Die Volksliedtradition in Sinfonien überführt: Dem Komponisten Otmar Mácha zum 100.
Er war einer der wichtigsten tschechischen Gegenwartskomponisten. Otmar Mácha wäre 2. Oktober 100 Jahre alt geworden.
„Gegenwartsmusik muss nicht unhörbar sein.“ Dies sagte die Komponistin Sylvie Bodorová unlängst in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Und damit verteidigt sie nicht nur ihr eigenes Werk, sondern auch das anderer namhafter tschechischer Zeitgenossen. Einer davon war Otmar Mácha. Gemeinsam mit ihm sowie den beiden weiteren Komponisten Zdeněk Lukáš und Luboš Fišer hat Bodorová 1996 die Künstlergruppe Quattro gegründet. Obwohl alle drei um einiges älter waren als die damals 41-Jährige, habe sie sie scherzhaft „Jungs“ genannt, erzählte Bodorová in diesem Frühjahr im Rundfunkinterview.
Alle drei männlichen Kollegen sind inzwischen bereits verstorben. An Otmar Mácha wird dieser Tage besonders erinnert, da sich sein Geburtstag genau am Sonntag zum 100. Male jährt. Er wurde in Mariánské Hory geboren – einem Ort, der einst Teufelsdorf hieß und heute zu Ostrava / Ostrau gehört. Nach seinem Studium am Prager Konservatorium war Mácha in den Jahren 1945 bis 1962 zunächst als Musikregisseur, dann als Hauptdramaturg beim Tschechischen Rundfunk tätig. Danach widmete er sich ganz der Komposition.
Otmar Mácha hat Opern-, Ballett- und Filmmusik geschrieben. Auch Sinfonien und Chorwerke sind in seinem Repertoire zu finden, das allgemein stark von der tschechischen Volkstradition, konkret von mährischen und schlesischen Liedern beeinflusst ist. Zudem verfasste er zahlreiche Musikstücke für Kinder oder Neufassungen von Weihnachtsliedern. Damit wurde Otmar Mácha zu einem der wichtigsten Vertreter der tschechischen klassischen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Nach den Worten von Sylvie Bodorová verband die vier Mitglieder der erwähnten Gruppe Quattro die Überzeugung, dass klassische Gegenwartsmusik mit einer dringlichen und sehr emotionalen Sprache auch ein breites Publikum ansprechen könne. Das Wirken Máchas sowie seiner drei Mitstreiter lebt unter anderem weiter in dem Kammerorchester Quattro, das 2003 von dem Dirigenten Marek Štilec gegründet wurde. Otmar Mácha starb am 14. Dezember 2006 in Prag.
Zu seinen Ehren findet am Sonntagabend auch ein Konzert statt, organisiert vom Tschechischen Rundfunk und den Nachkommen des Künstlers. Im Liechtenstein-Palais der Prager Musikakademie werden Lieder, Arien und Orgelstücke von Mácha aufgeführt, deren Noten im Rundfunkarchiv lagern.