Der hl. Nikolaus beschert am Vorabend seines Namenstags brave Kinder

Vorabend des Nikolaus-Tages in Prag

Vorabend des Nikolaus-Tages in Prag
Wieder einmal werden die Kinder am 5. Dezember in eine merkwürdige psychische Verfassung versetzt, die voll von Erwartung und Freuen, aber auch voll von Angst und Befürchtung ist. Am Vorabend des Nikolaus-Tages machen sich die Trios der Maskenfiguren - ein Bischof, nämlich der Hl. Nikolaus, ein Engel und ein Teufel - zu ihren traditionellen Rundgängen von Haus zu Haus auf. Brave und folgsame Kinder brauchen keine Angst zu haben - sie werden mit Obst und Süßigkeiten beschenkt. Hat jemand aber schlechtes Gewissen, muss er vor Kohle und Kartoffeln und auch der Drohung fürchten, vom Teufel in die Hölle mitgenommen zu werden. Diese Tradition der Bescherung geht auf eine Legende zurück, der zufolge der hl. Nikolaus drei Töchter eines verschuldeten Vaters beschenkt hat. Mehr verrät der Ethnograph Dalibor Hobl:

Kinder in Prag wetteiferten um die besten Nikolaus-,  Teufels- und Engelsmasken
"Die Tradition der Bescherung entstand im letzten Jahrhundert. In der Zeit vor Weihnachten gab es aber auch weitere Figuren, die dem Nikolaus ähnelten - die Barboras, der Ambrosius, das waren Rundgänge, deren Sinn es war, Kinder zu beschenken. Und Lucia und weitere Figuren, deren Rundgänge später im Dezember stattfanden, die bescherten nicht etwa, sondern sie sollten die Kinder erschrecken. Die Lucias gaben acht, ob man das Spinnverbot an ihrem Namenstag einhielt und Perchta z.B. wachte darüber, ob man am 24. Dezember fastete."

Die Nikolaus-Rundgänge sind die einzigen, die bis heute lebendig geblieben sind. Der St.-Nikolaus-Kult ist mit dem Bischof dieses Namens verbunden. Nikolaus wurde um 250 in einer christlichen Familie in Patara in Kleinasien geboren. Als junger Mann wurde er zum Priester geweiht. Er verschenkte sein Vermögen an die Armen und, um ihren Dankbarkeitsbekundungen zu entgehen, begab er sich nach Palästina. Als in der Stadt Myra in Kleinasien der dortige Bischof starb, sollte man über seinen Nachfolger auf einem besonderen Weg entscheiden. Wer am kommenden Morgen als erster in den Dom kommt, der wird Bischof. Der auserwählte war gerade Nikolaus, der nach längeren Überredungen das Amt annahm.

Nach Böhmen gelangte der Nikolaus-Kult mit der deutschen Kolonisierung im 13. und 14. Jahrhundert. Wie er sich weiter entwickelt hat, darüber wollen wir in der Touristensprechstunde am kommenden Samstag mehr erzählen.