„Dann hat man ein, zwei Bilder verkauft“ – Ausstellung zu Alois Beran-Polly

Foto: Martina Schneibergová

Er galt als Multitalent: Alois Beran-Polly war vor allem Maler, aber auch Komponist und Übersetzer. Geboren wurde er 1884 im südböhmischen Dolní Bolíkov / Wölking. Er besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Brno / Brünn, lebte in Klosterneuburg und starb 1945 in Langenlois. Eine Auswahl von Beran-Pollys Landschaftsmalereien, Stillleben und Porträts ist nun in einer Ausstellung in Prag zu sehen. Initiatorin der Ausstellung ist die Großnichte des Künstlers, Elke Krafka.

Elke Krafka  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Krafka, Sie sind die Initiatorin der Ausstellung aus dem Werk von Alois Beran-Polly. Wie ist sie zustande gekommen?

„Meine Familie besitzt mehrere Bilder von Alois Beran-Polly. Es sind ungefähr 40 Werke, die wir von unserem Maleronkel haben. Eines Tages habe ich Peter Barton vom Sudetendeutschen Büro in Prag getroffen und gefragt, ob es möglich wäre, eine Ausstellung von Bildern meines Großonkels zu machen. Allmählich hat sich das ergeben, dass wir hier die Bilder ausstellen können.“

Ihr Onkel hat Stadt- und Landschaftsbilder, Stillleben, aber auch Porträts gemalt. In Prag wird das Porträt eines kleinen Mädchens gezeigt. Ist es nicht Ihre Mutter?



Mädchen mit Puppe  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ja, auf dem Porträt ist meine Mutter. Man sagt ihm immer nach: Wenn er Porträts gemalt hat, sind die Eigenschaften der porträtierten Personen klar sichtbar. Jetzt im Falle des Porträts meiner Mutter als Kind sieht man ein kleines, verstocktes Mädchen, das irgendwie in sich gekehrt ist. Diese Charaktereigenschaft hat sie bis ins hohe Alter behalten.“

Ausgestellt sind hier auch einige Stadtbilder: Eines erinnert an Schieles Krumau, auf dem anderen ist Dačice / Datschitz abgebildet. Was ist auf dem dritten Gemälde?

„Das dritte Bild auf der Einladungskarte ist das Schloss Vranov nad Dyjí / Frain bei Znojmo / Znaim. Es gibt noch mehrere Stadtansichten – im Sitzungssaal von Slavonice / Zlabings hängt zum Beispiel ein Bild der Stadt von 1930.“

Ihr Großonkel war Autodidakt, es ist zu sehen, dass er sehr begabt war. Inwieweit gelang es ihm, sich als Maler durchzusetzen?

Vorstadt erinnert an Schieles Krumauer Ansichten  (Foto: Martina Schneibergová)
„Mein Großonkel lebte in Klosterneuburg und war dort mit dem Künstlerbund heimischer Künstler eng befreundet. Im Klosterneuburger Künstlerbund waren solche Persönlichkeiten vertreten wie zum Beispiel Egon Schiele. Inwieweit mein Großonkel mit den Künstlern der damaligen Zeit verbunden war, kann ich im Nachhinein nicht beurteilen. Aber er war verheiratet mit einer sehr alltagstüchtigen Frau, die diese ganzen künstlerischen Spinnereien – sage ich jetzt etwas provokant – ganz gut geerdet hat. Wenn Familie Beran irgendwann Mal nicht wusste, was man isst, hat die Frau von ihm ein, zwei Bilder verkauft. Mit anderen Worten gesagt, wenn man in Klosterneuburg ist, kann man das eine oder andere Bild von ihm noch entweder im Wohnzimmer oder über dem Esstisch oder in der Dachkammer wieder finden.“

Seine Werke findet man aber auch in den Sammlungen der Wiener Albertina. Sind Alois Beran-Pollys Gemälde auch in anderen Museen oder Galerien zu sehen?

„Es gibt einige öffentliche Sammlungen, in denen er vertreten ist. Zeichnungen sind in der Albertina in Wien. In der Sammlung Renner in Langenlois gibt es einige seine Bilder und im Rathaus von Langenlois ein recht schönes Gemälde eines Erntezugs. Etliches findet sich zudem im Stadtmuseum und auch in den Archiven in Klosterneuburg.“

Die Ausstellung aus dem Werk von Alois Beran-Polly ist bis 18. Oktober zu sehen, und zwar im Prager Haus der Minderheiten in der Straße Vocelova 2.