belegt worden. Einer der Herrscher, Fürst Rostislav, wollte seine Stellung und die seines Landes gegenüber der zunehmenden Expansionslust des Ostfrankenreiches stärken. Deswegen bat er den byzantinischen Kaiser Michael III. um Hilfe. Dieser entsandte im Jahr 863 die aus dem griechischen Thessaloniki stammenden Brüder und Gelehrten Kyrill und Method zur Mission nach Großmähren. Mit ihrer Übersetzung von vier Evangelien und mehreren liturgischen sowie rechtlichen Texten aus dem Griechischen in das so genannte Altkirchenslawisch wurde ein bedeutendes Kapitel der tschechischen Geschichte eröffnet.

Ausstellung „Kyrill und Method“ im Mährischen Landesmuseum  (Foto: Archiv des Mährischen Landesmuseums)
Zum Jubiläum 1150 Jahre nach der Ankunft von Kyrill und Method in Mähren soll vor allem daran erinnert werden, dass die Mission weitreichende kulturelle und gesellschaftliche Folge hatte. Sie half nicht zuletzt bei der Prägung einer eigenen tschechischen Identität.

Eines der größten Projekte zur Feier wird vom Mährischen Landesmuseum Brno / Brünn gestaltet. Es sind insgesamt vier Ausstellungen, sie sollen einen Einblick in das Leben der beiden Slawenapostel sowie des damaligen frühchristlichen Landes geben. Gezeigt werden unter anderem historische und archäologische Objekte, die in den vergangenen 50 Jahren bei Ausgrabungen entdeckt wurden. Die beiden Missionare und ihre Schüler waren auf einem sehr ausgedehnten Territorium tätig, wie in einer Fotoausstellung dokumentiert ist. Auf 80 großformatigen Aufnahmen sind sakrale Baudenkmäler aus der Zeit abgebildet, die in Mähren, Bulgarien, Mazedonien, Rumänien und Serbien stehen. Aber auch der größere Kontext wird dargestellt. So reicht der Einfluss der Slawenaposteln in Tschechien und weiteren Ländern bis in die Musik, Literatur, Malerei, ins Theater und die Volkskunst.

Simona Jemelková  (Foto: YouTube)
Über ein Jahr lang wurde auch in Olomouc / Olmütz eine Jubiläumsausstellung vorbereitet. Simona Jemelková ist Kuratorin der Schau:

„Ursprünglich wollten wir nur alte Kunst vorstellen. Doch nach und nach reifte bei uns die Überzeugung, dass es viel wichtiger ist zu zeigen, wie die Tradition von Kyrill und Method bis heute lebendig ist und auch in der modernen bildenden Kunst ihre Resonanz findet. Das war der Grund, warum wir auch Werke zeitgenössischer Künstler in unsere Ausstellung einbezogen haben. Das jüngste Exponat, das für mich persönlich sozusagen eine Herzenssache ist, entstand Anfang 2013. Es ist ein höchst abstraktes Standbild der Apostel Kyrill und Method von Pavel Hřebíček. Wegen seiner Vieldeutigkeit zieht es die Besucher in Bann und weckt überwiegend positive Emotionen.“

‚Für die Slawen’  (Foto: Archiv des Kunstmuseums Olmütz)
Die Ausstellung ist im Erzdiözese-Museum Olmütz zu sehen, sie nennt sich „Zwischen Ost und West - die hl. Kyrill und Method in der Kultur der Böhmischen Länder“. Gezeigt werden rund 60 Exponate aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk. Eines wurde zum allerersten Mal für eine Ausstellung verliehen.

„Es ist eine Leihgabe aus der Basilika von Velehrad und handelt sich um das Gemälde mit dem Namen ‚Für die Slawen’. Das Bild haben polnische Pilger, unter ihnen auch sein Autor und einer der bedeutendsten polnischen Maler des 19. Jahrhunderts, Jan Matejko, im Jahr 1885 in den mährischen Wallfahrtsort gebracht. Zuvor war es von Papst Leo XIII. anlässlich der Kyrill- und Method-Milleniumsfeier geweiht worden“, so Simona Jemelková.

Zu einem Besuch lädt auch das Olmützer Heimatmuseum, es präsentiert archäologische Funde aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert. Eine weitere Kollektion zeigt wiederum Münzen, Medaillen und Orden aus den letzten drei Jahrhunderten, auf denen Kyrill und Method abgebildet sind. Auf einen Kult rund um die Heiligen verweisen auch alte Handschriften und Drucke aus dem Fundus der Wissenschaftlichen Bibliothek in Olmütz. Die Ausstellungen aus Brünn und Olmütz sollen im Herbst dann in Prag gezeigt werden.

„Tage der slawischen Kultur“
Auch die mährische Unesco-Stadt Kremsier / Kroměříž plant eine große Veranstaltung zum Kyrill- und Method-Jahr. Sie heißt „Tage der slawischen Kultur und Bildung“ und soll an wichtige Aspekte der byzantinischen Mission erinnern. Geistiger Vater dieser Veranstaltungstage ist Jiří Králík, der Leiter des Kulturhauses in Kroměříž. Er ließ sich paradoxerweise dadurch inspirieren, dass die frühere traditionelle kulturelle Zusammenarbeit der slawischen Länder mittlerweile nachgelassen hat.



Jiří Králík  (Foto: ČT24)
„Meines Erachtens ist es die Tschechische Republik, die nur wenig mit den anderen slawischen Ländern kommuniziert. Nach der politischen Wende von 1989 hat sich unser Land logischerweise dem Westen gegenüber wieder geöffnet. Gleichzeitig wurde das Bewusstsein von anderen wichtigen Traditionen etwas in den Hindergrund gedrängt. Dazu gehört eben auch die Tatsache, dass Kyrill und Method die kyrillische Schrift zunächst nach Großmähren brachten und hierzulande das Fundament für die Bildung der slawischen Bevölkerung legten. Erst ihre Schüler gingen von hier nach Bulgarien und dann weiter nach Russland. Somit lag die kyrillische Schrift den heutigen Sprachen aller slawischen Völker zugrunde.“

Neben der kulturellen Bedeutung sieht Králík aber noch eine weitere Dimension von Kyrill und Methods Wirken in Großmähren:

Ikonenbild aus Bulgarien  (Foto: Archiv des Kulturhauses in Kroměříž)
„Am wichtigsten ist wohl, dass sie auch Toleranz symbolisiert haben. Ihre Mission wurde sowohl von der byzantinischen Führungsspitze in Konstantinopel als auch vom Oberhaupt der katholischen Kirche, dem Papst in Rom gebilligt. Diese zwei machtpolitischen Zentren haben sich damals ansonsten nicht sonderlich gut verstanden. Dennoch waren sie sich einig, dass die Heilige Schrift und der Gottesdienst in Altkirchenslawisch für das slawische Volk Großmährens wichtig seien.“

Beim Festival in Kroměříž werden unter anderem eine Ausstellung orthodoxer Ikonenbilder aus Bulgarien gezeigt, eine Ausstellung mit Bildern, die durch die slawische Schrift Glagoliza inspiriert wurde sowie der russische Film „Andrej Rublev“ über den bekannten gleichnamigen Ikonenmaler des 15. Jahrhunderts. Außerdem tritt die Bohuslav-Martinů-Philharmonie aus dem südmährischen Zlín gemeinsamen mit dem Volksmusikensemble Hradišťan auf, nur um einige Programmpunkte zu nennen. Das Festival findet gerade an diesem Wochenende unter der Schirmherrschaft von fast allen slawischen Ländern statt. Die Veranstalter wollen mit dem ersten Jahrgang eine neue Tradition begründen, um auch die Kontakte zwischen den slawischen Völkern wiederzubeleben. Die nächsten „Tage der slawischen Kultur und Bildung“ sind bereits jetzt beschlossene Sache und sollen von 23. bis 25. Mai 2014 wieder in Kroměříž stattfinden.

Doku-Drama über Kyrill und Method
Kyrill und Method werden sich demnächst auch als Helden einer vierteiligen Filmserie vorstellen, die ihre Schöpfer als ein Doku-Drama bezeichnen. Inspirationen dafür holte sich der Filmstab um Regisseur Petr Nikolaev bei ähnlichen Produktionen der BBC. Die erste Folge strahlt das Tschechische Fernsehen am 5. Juli aus, dies ist offiziell der „Tag der Slawenapostel Kyrill und Method“ und zugleich tschechischer Staatsfeiertag. Nikolaevs Filmcrew arbeitet zudem derzeit an einem historischen Spielfilm mit denselben Protagonisten, der im Herbst dieses Jahres seine Kinopremiere haben wird.

Archäologisches Freilichtmuseum von Modrá bei Velehrad  (Foto: Mercy,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Die Dreharbeiten zu beiden Filmproduktionen bezeichnete der Regisseur als „sehr anspruchsvoll“. Sie fanden unter der Aufsicht von Historikern zum Großteil im archäologischen Freilichtmuseum von Modrá bei Velehrad statt. Einige Filmaufnahmen entstanden aber auch in Zypern, wo die Filmemacher eine authentische Umgebung mit historischen Baudenkmälern fanden. Die Nachbearbeitung erfolgte im Filmatelier. Die Handlung des Streifens folgt den beiden Brüdern auf ihrem mühseligen Weg aus Konstantinopel in das Heidenland Großmähren, wo sie einen dramatischen Kampf um die Durchsetzung des Christentums ausfechten mussten. Denn die Einführung der slawischen Liturgie stößt bei den Machthabern und Priestern aus dem Ostfrankenreich auf Widerstand, und das hat letztlich fatale Folgen. Der Film endet nach dem Tod von Kyrill und Method wahrheitsgetreu mit der Vernichtung eines Teils ihres literarischen Nachlasses durch ihre Feinde. Alle ihre Schüler werden aus dem Land vertrieben.