Czech Press Photo 2004

Jan Rybar: Leid in Beslan

Das meiste, was man über Pressefotografie hört, sind kritische Diskussionen: entwürdigende Bilder aus Krisengebieten, Paparazzi und Schicksale, die gnadenlos vor die Kamera gezerrt werden. Das öffentliche Bild der Pressefotografen ist kein so gutes. Richtige Pressefotografie hat aber einen ganz anderen Sinn: das Weltgeschehen in einem Bild so einzufangen, dass es dem Betrachter nahe kommt. Der Preis "Czech Press Photo" honoriert genau diese Art Pressefotografie. Vom 7. - 9. Oktober wurde er zum neunten Mal vergeben. Mit der Veranstalterin Daniela Mrazkova hat sich Anita Müller unterhalten:

Jan Rybar: Leid in Beslan
Jan Rybar hat das beste tschechische Pressefoto des Jahres geschossen. Das entschied die Jury des Czech Press Photo über sein Bild von der Geiseltragödie in Beslan. Jan Rybar hat darin die Beerdigung eines Kindes aus der Schule von Beslan festgehalten. Genauso wie es eine Menge Preise für Journalismus selbst gibt, ist das Czech Press Photo dazu da, hochwertige Pressefotografie aus Tschechien und der Slowakei auszuzeichnen. Denn die kann, noch viel mehr als ein Text, ein einzigartiges Zeitdokument sein. Seit 1995 gibt es das Czech Press Photo. Entstanden war es aus dem World Press Photo. Daniela Mrazkova erzählt, was der Preis ihrer Meinung nach bewirkt:

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"Ich glaube, durch das "Czech Press Photo" zeigen wir vielen Zeitungen und Zeitschriften, wie viele unveröffentlichte gute Fotos es gibt. Zum Beispiel zeigt erst jetzt eine Menge Zeitschriften die Bilder ihrer eigenen Fotografen, die bis jetzt noch gar nicht veröffentlicht worden waren. Außerdem sind unter den Teilnehmern viele Fotografen, die gar keine Möglichkeit haben, ihre Dokumentar-Projekte zu zeigen. Und wenn wir diese Projekte ausstellen, kommt es sehr oft vor, dass sie nach der Ausstellung auch veröffentlicht werden."

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Der Preis Czech Press Photo wird nicht nur an aktive Fotojournalisten vergeben. Mittlerweile richtet er sich auch an Fotografie- oder Filmstudenten, denen die reine Kunst zu wenig ist. Mit Fotojournalismus müssen die Bewerber aber immer noch etwas zu tun haben. Daniela Mrazkova erzählt:

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"Ich glaube, am Anfang von Czech Press Photo haben nur Fotojournalisten teilgenommen, die auch wirklich in den Medien gearbeitet haben. Und nach und nach haben sich auch Studenten, zum Beispiel von Filmschulen oder angehende Fotografen oder Studenten der Akademie der Bildenden Künste beworben. Was uns sehr freut, denn diese Leute sind auch eingeladen, am Czech Press Photo teilzunehmen. Viele von ihnen wollen in der Zukunft nämlich mit Medien zusammenarbeiten."

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Die Jury besteht aus international renommierten Herausgebern und Kunstdirektoren. Einige von ihnen haben auch schon früher beim World Press Photo gearbeitet. Jedes Jahr werden andere Mitglieder in die Jury gebeten. Den Preis sponsert die tschechische Computerfirma PVT. Der Geldgeber hat also selbst nichts mit Journalismus zu tun. Das macht die Preisvergabe unabhängiger - ein wichtiges Kriterium für guten Journalismus.

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Veröffentlicht werden Pressefotos also nicht nur als gedruckte Zeitungsbilder, sondern auch in der Ausstellung Czech Press Photo. Die hatte zum Beispiel letztes Jahr in Prag 35 000 Besucher. Das Außenministerium schickt die Ausstellung später durch Städte in aller Welt, sodass auch im Ausland noch eine Menge Publikum gibt. Am dem 16. Oktober wird die Ausstellung des diesjährigen Czech Press Photo geöffnet. Bis zum 25. Januar läuft sie in der Komorni Galerie auf der Maiselova Straße 2, ganz in der Nähe des Altstädter Rings.