Der Nikolaus kommt in Tschechien nicht allein

Foto: Archiv der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“

Am Donnerstag ist auch in Tschechien Nikolaus. Am Abend vorher erwartet die Kinder hierzulande aber ein ganz besonderes Schauspiel.

Foto: Archiv der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“

Foto: Archiv der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“
Am 6. Dezember hat er auch in Tschechien seinen Namens- oder Feiertag – der heilige Nikolaus von Myra. Oder Svatý Mikuláš, wie er hierzulande heißt. In Deutschland finden die Kinder an diesem Tag Süßigkeiten oder andere Kleinigkeiten in ihren Stiefeln. Bei tschechischen Kindern klingelt es aber schon einen Abend vorher an der Tür. Wie das genau funktioniert, das erklärt Eva Černá von der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“, also „Echter Nikolaus“. Eigentlich ist sie Architektin, in der ersten Dezemberwoche begleitet sie aber den Nikolaus bei Hausbesuchen:

„Wir kündigen unseren Besuch immer mit der kleinen Glocke an. Zuerst kommt der Engel, der den Nikolaus hereinbittet und vorstellt. Das ist eigentlich das größte und würdevollste Mitglied in unserer Theatergruppe. Dieser fragt die Kinder dann, ob sie denn auch brav gewesen seien den ganzen Tag über.“

Auf seine lange Reise aus Kleinasien in den böhmischen Kessel hat der Nikolaus aber nicht nur einen Engel mitgenommen. Begleitet wird der Bischof noch vom Čert, was übersetzt einfach Teufel heißt. Dieser ist eine tschechische Entsprechung des süddeutschen und österreichischen Krampus, dazu Eva Černá:

„Nachdem sich Engel und Nikolaus vorgestellt haben, rufen wir: ‚Teufel, Teufel, wo bist du?‘ Er kommt dann immer als letzter, damit die Kinder nicht schon zu Anfang einen Schock bekommen von dem Besuch. Wenn der Teufel dann da ist, lesen wir die kleinen Sünden der Kinder aus unserem goldenen Buch vor. Die Kleinen sagen dann ein Gedicht auf oder singen ein Lied, dafür werden sie mit Süßigkeiten oder einer anderen Kleinigkeit belohnt.“

Foto: Archiv der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“
Wie kommen die Streiche und Ungezogenheiten der Kinder aber in das goldene Buch des heiligen Nikolaus? Da sei man ganz modern, meint Eva Černá. Die Informationen kämen schon vorher per E-Mail von den Eltern. Diese müssen übrigens schnell sein, denn die Auftritte des Nikolaus mit seinen zwei Helfern sind in der Regel schon lange im Voraus ausgebucht.

Doch zurück zum Teufel – die „Echten Nikoläuse“ haben gleich zwei davon dabei. Einen kleinen Plüsch-Dämon für die ganz kleinen Kinder und einen echten Leibhaftigen aus Fleisch und Blut für die großen und besonders ungezogenen Lausbuben. Haben die Kinder da nicht Angst vor den gehörnten Kreaturen?

„Das liegt ganz bei den Eltern, wie sie ihre Kinder auf den Abend vorbereiten. Manche Erwachsenen machen ihren Kleinen das ganze Jahr über Angst mit dem Teufel. Dass dieser sie mit in die Hölle nimmt, sollten sie unartig sein. In dem Fall fürchten sich die Kinder noch bevor wir überhaupt an die Tür klopfen. Wir wollen da ein bisschen dagegen ankämpfen, denn das ist keine gute Erziehungsmethode. Die Kinder sollten sich besser selbst bewusst machen, wann sie sich schlecht und wann sie sich gut benommen haben.“

Foto: Archiv der Theatergruppe „Pravý Mikuláš“
Die „Echten Nikoläuse“ von Eva Černá verlangen als professionelle Gruppe im Schnitt 700 Kronen von den Eltern für ihre Hausbesuche. Es gebe aber auch viele Studenten und Begeisterte, die nur einen symbolischen oder freiwilligen Beitrag verlangen, meint die Architektin. Wie kommt man aber darauf, vom Reisbrett ins Engelskostüm zu schlüpfen?

„Ich spiele eigentlich im Puppentheater-Ensemble Baribal. Wir denken uns Stücke für jede Gelegenheit im Jahr aus. Irgendwann dachten wir uns, dass es doch ganz nett wäre, als Nikolaus mit Begleitung unterwegs zu sein. So haben wir unser Repertoire erweitert.“

Vor allem macht es aber auch viel Freude, den braven Kindern Mandarinen, Nüsse und Schokolade zu schenken. Deshalb freut sich Eva Černá auch schon wieder auf das kommende Jahr.