Der Komponist Luboš Fišer – Ein begnadeter Außenseiter
Der Tscheche Luboš Fišer war vor allem bekannt als Filmkomponist. In der Fachwelt errang Fišer jedoch auch für seine freien Kompositionen hohes Ansehen. In seiner Heimat blieb ihm diese Anerkennung jahrzehntelang verwehrt.
Luboš Fišer wurde 1935 in Prag geboren. Hier verbrachte er sein ganzes Leben. Von 1952 bis 1956 studierte er am Prager Konservatorium, danach bis 1960 an der Musikakademie. Im selben Jahr entstand seine viel beachtete dritte Klaviersonate. Fišers verstörende Kompositionen machten ihn zu einem unbequemen Künstler für das kommunistische Regime. Im Ausland feierte Fišer hingegen Erfolge. Für seine Vertonung von Albrecht Dürers Apokalypse („15 Blätter nach der Apokalypse von Albrecht Dürer“, entstanden 1965) wurde er von der Unesco ausgezeichnet. Die größte Beachtung auch unter Laien erhielt Luboš Fišer jedoch für die Musik zu über 300 Filmen und Theaterstücken. Einige dieser Filmmusiken - wie etwa die zur Adaption von Božena Němcovás Roman „Babička“ (auf Deutsch: Die Großmutter) - scheinen beim ersten Hören einen Kontrapunkt zu Fišers freien Kompositionen zu setzen. Immer wieder bricht sich jedoch sein origineller Stil Bahn. Einfache Melodiemotive werden komplex wiederholt und subtil modifiziert. So verstand Luboš Fišer es nicht nur die Stimmung der Handlung einzufangen, sondern dem Endprodukt eine ganz eigene Dramatik zu verleihen. Eine Fähigkeit, die zahlreiche Musikwissenschaftler als kreative Disziplin gewürdigt haben. Zentral für Fišers Schaffen blieben jedoch Zeit seines Lebens Kammermusikwerke für Klavier und Streichinstrumente. Luboš Fišer verarbeitete vor allem in Chorwerken auch Einflüsse aus der volkstümlichen Musik Böhmens und Mährens. Eine Synthese seines Schaffens stellt daher die Musik zu dem Film „Valerie a týden divů“ (auf Deutsch: Valerie – Eine Woche voller Wunder) von Jaromil Jireš aus dem Jahr 1970 dar: ein Märchen für Erwachsene, in dem Horror- und Erotikmotive die Unschuld der 14-jährigen weiblichen Hauptfigur kontrastieren. Einen Kontrast, den auch Fišer in der Musik kongenial widerspiegelt.
Die Kommunisten hatten Fišer jahrzehntelang das Arbeiten erschwert. Doch auch nach der Samtenen Revolution im Jahre 1989 blieb Fišer die verdiente Anerkennung weitgehend versagt. Viele tschechische Orchester strichen zeitgenössische Kompositionen aus ihrem Programm. Am 22. Juni 1999 starb Luboš Fišer desillusioniert und vereinsamt in Prag.