Verleger Schopf: Tschechische Bücher wie „Verschwundener Böhmerwald“ auch in Bayern beliebt

Hans Schopf mit seiner Tochter Steffi

Beim Festival „Šumava Litera“, das vorige Woche in Vimperk / Winterberg stattfand, haben sich auch einige Verleger aus Deutschland mit ihren Ständen vorgestellt. So etwa Hans Schopf vom Ohetaler Verlag aus Niederbayern. Martina Schneibergová hat mit ihm gesprochen.

Herr Schopf, in Ihrem Verlag erscheinen auch Bücher von tschechischen Schriftstellern. Wie wählen Sie diese Autoren aus?

Auf dem Festival „Šumava Litera“ | Foto: Martina Kožíšek Ouřadová,  Šumava Litera

„In der Regel kommen die Autoren auf uns zu. Wir begegnen uns etwa hier in Vimperk bei ,Šumava Litera‘ oder bei anderen Kulturveranstaltungen. Für mich ist auch wichtig, dass mir ein Autor sympathisch ist. Und dann machen wir daraus schöne Bücher. Das letzte, das wir jetzt verlegt haben, war ‚Verschwundener Böhmerwald‘ von Jan Fischer und Emil Kintzl. In Tschechien sind das sehr erfolgreiche Bücher. Und auch bei uns in Bayern sind die Bücher recht beliebt, weil sie verschwundene Orte zeigen. So mancher, der Großeltern dort hatte, sucht mit diesen Büchern die Spuren seiner Vorfahren.“

Sie geben aber nicht nur Sachliteratur heraus, sondern auch Prosa, etwa von Martin Sichinger...

„Von ihm haben wir ‚Meyrs Glas‘ herausgegeben. Im Tschechischen war das Buch, soweit ich weiß, sehr erfolgreich. In Deutschland war das nicht ganz so. Denn Martin Sichinger ist hier noch nicht sehr bekannt, was sich aber demnächst ändern wird. Womöglich können die Menschen auch mit dem Titel, ‚Meyrs Glas‘, zunächst wenig anfangen. Für deutsche Verhältnisse haben wir womöglich einen falschen Titel gewählt. Es hätte etwa so lauten müssen: ‚Verschwundene Gläser aus Vimperk‘. Aber so etwas weiß man immer erst hinterher. Derzeit übersetzen wir sieben Bücher von Martin Sichinger ins Deutsche. Sie sollen 2026 erscheinen. Denn dann ist Tschechien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Deshalb wollen wir die tschechische Kultur unterstützen – auch Martin Sichinger, den wir unter anderem als Organisator des Festivals ,Šumava Litera‘ und weiterer Aktionen sehr schätzen. Er ist ein Netzwerker, hat Verbindungen in ganz Tschechien, nach Österreich und auch nach Bayern. Wir wollen ihn in den Fokus der Leser rücken. Ich denke, dass er spätestens ab 2026 in Deutschland sehr bekannt sein wird.“

Ist es schwierig, passende Übersetzer zu finden?

Hans Schopf mit seiner Tochter Steffi | Foto: Martina Kožíšek Ouřadová,  Šumava Litera

„Eigentlich nicht. Schwieriger ist es, die Kosten zu bewältigen. Denn wenn ein Titel eine Auflage von 3000 oder 5000 Stück hat, verteilen sich die Kosten auf das einzelne Buch, und es handelt sich nur um einen kleinen Betrag. Wir machen aber Auflagen von 500 Stück, die Übersetzerkosten sind deshalb extrem hoch. Wir hoffen von daher auf eine Förderung aus Kulturmitteln oder auch vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, was wir jedoch noch beantragen müssen. Für kleine Verlage ist die Finanzierung einfach immer ein Problem.“

Beim Festival „Šumava Litera“ sind Sie auch mit einem Stand bei der Buchmesse vertreten. Wie groß ist hier das Interesse an der deutschsprachigen Literatur?

„Natürlich gibt es nur einen sehr kleinen Leserkreis, denn die meisten Tschechen lesen ja keine deutschsprachigen Bücher. Wir bieten aber auch Bücher mit Hintergrundinformationen und vielen Bildern an, die für manche interessant sind, etwa das Buch ‚Begegnungen in Böhmen‘. Der Verkauf hier ist also eher gering. Aber es gibt hier ebenso Gäste aus Passau, Freyung-Grafenau oder Regen, denn ,Šumava Litera‘ hat sich mittlerweile auch in Bayern einen Namen gemacht.“

Sie sind nicht zum ersten Mal hier, oder?

„Nein, dieses Jahr ist es für mich das zehnte Mal. Ich war vom ersten Tag an dabei.“

schlüsselwort:
abspielen

Verbunden