Das säkularisierte Kloster in Trebon

Wir haben bereits darüber berichtet: Staat und Kirche verhandeln wieder einmal, welche ehemaligen Besitztümer vor allem der katholischen Kirche zurückgegeben werden sollen. Dabei geht es um die von der kommunistischen Regierung enteigneten Güter. Doch von Säkularisierungen waren viele Klöster in Tschechien schon lange davor, unter Kaiser Josef II, betroffen. Ein Beispiel dafür ist das alte Augustinerkloster im südböhmischen Trebon/Wittingau. Wie es heute dort aussieht, berichtet Sylvie Reichel.

Aus einem der Gebäude des Klosterkomplexes ragt der Rest der Vinzenzkapelle aus dem 14. Jh. Einst war sie das Herzstück vom Wohnhaus des Abtes. Heute liegt in ihr ein Treppenhaus, das zu mehreren privaten Wohnungen führt. Die überwiegend atheistischen Bewohner haben das fromme Treiben in dem Augustinerkloster längst vergessen. Dabei war es einst für die kulturelle und geistliche Entwicklung der Stadt Trebon sehr wichtig gewesen. Um den Aufschwung zu fördern, hatten die Rosenberger das Kloster gleich zu Beginn ihrer Herrschaft gegründet, erzählt der stellvertretende Bürgermeister Jan Ouska.

"Das Kloster gehörte zu dem Orden der Augustiner und funktionierte von 1367 an bis zu der Zeit des Kaisers Josef II, der die Klöster auflöste und so auch das Kloster in Trebon."

Für geistliche Zwecke bestimmt, blieb allein die Kirche und der Kreuzgang. In die anderen Gebäude zogen Handwerker mit ihren Familien. Erst 1994 wurde der Gemeindepfarrer wieder von vier Mönchen abgelöst. 1996 gründeten sie ihre Gemeinschaft der königlichen Jungfrau Maria. Tür an Tür leben sie nun mit Nachbarn, die Gott für eine Illusion halten. Über die Kontakte zu ihnen meint Bruder Lukas:

"Die Beziehungen sind sehr unterschiedlich. Mit den nächsten Nachbarn kommt es selbstverständlich zu Konflikten, aber zu gewöhnlichen. Eigentlich kommen wir mit ihnen nicht viel zusammen. Sie leben ihr Leben und wir auch. Den meisten Kontakt haben wir einfach mit den Gläubigen der Treboner Gemeinde."

An eine Rückforderung des gesamten Klosterkomplexes denkt unter den Brüdern niemand. Sie sind ja nur zu viert. Und bei dieser geringen Anzahl wird es wohl auch in Zukunft bleiben, denn Nachwuchs gibt es nur wenig. Vor allem fehlt der Kirche aber das Geld, um die vielen Häuser zu unterhalten oder gar zu sanieren. Selbst für die wenigen der christlichen Gemeinschaft verbliebenen Gebäude sind die Brüder auf die Unterstützung aus dem Rathaus angewiesen. Zum Glück, so erzählt Bruder Lukas, gehören der Bürgermeister und sein Stellvertreter zur katholischen Kirche. Ihnen ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die gotische Kirche und die barocke Innenausstattung auch heute so gut erhalten werden.

Autor: Sylvie Reichel
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