Das Friedensdenkmal von Hiroshima und sein tschechischer Architekt

Friedensdenkmal von Hiroshima (Foto: Dmitrij Rodionow, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Das Bauwerk gilt als Mahnmal der Zerstörung: In Hiroshima erinnert das Gerippe des früheren Messepalasts an den Abwurf der ersten Atombombe. Anders als die Häuser drum herum blieb es vor 75 Jahren stehen. Entworfen wurde das Gebäude von Jan Letzel aus Náchod.

Jan Letzel  (Foto: Staatliches Bezirksarchiv Náchod)

Als der Messepalast im April 1915 dann stand, überragte er alle anderen Gebäude in Hiroshima. Richtig bekannt wurde er allerdings erst nach dem 6. August 1945. Beim Abwurf der Atombombe brannte das Gebäude aus. Alle Menschen, die dort gerade arbeiteten, kamen um. Die Mauern jedoch blieben stehen, unter anderem weil sie aus Stahlbeton waren, aber nicht nur deswegen. Der tschechische Architekt Zdeněk Lukeš hat sich mit seinem Vorgänger Jan Letzel beschäftigt:

„Der Messepalast stand glücklicherweise an einem Ort, den die Druckwelle nicht so sehr erfasste. Natürlich blieb nur ein Gerippe über von dem Gebäude. Aber es wurde ein Mahnmal und ist als Denkmal heute sogar eingetragen in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes.“

Jan Letzel war ein Schüler von Jan Kotěra. Dieser Wegbereiter der Moderne empfahl seinen Zögling zunächst nach Kairo. Dort lernte Letzel den deutschen Architekten Georg de Lalande kennen, der ein Büro in Yokohama betrieb. Und so sei sein Ur-Ur-Onkel nach Japan gekommen, erzählt Pavel Hejzlar gegenüber Radio Prag International.

Messepalast in Hiroshima  (Foto: pd-Japonsko,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

„Während Jan Letzel für Georg de Lalande arbeitete, entwickelte er eine Liebe zu Japan. Deswegen blieb er in dem Land. Er und ein weiterer Tscheche, Karel Hora, machten sich zusammen mit einem Architekturbüro selbständig“, so Hejzlar, der selbst Architekt ist und in Náchod lebt, wo sein berühmter Vorfahre geboren wurde.

Dass Letzel in Japan zu einem gefragten Architekten wurde, hat mit seiner Bauweise zu tun, erläutert Zdeněk Lukeš:

„Er brachte modernes Baumaterial wie Stahl und Stahlbeton dorthin. Dieses war widerstandsfähiger bei den regelmäßigen Erdbeben dort. Während die Holzhäuser einstürzten, blieben die Betonbauten stehen. Das verhalf Jan Letzel zu großer Anerkennung – wie etwas später auch Antonín Raymond.“

Da der Messepalast selbst den Abwurf der Atombombe überstand und heute ein Mahnmal ist, ist auch Letzels Name den Japanern bekannt. Ur-Ur-Neffe Hejzlar:

„Die Japaner interessieren sich eben auch für den Architekten, der dieses Gebäude entworfen hat. Als ich klein war, sind zum Beispiel japanische Fernsehteams zu meiner Oma gekommen und wollten mehr erfahren über Jan Letzel. Sie hatte ihn zwar nur als junges Mädchen erlebt, schilderte aber ihre Erinnerungen. So sind einige Dokus entstanden.“

Pavillon Dvorana im Kurort Mšené-lázně  (Foto: Packa,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

Aber nicht nur das. Mittlerweile bestehen auch regelmäßige Kontakte zwischen Náchod und Hiroshima. Unter anderem erhielt das Städtchen in Ostböhmen vor einigen Jahren Fragmente des Messepalastes. Diese waren bei der Detonation der Bombe in den Fluss Motoyasu geschleudert worden.

„In Náchod besteht eine Dauerausstellung zu Jan Letzel und dem Messepalast in Hiroshima. Und die Fragmente, die die Stadt als Schenkung erhalten hat, werden dort der Öffentlichkeit gezeigt“, sagt Pavel Hejzlar.

Leider war Jan Letzel kein langes Leben beschieden. 1923 kehrte er zurück in seine Heimat, doch er starb bereits 1925 in einer Psychiatrischen Anstalt im Alter von nur 45 Jahren. Hierzulande erinnert an den außergewöhnlichen Architekten vor allem noch ein Bau: der Pavillon Dvorana im Kurort Mšené-lázně / Mscheno.

Autor: Till Janzer
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