Der Architekt Jan Letzel - Schöpfer eines der wenigen Bauwerke, die im August 1945 den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima überlebten

Industriepalais in Hiroshima

Am 6. August 1945 wurde die japanische Stadt Hiroshima ebenso wie drei Tage später Nagasaki durch eine amerikanische Atombombe dem Erdboden gleichgemacht. Eines der wenigen Gebäude, die die Explosion zumindest teilweise überlebten, war das mächtige Industriepalais mit seiner gewaltigen Kuppel, dessen Ruine zum weltbekannten Memento der Katastrophe wurde. Sein Architekt war - man wird es kaum vermuten - Tscheche.

Industriepalais in Hiroshima heute  (Foto: CTK)
Am 6. August 1945 wurde die japanische Stadt Hiroshima ebenso wie drei Tage später Nagasaki durch eine amerikanische Atombombe dem Erdboden gleichgemacht. Eines der wenigen Gebäude, die die Explosion zumindest teilweise überlebten, war das mächtige Industriepalais mit seiner gewaltigen Kuppel, dessen Ruine zum weltbekannten Memento der Katastrophe wurde. Sein Architekt war - man wird es kaum vermuten - Tscheche.

Jan Letzel zählte zur ersten Generation der Schüler des legendären Begründers der tschechischen modernen Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Jan Kotera.

Industriepalais in Hiroshima
Letzel arbeitete u.a. gemeinsam mit anderen Architekten an der Dekoration des heute bereits legendären Hotels "Europa", das damals den Namen des Herzogs Stefan trug. Es gilt als wahrscheinlich, dass er das Interieur für das berühmte Jugendstilcafe im Hotelinneren entwarf, das heute für viele Prag-Touristen zum angenehmen Pflichtprogramm gehört.

Anerkennung in seiner Heimat erfuhr Jan Letzel jedoch Zeit seines Lebens ebenso wenig wie die ihm nahestehende Künstlervereinigung Manes. Und so nimmt es nicht Wunder, dass er sich lieber in anderen Ländern aufhielt - nicht zum Urlaub freilich, sondern in seiner Eigenschaft als Architekt. Ägypten, Italien - und eben Japan, wo er zunächst für eine französische Architektenfirma arbeitet und 1910 mit seinem Freund Karl Hora in Tokio ein eigenes Projektbüro gründet. Es beginnt eine sehr produktive, erfolgreiche Zeit. Über 40 Gebäude soll Letzel entworfen haben - Hotels, Verwaltungspaläste, Kirchen, Residenzen. Die Japaner bewundern Letzels Jugendstil-Gebäude und Letzel fühlt sich in Japan so wohl, dass er dort bleibt, sein Heimatland als Handelsattachee an der Tschechoslowakischen Botschaft vertritt und eine japanische Tochter adoptiert. Doch die glückliche Zeit nimmt 1923 ein jähes Ende durch eines der größten Erdbeben in Tokio. Letzel kehrt nach Prag zurück, verfällt zunehmend einer schweren seelischen Krankheit und stirbt im Winter 1925 im Alter von 45 Jahren.