Der Fall Jezek - Ein erschütterndes Beispiel für die Mängel der tschechischen Justiz?
Als erschütterndes Beispiel für das (Nicht-)Funktionieren der tschechischen Justiz hatte Justizminister Pavel Rychetsky bei einer Interpellation im Abgeordnetenhaus letzten Monat den Fall des 29jährigen Martin Jezek bezeichnet, der der tödlichen Misshandlung der dreijährigen Tochter seiner ehemaligen Lebensgefährtin beschuldigt wird. Seit neun Jahren wird der Fall nun zwischen Gerichten verschiedener Instanzen hin- und hergeschoben, insgesamt 13 Urteilssprüche hat es mittlerweile gegeben.
Am Mittwoch nun wurde Jezek vom Stadtgericht Prag zu 12 Jahren Freizeitentzug verurteilt - und kündigt sofort nach der Urteilsverkündigung Berufung an. Und so wird der Fall nun vor dem Obersten Gericht landen, das in der Vergangenheit mehrfach die Urteilssprüche des Stadtgerichts in Sachen Martin Jezek aufgehoben hatte - mit der Begründung, die Schuld Jezeks sei nicht eindeutig bewiesen. Aufgrund einer Klage des damaligen Justizministers und jetzigen Präsidentschaftskandidaten Otakar Motejl schaltete sich das Höchste Gericht in den Fall ein. Mitte des Jahres verfügte es die Wiederaufnahme der Strafverfolgung Jezeks, dessen Einstellung im Jahr zuvor gerichtlich verfügt worden war.
Die am Mittwoch verkündete zwölfjährige Gefängnisstrafe erscheint der Staatsanwältin Jaromira Biolkova zu niedrig. Sie hatte 15 Jahre Freiheitsentzug gefordert und geht davon aus, dass es sich um einen bewussten Mord handelte, für den es genügend Beweise gibt:
"Das war eine sehr brutale Tat, und in meiner bisherigen Berufspraxis bin ich einer solchen Brutalität einem kleinen Kind gegenüber noch nicht begegnet."
Bleibt zu hoffen, dass dem jahrelangen Hin- und Her von Urteilssprüchen bald ein Ende gesetzt wird und die tschechische Justiz beginnt, Überlegungen darüber anzustellen, wie es zu einer solchen jahrelangen Verschleppung des Falles kommen konnte.