Das Schwarzenberg-Archiv kehrt nach Bayern zurück

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Eine Urkunde aus dem Jahr 1355 erhielt der bayerische Wissenschafts- und Forschungsminister Wolfgang Heubisch am Montag vom tschechischen Innenminister Jan Kubice. Mit der symbolischen Übergabe dieses Dokuments endete das jahrelange Bemühen der bayerischen Archivverwaltung um die Rückgabe des Schwarzenbergarchivs an Bayern.

Nach einigen Unterschriften darf das Schwarzenberg-Archiv nach Bayern zurückkehren  (Foto: ČTK)
Fast 30 Jahre hat die bayerische Archivverwaltung versucht, das Schlossarchiv der Schwarzenbergs aus dem tschechischen Schloss Orlík zurück nach Bayern zu holen. Obwohl die Fürstenfamilie aus Böhmen stammt, war das Archiv ursprünglich nicht dort, sondern im Schloss Scheinfeld bei Nürnberg untergebracht. Den Weg nach Böhmen fand das Archiv während des Zweiten Weltkriegs, wie der stellvertretende Direktor der staatlichen Archive Bayerns, Bernhard Grau, erklärt:

„Die Flächenbombardements im Raum Nürnberg haben auch im Raum Scheinfeld zu Bombenabwürfen geführt und man war in Sorge, dass das Archiv tatsächlich zerstört werden könnte. Daher war man der Meinung, dass die Sicherheit des Archivs in Böhmen besser gewährleist sei.“

Allerdings befand sich das Archiv zu dieser Zeit schon nicht mehr im Besitz der Fürstenfamilie, da diese durch die Nationalsozialisten enteignet worden war. Nach dem Krieg wurde der Besitz der Schwarzenbergs dann von der Tschechoslowakei enteignet und das Archiv verblieb bis heute im Besitz der Tschechischen Republik. Allerdings war die Situation noch viel komplizierter, weiß Bernhard Grau:

„Es kam noch dazu, dass die Fürsten zu Schwarzenberg in der Bundesrepublik Wiedergutmachung beantragt haben. Das heißt, für die Enteignung durch den NS-Staat, von der eben auch das Archiv betroffen war, haben sie Entschädigungsleistungen beantragt, die ihnen tatsächlich auch zugestanden worden sind. Dadurch hat die Bundesrepublik ein Herausgaberecht an diesem Archiv erworben.“

Karel Schwarzenberg
Die komplizierte Rechtslage habe dazu geführt, dass die Verhandlungen zwischen Deutschland und Tschechien so lange gedauert hätten. Bereits 1978 hatte das bayrische Staatsarchiv eine erste Anfrage gestellt, und die Fachkollegen waren sich auch einig. Bernhard Grau:

„Wir hatten eigentlich frühzeitig mit den Archivarskollegen in Tschechien ganz gute Beziehungen und archivfachlich war es eigentlich keine Frage, dass das Archiv sinnvoller Weise wieder nach Bayern zurückkommt.“

Diese Rückkehr konnte nun, nach über dreißig Jahren, erreicht werden. Am 25. Oktober werden die Materialien, 650 Regalmeter mit mehr als 1000 Urkunden, 4500 Amtsbüchern und unzähligen weiteren Akten nach Nürnberg transportiert. Ob der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, das derzeitige Oberhaupt der Familie, bei den Verhandlungen seinen Einfluss geltend gemacht habe, konnte Bernhard Grau nicht direkt beantworten:

Staatsarchiv Nürnberg  (Foto: Petra Schüller)
„Also er hat sich jetzt, nach unseren Erkenntnissen, nicht direkt in die Verhandlungen eingeschaltet. Allerdings muss man sagen, dass gerade in Schwarzenbergs erster Amtszeit als Außenminister entscheidende Weichenstellungen erfolgt sind, damit das Archiv zurückkehren kann.“

Die Archivalien werden nun im Staatsarchiv Nürnberg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, da das Schloss Scheinfeld derzeit anderweitig genutzt wird. Zudem sind die Bedingungen dort für einen modernen Archivbetrieb auch nicht mehr gegeben.