Das Theresienstädter Tagebuch von Eva Roubíčková erscheint auf Tschechisch
Das Tagebuch von Eva Mändl-Roubičková beginnt am 1. Januar 1941 und endet am 5. Mai 1945. Die deutschsprachige Jüdin hatte zuvor eine glückliche Kindheit im Sudetengebiet verlebt. Die von den Nationalsozialisten entfachte Pogromstimmung vertreibt die Familie nach Prag. Schließlich werden Eva und ihre Eltern in Theresienstadt inhaftiert. Über diese Zeit berichtet ihr Tagebuch. Es sind intime Aufzeichnungen einer grausamen Zeit.
Aus den paar Tagen, für die sie die Stadt Saaz im Sudetengebiet verlassen wollten, wurde eine lange Zeit. Als deutschsprachige Jüdin in der Tschechoslowakei im Jahr 1938 saß die junge Eva Mändl zwischen allen Stühlen – in Prag lebten sie und ihre Eltern wie Flüchtlinge. Dann kam das Münchner Abkommen, ein halbes Jahr später die deutsche Okkupation. Der Rückweg in die Normalität war abgeschnitten. Als Juden wurden sie aus dem öffentlichen Raum verbannt, einen Alltag gab es nicht mehr. Nach einer Lehre bei einer Hutmacherin, will niemand Eva einstellen.
„Ich hatte immer das Gefühl, ich muss mich jemand anvertrauen, also habe ich mich dem Tagebuch anvertraut.“
Ihre Aufzeichnungen sind kurze präzise Protokolle der Entwürdigung, der Drangsalierung, des Widerstands. Später schreibt sie über die extremen Lebensbedingungen im KZ Theresienstadt, wohin Eva und ihre Eltern gebracht werden - über die Beschaffung von Lebensmitteln, über Not und Willkür, die Angst vor den Transporten nach Polen. Ihre Eltern können dem Transport in den Tod nicht entkommen. Eva überlebt. Und damit kann sie sich nach dem Krieg, als sie nach Prag zurückkehrt, erst nicht abfinden. Allein zurückgeblieben hilft sie dem Schicksal auf die Sprünge und findet nach langen sechs Jahren ihren Verlobten wieder. Ein unfassbares Glück. Sie heiraten und haben zwei Kinder. Auch das Tagebuch hat Lager und Krieg überlebt. Eva zeigte es aber niemandem. Vor allem ihre Kinder wollte sie damit nicht belasten und versteckte es:Dann haben sie einmal Weihnachtsgeschenke im Wäscheschrank gesucht und die Bücher, die Hefte gefunden. Das war ja alles in deutscher Stenografie, das konnte niemand lesen. Mein Mann hatte damals Interesse und hat mich gefragt, kannst du mir das vorlesen.
Eva Mändl-Roubičková diktierte ihm das Tagebuch. 1998 kam es in den USA heraus, 2007 unter dem Titel „Allmählich gewöhnen wir uns an das Ghettoleben – Tagebuch aus Theresienstadt“ erscheint es in Deutschland. Und vor einem Monat kam auch eine tschechische Ausgabe heraus.„Ich habe lange keine Lust gehabt, es zu veröffentlichen. Es war sehr persönlich, nie bestimmt für die Öffentlichkeit, aber jetzt glaube ich, vielleicht ist es wichtig, dass die weiteren Generationen nicht vergessen.“
Eva Roubíčková lebt seit 1945 in Prag und feiert am Donnerstag ihren 88. Geburtstag.
Buchausgaben: Eva Roubíčková, Terezínský Deník; Praha 2009, 180 S., Verlag Nakladatelství P3K
Eva Mändl-Roubíčková, Langsam gewöhnen wir uns an das Ghettoleben – Ein Tagebuch aus Theresienstadt, Hamburg 2007, 240 S., Konkret Literaturverlag