"Der Traum über das Reich der Schönheit" - Ausstellung der Kunstsammlung von Jirí Karásek ze Lvovic

Goya: Tauromaquia

Jirí Karásek von Lvovice, war einer der führenden Vertreter der tschechischen literarischen Dekadenz und Mitbegründer der Kunstzeitschrift "Moderní revue". In diesem Jahr feiert man seinen 130. Geburts- und 50. Todestag. Die Gedenkstätte nationalen Schrifttums, die Karáseks Nachlass verwaltet, stellt anlässlich dieses doppelten Jubiläums eine weniger bekannte Seite des Schriftstellers vor. Er war nämlich auch ein bedeutender Sammler und brachte während seines Lebens um die 38 Tausend Kunstgegenstände, 10 Tausend Archivdokumente und 52 Tausend Bücher zusammen. Nachdem in den vergangenen Monaten die tschechischen Werke aus seiner Sammlung im Prager Repräsentationshaus gezeigt wurden, kommt nun die Weltkunst zu Wort. Markéta Maurová hat die Ausstellung besucht.

"Wenn der Künstler nur das reproduzieren würde, was an ihn herankommt, wäre das zu wenig. Er wäre dann ein Instrument, aber kein Schöpfer. Keine Nachahmung, sondern eine Schöpfung nach der Realität, satt und gedrängt - darauf beruht alles. Der Künstler muss mehr als die Realität vermitteln, seine Botschaft ist etwas unendlich Höheres. Die Farbe, in der er darstellt, muss greller glühen, als die Farbe die brennt, um einen einzigen Tag zu erfreuen. Seine Blumen müssen sehnsuchtsvoller riechen als die Blumen, die die Hand pflückt, damit diese mit dem Abend verwelken. Die Kunst existiert gerade dazu, um in verdichteter Form die Dinge auszusprechen, zu deren Realisierung das Leben nicht genug Kraft und Mut hatte."

Die enge Beziehung zur Kunst prägte nicht nur Karáseks Dichtung, sondern auch sein Leben. Seine begeisterte Tätigkeit als Kunstsammler, der er ein halbes Jahrhundert seines Lebens widmete, weil er eine allseitige moderne Institution zum Studium der bildenden Kunst und Literatur errichten wollte, zeigt uns ein anderes Bild des Menschen als das eines sensibeln, träumenden, lebensverdrossenen Dekadenz-Dichters. Wie bei Karásek die Vorliebe für die Kunst entstand, wie die Sammlung aussah und wie sie sich entwickelte, darüber habe ich mich auf der Ausstellung mit deren (Autoren) Initiatoren Frau Dr. Rumjana Daceva und Herrn Dr. Jan Assmann, unterhalten.

"Das Interesse für die bildende Kunst war ihm wohl angeboren. Er selbst hat einmal gesagt, wäre er kein Schriftsteller, würde er gern Maler sein. Zudem ermöglichte ihm seine Herkunft, zu Hause schöne Bilder aus der Familiensammlung zu genießen. Da er aber ein Dichter war, begann er zu schreiben, und erst wesentlich später, etwa Mitte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts begann er zu sammeln."

Goya: Tauromaquia
"Als er die Sammlung zugänglich machte, war das eigentlich eine Aufforderung an das Volk, auf verschiedene Weise Beiträge zur Galerie zu leisten. Sammler schenkten ihm so manches Werk und auch Künstler schlossen sich diesem Appell an, weil sie im Tyrs-Haus ausgestellt werden wollten. Unter ihnen waren Zdenka Braunerova, Jan Zrzavy, Bilek, Vachal und andere. Und natürlich begannen auch die Mitglieder des Turnvereins Sokol dafür zu sammeln, weil Karáseks Galerie zum Eigentum der Tschechoslowakischen Sokol-Gemeinde wurde. Die Galerie wuchs daher sehr schnell und die ursprünglich private Sammlung wurde zu einer öffentlichen Angelegenheit und zu einem kollektiven Werk."