Die Galerie 9 von Corinne und Jirí Havrda in Klokocna
Jahr für Jahr strömen Hunderttausende von kunstinteressierten Touristen in all die Museen und Galerien, die die Hauptstadt Prag in reichlicher Fülle zu bieten hat. Und nur wenige wissen, dass es auch ganz in der Nähe, ein paar Kilometer südostwärts, in einem kleinen Dorf ganz große Kunst zu sehen gibt. Die Rede ist vom Weiler Klokocna, wo ein tschechisch-schweizerisches Ehepaar ein altes Bauernhaus in eine Galerie umgebaut hat, in der immer wieder Ausstellungen hochkarätiger Grafik zu bestaunen sind. Unser freier Mitarbeiter Alexander Schneller hat die Galerie 9 in Klokocna besucht.
Wer an einem schönen Wochenende mit dem Auto oder dem Bus ab Skalka die schier unendlich ausufernden Prager Stadtränder in süd-östlicher Richtung hinter sich lässt, taucht nach einigen Links- und Rechtskurven wie in eine andere Welt ein. Eine sanft hügelige Landschaft mit Dörfern und Weilern und viel Landwirtschaft und guter, würziger Luft lässt die grossstadtgeplagten Lungen befreit aufatmen. Und dort gelangen wir ins Dorf Klokocna, das manchen vielleicht noch aus dem bekannten Jugendbuch vom Kater Mikesch in Erinnerung ist, denn genau dort wohnte er.
Wir aber wollen eine ganz besondere Galerie und ein ganz besonderes Pärchen besuchen: Corinne und Jirí Havrda. Sie, eine gebürtige Schweizerin und gelernte Sekretärin aus Solothurn, die sich in das etwa 100 Häuser umfassende Dorf auf den ersten Blick verliebt hat. Er, ein Prager, der nach der Invasion der Warschaupakttruppen 1968 die damalige Tschechoslowakei Richtung Schweiz verlassen hat. Jirí Havrda ist freischaffender Drehbuchautor, Regisseur und Produzent von Dokumentarfilmen über Kunst. Sein Handwerk hat er vor vielen Jahren u.a. in den USA gelernt. Gelebt und gearbeitet hat er vorwiegend in Zürich, und so entstanden, auch in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fernsehen, viele interessante Filme, so z.B. "Von Anton Graff zu Max Bill" oder "Artisti dei Laghi", eine Dokumentation über Tessiner Architekten, die in Prag verschiedene bedeutende Bauwerke schufen.
In Zürich haben sich Corinne und Jirka kennen gelernt, und seit 1997 leben sie jetzt mit ihren Zwillingen in Klokocna. Ein altes Bauernhaus haben sie mit grossem Engagement zu einem schönen Wohnhaus mit Kunstgalerie umgebaut. Von Anfang an war es ihre Absicht, Kunst nach Klokocna zu holen, und zwar vor allem grafische Kunst.
Auf die Frage angesprochen, welche Kriterien ausschlaggebend sind für die Auswahl der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler, antwortet Corinne Havrda: Die Galerie 9 ist in der wärmeren Jahreszeit an Wochenenden geöffnet, in diesem Jahr von April bis Juni und im Frühherbst. Eine renommierte Schar von Künstlerinnen und Künstlern haben in Klokocna ausgestellt, aber auch Newcomer erhalten ihre Chance. Ausgestellt haben z.B. Lenka Vilhelmová, Jana Sindelová, Anna Cejková, Eli Geiser Akermann aus der Schweiz, ebenso wie Iren Stehli oder Josef Hlavácek. Eine vollständige Übersicht mit vielen farbigen Bildern und weiteren Infos finden Sie im Internet unter www.galerie9.com. An sogenannten "Vollmondparties" kommen jeweils viele Freunde der Kunst zusammen, um bei Musik und Speis und Trank im familiären Rahmen gemütlich zusammenzusitzen. Für Jirka ist vor allem die Live-Musik bei solchen Anlässen wichtig. Und tatsächlich, in der geräumigen Scheune lässt es sich bei interessanter Musik trefflich disputieren oder einfach geniessen. Ivan Hlas, Pavla Milcová und Petr Binder, aber auch der Jazzgitarrist Roman Pokorný mit Bassist Petr Dvorský waren u.a. schon zu hören. Bald geht die Saison wieder los. Was in diesem Jahr zu erwarten ist, dazu meint Jirí Havrda: Auf nach Klokocna also an einem schönen Wochenende. Und wer gar ein kulturelles Gesamtkunstwerk erleben will, der speise vor oder nach dem Galeriebesuch im ein paar Schritte gegenüber liegenden Restaurant "U kone". Auch das lohnt sich.
Corinne und Jirí Havrda
Galerie 9
Klokocna 9
251 64 Mnichovice
Unter www.galerie9.com findet man ausführliche, mit vielen farbigen Bildern versehene Informationen.