Deutsche IG Metall: Wir unterstützen Kampf um das Prager Siemenswerk

Juli-Proteste in Siemens Prag (Foto: ČTK)

Das Siemens-Bahnwerk in Prag hat knapp 1000 Beschäftigte. Die bangen derzeit um ihren Arbeitsplatz. Der deutsche Mutterkonzern hat angekündigt, das Werk in Prag-Zličín 2009 zu verkaufen oder notfalls zu schließen. Wir haben darüber vor einigen Wochen bereits berichtet. Lothar Martin befragte dazu Patrick Gschwend, der sich dazu genauer informiert hat.

Juli-Proteste in Siemens Prag  (Foto: ČTK)
Patrick, wie haben sich die Dinge bei Siemens in Prag nun entwickelt?

„Als ´nicht dem Ernst der Lage entsprechend´, so hat der Vorsitzende der tschechischen Gewerkschaft der Metallarbeiter OS Kovo, Josef Středula, die Angebote, die die Siemens-Konzernführung bisher in den Verhandlungen gemacht hat, bezeichnet. Er fordert Beschäftigungsgarantien. Siemens hat bisher keine Angebote vorgelegt, mit denen die Gewerkschaft zufrieden ist. Deshalb hat OS Kovo für Mittwochmittag einen zweistündigen Warnstreik in dem Werk in Prag-Zličín angekündigt. Bemerkenswert ist, dass sie dabei auch von der deutschen IG Metall unterstützt wird.“

Wie sieht denn diese Unterstützung aus?

„Bereits am Dienstag hat der Vorsitzende der IG Metall, Bertold Huber, in einem Brief an seinen Amtskollegen Josef Středula der tschechischen Schwestergewerkschaft die Unterstützung ausgesprochen. Darin fordert er Siemens auf, fair und offen mit der tschechischen Gewerkschaft zu verhandeln. Falls tatsächlich Arbeitsplätze nicht zu halten seien fordert Huber Siemens auf, großzügig dotierte Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten und auch großzügige Regelungen für ältere Beschäftigte. Zu dem Streik ist außerdem auch eine 25-köpfige Delegation der deutschen IG Metall nach Prag gereist.“

Was genau wird die Delegation der IG Metall in Prag tun?

Berthold Huber  (Foto: ČTK)
„Es geht dabei in erster Linie um eine Solidaritätsbekundung, die man auch vor Ort zum Ausdruck bringen möchte. Die Vertreterin der IG Metall Bayern, Andrea Fährmann, die mit nach Prag gereist ist, wird dazu auch eine Stellungnahme vom Vorsitzenden der IG Metall, Bertold Huber, verlesen. Darin sichert er den tschechischen Siemensangestellten Unterstützung ihrer deutschen Schwestergewerkschaft zu.“

Wie die Presseagentur dpa am Dienstag berichtet hat, plant die Siemensführung ihr Prager Werk aufzugeben, um damit Standorte in Deutschland und Österreich erhalten zu können. Das würde bedeuten, bei einer Erhaltung des Prager Werks, wären Standorte in Deutschland und Österreich gefährdet. Schneidet sich die IG Metall mit der Unterstützung der OS Kovo nicht ins eigene Fleisch?

„Das genau habe ich die Delegationsleiterin der IG Metall, Andrea Fährmann, vor der Sendung gefragt. Wörtlich sagte sie: ´Wir sehen da keine Konkurrenz und wir wehren uns dagegen, dass Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Der Kampf unserer Prager Kolleginnen und Kollegen ist auch unser Kampf. Die Taktik der Siemens AG hier eine Spaltung herbeizuführen wird eindeutig nicht aufgehen.´ Die tschechische Gewerkschaft geht also mit deutscher Unterstützung in den Kampf um die Erhaltung des Prager Siemenswerkes.“