Das Dorf des Jahres wurde wieder gewählt

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einer weiteren Ausgabe von Regionaljournal. Ein großes Ereignis ging vor einigen Tagen auf der regionalen Ebene vor sich. Das Dorf des Jahres wurde wieder gewählt und darüber wollen Ihnen meine Kollegen Olaf Barth und Dagmar Keberlova heute berichten.

Das Jahr ist wieder um und die Regionen kennen den Gewinner des diesjährigen Jahrgangs des Wettbewerbs "Das Dorf des Jahres 2001". Das ostböhmische Dorf Kamenicky im Bezirk Chrudim hat die Jury überzeugen können, dass man diese regionale Trophäe am meisten verdient. Kamenicky, das vor allem durch die Tätigkeit des Malers Antonin Slavicek berühmt wurde, gewann im siebten Jahrgang des Wettbewerbs in der Konkurrenz von 217 Gemeinden aus 13 Landkreisen. Den zweiten Platz hat die Gemeinde Castrov beim südböhmischen Pelhrimov belegt, den dritten teilen sich Hroznova Lhota aus dem südmährischen Bezirk Hodonin und Trebivlice aus der nordböhmischen Region Litomerice. Doch auch wenn sich die gerade genanten Gemeinden über ihre Auszeichnung bestimmt freuen, ist der Preis nicht das wichtigste an dem ganzjährigen Wettbewerb. Mehr hierzu der Direktor des Wettbewerbs Zdenek Pesa:

"Der Wettbewerb ist schon dadurch bedingt, dass die Dörfer wissen, dass sie sich für den Wettbewerb allein deshalb anmelden können, weil sie am Programm der Unterstützung der Entwicklung des Landes bereits seit Jahren teilnehmen. Das bedeutet, dass die Gemeinde in ihrer Vergangenheit gewisse Schritte unternommen hat, um die Startposition in diesem Wettbewerb einnehmen zu können. Jedes Jahr melden sich von 4500 Gemeinden, die sich an dem Programm der Unterstützung der Entwicklung des Landes beteiligen, etwa zwischen 200 und 250 Gemeinden an. Insgesamt haben wir in Tschechien 6000 Gemeinden und von denen haben wir diese ca. 200, die schon etwas präsentieren können."

Wenn man der Jury aufmerksam zuhört, dann hört man heraus, dass es für sie tatsächlich schwierig ist, die besten Dörfer auszusuchen. In der letzten Woche hat die Jury alle zwölf Dörfer besucht, die das Finale erreicht hatten. Womit sich diese Dörfer präsentieren, erläutert Zdenek Pesa:

"Etwas zu zeigen heißt nicht nur ausgebaute Infrastruktur, reparierte Strassen, sondern viel mehr eine Anknüpfung an alte Traditionen. In diesen Gemeinden ist es gelungen, die Tradition wiederzubeleben. Es ist kaum zu glauben, wie viele Verbände heute auf dem böhmischen, mährischen und schlesischen Lande aktiv ist. Es gibt kaum ein Dorf, dass nicht eine Feuerwehr, ein Fußballclub hätte, diese Leute, die den anderen als Beispiel dienen und die Dinge in der Ortschaft fortbewegen und etwas tun, ohne zu fragen, was sie dafür bekommen."

Die Situation auf dem Lande hat sich in den letzten zwölf Jahren ziemlich verändert. Über seine persönliche Erfahrung spricht Zdenek Pesa:

"Es ist wirklich eine Freude, in einer Kommission zu sitzen, egal ob auf der Ebene des Bezirks, des Landkreises oder der gesamten Republik. Wenn man mit den Leuten zusammenkommt, begreift man schnell, dass die ländlichen Gebiete dem tschechischen Volke schon einmal eine nationale Wiedergeburt beschert haben. Und ich behaupte, dass das Land ein Ort ist, an den jeder gern zurückkehrt, weil dort die menschlichen Beziehungen noch sehr persönlich sind. Also diese Beziehungen lassen sie noch in einer Gemeinde leben, wo sie zusammen leben müssen und sich gemeinsam einsetzen müssen, um etwas zu bewirken. Alles ist dem Leben näher. Da steht nicht das Geld im Vordergrund, sondern viel mehr das menschliche Leben."

Wie wir bereits erwähnt haben, können sich nur Dörfer anmelden, die an dem Programm der Unterstützung der Entwicklung des Landes teilnehmen. Dieses Programm läuft in der Tschechischen Republik seit 10 Jahren. Das Ministerium für regionale Entwicklung finanziert mit diesem Programm den Erhalt der ländlichen Gebäude und der Gemeindeeinrichtungen, darunter auch die Beleuchtung der Gemeinden, der öffentlichen Grünflächen, örtlichen Strassen, Rad- und Wanderrouten sowie kleinerer Denkmäler, die im Besitz der Dörfer sind.

Der erste Preis beträgt eine Million Kronen, die der Gemeinde zukommen - aber nicht ohne ihr Zutun. Der Gewinner bekommt dieses Geld für ein Projekt, dass er selbst anteilig finanziert. Ein Kommissionsmitglied hat bei der Erklärung der Auszeichnungen bemerkt, er freue sich auf das Jahr, in dem bei der Preisvergabe die erste Frage nicht die nach der Höhe der Summe sein wird. Aber das ist es halt, was die Menschen interessiert und etwas Geld fehlt dem Lande doch noch, gab er dann zu und meinte, dass manche Dörfer in der Tschechischen Republik unglaublich viel erreichen können.

Auch weitere Finalisten des Wettbewerbs "Dorf des Jahres" werden mit einem Geldbetrag entloht. Hier wird die Dotation allerdings viel niedriger ausfallen., ungefähr 400.000 Kronen. Das sich viele gute Dörfer heuer angemeldet haben, beweist auch die Tatsache, dass die Jury acht weitere Dörfer mit einem Sonderpreis ausgezeichnet haben. Trotz der schwierigen Entscheidung, wurde letztendlich Kamenicky gewählt. Warum, das erklärt der Direktor des Wettbewerbs Zdenek Pesa:

"Kamenicky hat schon bevor es der Kommission auffiel die Aufmerksamkeit des Malers Antonin Slavicek auf sich gezogen. Auch wenn es viele Jahre her ist und die Geschichte der Gemeinde inzwischen bewegt war, haben wir den Geist des Dorfes, der damals schon Herr Slavicek interessiert hat, wiedergefunden. Die Bewohner haben ihr bestes dafür getan, dass die Menschen gemeinsam leben und das zum Beispiel ihren Kindern klar wird, wie wichtig die geistige Verbindung mit dem Ort ist."

Auch die Gemeinde an sich ist schön, obwohl dies nicht das Wichtigste ist:

"Dort finden sie eine sehr gut renovierte Schule, sogar ein Museum, in dem Werke des berühmten Malers Antonin Slavicek ausgestellt sind. Die Gemeinde hat eine sehr schön renovierte und erhaltene Kirche, die nicht nur durch die Renovierung interessant ist, sondern vor allem dadurch, dass sie von Hunderten von Menschen besucht wird. Was dieses Dorf auszeichnet und besonders macht, ist das Gemeinschaftsleben ihrer Einwohner. Dies alles in der wunderschönen Natur der Böhmisch-mährischen Höhe, ich kann nur sagen: Fahren sie hin und sie werden spüren, wovon ich spreche."

Eine weitere Bedeutung habe diese ganze Veranstaltung auch, nämlich den Austausch von Erfahrung. Zdenek Pesa hierzu:

"Bei der Preisverleihung treffen Bürgermeister aus dem ganzen Lande zusammen, die innerhalb von kurzer Zeit darauf kommen, dass sie gleiche oder ähnliche Probleme haben und verschiedene Vorgehensweisen kennen lernen, um die Probleme zu lösen. Den Austausch von Erfahrungen betrachte ich hier als den wichtigsten Aspekt der ganzen Veranstaltung. Beispielweise Olesnice und Jiretin, Gewinner der vergangenen Jahre, waren bei dem europäischen Wettbewerb in Kaiserslautern und dort hatten sie die Möglichkeit, Erfahrungen mit Ländern wie Griechenland, Deutschland, Österreich auszutauschen und mit kritischen Augen zu beobachten, was man bei uns gut oder schlecht macht. Darin liegt der Sinn des Wettbewerbs."

Autoren: Olaf Barth , Dagmar Keberlova
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