Dazwischen – Erfahrungen mit der Grenze

Ausstellung „Dazwischen“ (Foto: Gerald Schubert)

Dazwischen – Erfahrungen mit der Grenze. So heißt eine Ausstellung, die derzeit im Österreichischen Kulturforum in Prag zu sehen ist. Zeitzeugeninterviews und Fotos beschäftigen sich mit der österreichisch-tschechischen Grenze. Damit, wie sie den Alltag der Menschen auf beiden Seiten beeinflusste und immer noch beeinflusst, und damit, wie sich ihre Bedeutung im Laufe der Zeit geändert hat.

Ausstellung „Dazwischen“
Zdeněk Machanec wurde 1945 im südmährischen Brünn geboren. In den fünfziger Jahren ist er mit seiner Familie nach Österreich emigriert. „Mit dem Grenzübertritt mussten wir die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft abgeben. Wir sind also staatenlos in Österreich angekommen“, erzählt Zdeněk Machanec. Eine von vielen Grenz-Erinnerungen, zusammengetragen im Uni-Projekt „Die österreichisch-tschechische Grenze und die Veränderung ihrer Wahrnehmung“.

Germanistik-Studierende aus Brünn und Studierende der Fotoklasse der Wiener Akademie der Bildenden Künste hatten sich gemeinsam auf Spurensuche begeben. Zunächst absolvierten sie ein interdisziplinäres Vortragsprogramm, danach entwickelten sie eigene Zeitzeugen- und Fotoprojekte, die sie im Internet präsentierten.

Katharina Wessely
„Eigentlich war es damit beendet. Aber die Studenten haben gesagt, dass Ihnen das Projekt so gut gefallen hat, und dass sie die Interviews und die Geschichten, die die Leute erzählt haben, so spannend fanden, dass sie das Ganze eigentlich gerne einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen würden. Also haben sie gemeint: Warum können wir nicht eine Ausstellung machen?“ erzählt Katharina Wessely, eine der Koordinatorinnen des Projekts.

Die Eigeninitiative der Studenten hat sie ebenso überrascht wie die Offenheit der meisten Interviewpartner:

Ausstellung „Dazwischen“
„Sie sind eigentlich nicht unglücklich darüber, dass sie ihre Geschichte erzählen können. Egal ob es die Geschichte von der Vertreibung oder Nicht-Vertreibung ist, oder die Geschichte vom Zusammenwachsen Österreichs und Tschechiens nach 1989. Es gab wirklich so etwas wie eine Freude am Erzählen oder am sich Austauschen.“

Den Begriff des Zeitzeugen wollten Katharina Wessely und ihr Team dabei nicht auf eine bestimmte Zeit fokussieren:

Ausstellung „Dazwischen“
„Die Spannweite war so weit wie möglich. Denn wir wollten versuchen, eine Bandbreite an unterschiedlichen Gesichten zu hören und so in den Blick zu bekommen, wie sich die Grenze im Laufe der Zeit geändert hat.“

Die ältesten Interviewpartner waren also um die 85 Jahre alt, der jüngste gerade mal 26. Sie kommen von beiden Seiten der Grenze und sehen diese aus den verschiedensten Perspektiven. Sogar ein ehemaliger Grenzsoldat ist darunter.

Die Ausstellung wanderte bereits nach Brünn, Wien und Olmütz, bis Ende Februar ist sie nun im Österreichischen Kulturforum in Prag zu sehen. Die Texte und Fotos gibt es auch im Internet, und zwar unter www.dazwischen.org.

Fotos: Autor

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