Vom Krimi bis zum Design-Shop – Veranstaltungen in Berlin bis Weihnachten

Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin

Film, Literatur, Sprache, Musik und eine Verkaufsmesse - bis Weihnachten ist das Programm des Tschechischen Zentrums in Berlin äußerst bunt. Mehr dazu im Interview mit der stellvertretenden Direktorin des Zentrums, Christina Frankenberg.

Expolingua  (Foto: Bastian Sillner,  Archiv Radio Prag)
Frau Frankenberg, nachdem in den letzten Tagen auch das Tschechische Zentrum Berlin im Bann der Feiern zu 25 Jahren Samtener Revolution stand, ist Ihr Programm in den kommenden Wochen wieder thematisch breiter. So steht zum Beispiel am Freitag und Samstag dieser Woche unter anderem Ihr Sprachkursangebot im Mittelpunkt – und zwar bei der Expolingua. Vielleicht können Sie ein paar Worte zu der Messe und zum dortigen Stand des Tschechischen Zentrums sagen…

„Wie Ihre Hörer sicher wissen, bietet das Tschechische Zentrum auch Tschechischkurse auf ganz verschiedenen Niveaustufen an – von Anfängern bis zu Fortgeschrittenen. Und am jetzigen Freitag und Sonnabend, 21. und 22. November, findet in Berlin wieder die Expolingua statt. Das ist eine internationale Messe für Sprachen und Kulturen, bei uns um die Ecke im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße 176. Das Tschechische Zentrum wird dort mit einem Stand vertreten sein, an dem unsere Mitarbeiter über das Sprachkursangebot bei uns im Haus informieren und über die verschiedenen Sprachkursen-Möglichkeiten in der Tschechischen Republik. Und wer möchte, kann am Freitag zwischen 16.15 Uhr und 17.00 Uhr gleich vor Ort an einem Mini-Sprachkurs teilnehmen und einen ersten Einblick in das Tschechische erhalten. Vielleicht motiviert das ja den einen oder anderen, unsere Sprachkurse zu belegen. Im Januar beginnt dann wieder ein neues Semester.“

Montags ist bei Ihnen Dokumentarfilmtag. Am 24. November zeigen Sie einen sehr interessanten Streifen und zwar Kauza Cervanová. Worum geht es in dem Film?

„Dieser Film kehrt in das Jahr 1976 zurück. Damals gab es einen relativ spektakulären Mordfall in der Slowakei, dabei wurde eine junge Frau mit dem Nachnahmen Cervanová umgebracht, sie war Tochter eines Armeegenerals. Später wurden sieben Männer verhaftet und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Es zeigte sich aber, dass dieser Prozess nicht ganz sauber abgelaufen ist, weil es in seinem Verlauf und im Verlauf der Untersuchungen zu Manipulationen, zu Erpressungen kam. Auch wurden Informationen zurückgehalten und Geständnisse erpresst, so dass dieser Prozess in einem gewissen Maße konstruiert war. Der slowakische Regisseur des Dokumentarfilms, Robert Kirchhoff, hat nun versucht, weniger diesen Prozess noch einmal aufzurollen, obwohl er mit den für diesen Mord verantwortlichen Männern gesprochen hat, als vielmehr diesen Kriminalfall als ein Gleichnis für die Geschichte seines Landes zu nehmen. Robert Kirchhoff wird bei uns am 24. November auch dabei sein und in einem Gespräch nach dem Film von den Dreharbeiten erzählen und darüber sprechen, wie er überhaupt auf diesen Stoff gekommen ist. Interessant ist sicher auch zu wissen, dass der Streifen im vergangenen Jahr schon beim Dokumentarfilmfestival Leipzig lief und dort den Preis der ökumenischen Jury gewann.“

Christina Frankenberg  (Foto: Archiv des Festivals Finále Plzeň)
Wann geht es dann los am Montag?

„Um 19 Uhr, das ist immer die Zeit für den Beginn unserer Doku-Montage.“

Wir hatten Sprache und Literatur, wir hatten Film – aber Musik gibt es auch in der nächsten Zeit, und zwar unter dem Titel „Prager Frühling im Herbst“. Warum der Titel? Und wer wird bei dem Konzert welche Musik spielen?

„Klassische Musik haben wir nicht so sehr oft im Angebot. Das hängt auch damit zusammen, dass in unseren Räumlichkeiten keine geeignete Akustik herrscht und wir selbst daher keine klassischen Konzerte veranstalten können. Diesmal sind wir aber an einem Programm mitbeteiligt und dabei im Piano Salon Christophori zu Gast. ‚Prager Frühling im Herbst‘ heißt der Titel deshalb, weil die drei jungen Solisten des Abends alle schon einmal Preisträger des Musikfestivals Prager Frühling waren und mittlerweile, wie alle wissen, bereits Herbst ist. Die Interpreten sind Tomáš Jamník und Konstanze von Gutzeit jeweils am Violoncello sowie der Pianist Ivo Kahánek. Es handelt sich also um junge Musiker aus Tschechien und Deutschland. Sie haben ein Repertoire zusammengestellt, das selten gespielt wird. Es erklingen Werke tschechischer Komponisten vom 18. bis 21. Jahrhundert, die irgendeinen Bezug zu Deutschland haben. Auf dem Programm stehen Werke von Josef Mysliveček, Antonín Kraft, David Popper, Antonín Dvořák, Luboš Fišer sowie Ondřej Kukal, der der jüngste dieser Komponisten ist und noch lebt. Das Konzert findet am 28. November um 20.30 Uhr statt.“

Michal Sýkora  (Foto: Archiv der Universität Olomouc)
Wir kommen bereits in den Dezember, an den ersten beiden Tagen des Monats stellt sich in Berlin und Greifswald der Krimi-Autor Michal Sýkora vor. Ich habe Ihnen im Vorfeld gesagt, dass ich den Autor nicht kenne, vielleicht geht es ja auch unseren Hörern so…

„Das Werk, das wir vorstellen werden, heißt ‚Modré stíny‘, also blauer Schatten. Es ist noch nicht in deutscher Sprache erschienen, sondern für den Abend haben wir Auszüge in die deutsche Sprache übersetzt. Das sollte man vielleicht im Vornhinein wissen. Michal Sýkora hat einen sehr schönen Krimi geschrieben, der ganz in der Tradition der klassischen englischen Schule verfasst worden ist. Die Handlung spielt an der Universität von Olomouc, da wird erst ein Dozent tot aufgefunden, später wird dann auch ein Journalist ermordet. Das Motiv scheint zu sein, dass der Dozent den Machenschaften des Vizepräsidenten der Universität auf die Schliche gekommen ist. Es sieht so aus, als ob es einen riesengroßen Korruptionsskandal bei der Restaurierung des alten Universitätsgebäudes gab, das zu einem neuen Zweck genutzt wird. Der Vizepräsident scheint sich da im großen Stil bereichert zu haben. Was aber zunächst nach einem lokalen Fall aussieht, weitet sich bis in die obersten Etagen der tschechischen Politik aus. Der Autor beschäftigt sich in seinem Werk also mit der Korruption in der Tschechischen Republik. Der Roman ist äußerst unterhaltsam geschrieben, gerade die Passagen, die an der Uni spielen, haben mich persönlich sehr amüsiert. Es geht da auch um Eitelkeiten im Hochschulmilieu. Die Handlung des Romans ist außerordentlich spannend. Der Autor beschreibt Olomouc auf so plastische Art und Weise, dass man nach der Lektüre des Buchs große Lust hat, sofort dorthin zu fahren. Das Ermittlerteam besteht auch aus ganz verschiedenen Charakteren. Der Autor geht dabei wie die englischen Krimiautoren vor, indem er die verschiedenen Geschichten all jener Menschen erzählt, die an den Ermittlungen beteiligt sind. Das ist ein außergewöhnlich gut lesbarer Schmöker. Interessant ist, dass der Autor, Michal Sýkora, Literaturwissenschaftler an der Universität Olomouc ist und sich auch theoretisch mit dem englischen Krimi beschäftigt hat.“

Design Pop Up Shop  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin)
Wenn Sie einen schon so Lust machen auf den Roman: Ist absehbar, wann er auch auf Deutsch erscheint?

„Leider noch nicht, aber wir werden mit der Probeübersetzung auf jeden Fall verschiedene deutsche Verlage ansprechen und die Werbetrommel rühren. Vielleicht sind wir ja erfolgreich, und es wird eine deutsche Übersetzung geben.“

Ab 17. Dezember gibt es bei Ihnen erneut den sogenannten Design Pop Up Shop. Da kann man dann also schöne Sachen erstehen, zum Beispiel als Weihnachtsgeschenke, oder?

„Genauso ist es. Es wird wieder einige Tage vor Weihnachten, genau von 17. bis 20. Dezember, eine Verkaufsausstellung in der Galerie des Tschechischen Zentrums zu sehen sein. Es ist schon das dritte Mal, dass wir diesen Design Pop Up Shop in der Vorweihnachtszeit veranstalten. Diesmal arbeiten wir mit dem Designer Jan Čapek zusammen, der das Atelier für Produktdesign in Ústí nad Labem leitet und im März als Designer des Jahres 2013 ausgezeichnet wurde. Er ist zusammen mit seinen Studenten für die Gestaltung des Pop Up Shops zuständig. Gemeinsam mit ihm haben wir auch die tschechischen Firmen ausgesucht, die sich in diesem Jahr bei uns präsentieren werden. Es handelt sich um Firmen, die in den 1970er und 1980er Jahren bei uns schon einmal sehr bekannt waren und sich nach der Wende neu erfunden haben. Wir sind aber noch in den Gesprächen, ich kann deshalb noch nicht so genau verraten, welche Firmen sich hier präsentieren werden. Relativ klar ist aber schon, dass man Glaswaren der Firma Kavalier kaufen kann. Es werden Schuhe von Botas zu erwerben und zu sehen sein, und auch die Firma Fatra, die mit dem Preis für das beste Designprodukt des Jahres 2013 ausgezeichnet wurde, wird sich bei uns präsentieren - und zwar mit aufblasbarem Kinderspielzeug.“

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen