„Der rote Gentleman!“ – Winnetou zu Besuch in Tschechien

In Frankreich - woher er stammt – kennt ihn niemand. In Deutschland, Tschechien und anderen mitteleuropäischen Ländern ist er aber unvergessen. Er ist schon 80 Jahre alt und war in diesem Jahr einer der Stargäste auf dem „Europäischen Filmfestival des Lächelns“ in Mladá Boleslav – Pierre Brice alias Winnetou. Christian Rühmkorf hat mit ihm gesprochen.

„Winnetou, der Indianer…“ „Der rote Gentleman!“ „Pierre Brice, der Mann, der mit seinen 80 Jahren immer noch ausgezeichnet aussieht.“ „Winnetou – ich liebe ihn!“

Die Tschechen und ihr Winnetou. Hier ist er genauso bekannt wie im Land seines größten Erfolges, in Deutschland. Vor einigen Wochen war er zu Gast in Tschechien, auf dem „Europäischen Filmfestival des Lächelns“. Über zwei Stunden musste Pierre Brice seinen Fans Autogramme geben. Radio Prag hat den alten Krieger dennoch kurz vor das Mikrofon bekommen:

Monsieur Brice, wie viel Winnetou ist heute noch in Ihnen drin?

(lacht) „Viel! Er kann, er will nicht weg von mir.“

Sie sind ein französischer Patriot, habe ich gelesen. Sie sind ein Konservativer. Aber Sie haben den größten Erfolg Ihres Lebens in Deutschland gehabt. Macht Sie das manchmal ein bisschen traurig?

„Warum traurig? Warum? – Unsere besten Freunde sind die Deutschen. Das ist die Wahrheit. Seit zwei Männer sich getroffen haben - Adenauer und de Gaulle – sind wir Freunde. Die Deutschen sind unsere besten Freunde.“

Und vermissen Sie den Erfolg in Frankreich?

„Ja. Ja, aber es ist zu spät dafür.“ (lacht)

Dafür war der Erfolg in Deutschland doppelt so groß.

„Nicht nur in Deutschland.“

Sie haben auf der Pressekonferenz gesagt, dass Sie damals in Indochina gegen den Kommunismus gekämpft haben. Das war der Hauptgrund für Sie. Wir sind hier in einem postkommunistischen Land, die Tschechische Republik hat den Kommunismus über 40 Jahre erlebt.

„Ja, leider!“

Jetzt ist das 20 Jahre her. Wir feiern in diesem Herbst 20 Jahre Fall des Kommunismus. Was bedeutet das für Sie?

Pierre Brice  (Foto: ČTK)
„Wichtig ist zu wissen, was die Leute in diesem Land denken. Was bleibt ihnen im Gedächtnis? Waren Sie damals glücklich oder unglücklich? – Das ist die Frage“

Was glauben Sie?

„Ich weiß es nicht.“

Kommen Sie gerne in die Tschechische Republik?

„Ja, sehr gerne. Weil ich dieses Volk mag.“

Sie sind ein Hobbykoch, Sie kochen gerne. Die tschechische Küche – schmeckt Ihnen die?

(lacht) „Gulasch, Gulasch ja. Das ist tschechisch, nicht wahr?“

Ein bisschen…

„Ein bisschen, nur ein bisschen. Aber ein bisschen gut! (lacht)