Die Karte für alles lässt auf sich warten

Туристы в центре Праги, Фото: Ондржей Томшу, Чешское радио

Günstig mit der Bahn durchs Land oder ins Museum und auch Rabatte auf Kaffee am Bahnhof – das sollte die nationale Touristen-Karte für Tschechien möglich machen. Doch das Projekt kommt nicht vom Fleck.

Foto: Ondřej Tomšů
Hier ein Rabatt auf die Bahnfahrt, dort ein Sonderpreis für die neueste Ausstellung – in Tschechischen ermöglichen das rund 30 verschiedene Regional-Karten für Touristen. Das Konzept funktioniert beispielsweise im Böhmischen Paradies oder aber in Prag mit der Prague Card. Letztere verkauft beispielsweise Pavel in einem Kiosk im Stadtzentrum:

„Auf dem Begleitflyer sehen Sie die vollen Preise der jeweiligen Touristen-Attraktionen, daneben stehen dann die Ermäßigungen mit der Karte. Im Preis der Prague Card ist das Nahverkehrsticket für den jeweiligen Zeitraum enthalten, und freien Eintritt oder Rabatte gibt es für Museen oder Moldau-Rundfahrten.“

Die Prague Card bekommt man schon ab 58 Euro, sie ist damit viel billiger als ihre Pendants in anderen europäischen Städten wie Berlin oder Wien.

Um Ordnung im Dschungel der Touristen-Karten zu machen, plante die staatliche Agentur CzechTourism ein einheitliches republikweites Modell. Das Konzept hat vor einem Jahr der Leiter des Regionalverbandes in der Agentur, Aleš Pangrác, im Tschechischen Rundfunk erklärt:

„Die nationale Touristen-Karte soll alle regionalen Konzepte ablösen. Erhältlich wird sie entweder klassisch als Plastikkarte oder als App fürs Smartphone. Die Touristen können sich so ausweisen und eine Reihe von Rabatten geltend machen. Das Ganze ist in der Endphase und schon fast fertig.“

Weit gefehlt. Konkret war die Tschechien-Karte schon seit 2016 im Gespäch, im Marketing-Plan der staatlichen Tourismus-Agentur für 2013 bis 2020 ist sie eine der Top-Prioritäten. Eigentlich sollte man die Plastikkarte oder die App bereits ab 2018 bekommen können. An den Kiosken und im Netz sucht man aber weiterhin vergeblich. Warum, das erklärt die Sprecherin von CzechTourism, Renata Kasalová:

Illustrationsfoto: mastersenaiper/Pixabay,  CC0
„Das Ganze hat sich aus zwei Gründen verspätet. Einerseits liegt das an einem Umbau bei uns in der IT. Andererseits ist aber auch die neue europäische Datenschutzverordnung schuld am Verzug. Die Touristen-Karte ist nämlich ein Projekt, das sehr anspruchsvoll ist im Hinblick auf personalisierte Kundendaten.“

Bisher hat die Karte bereits zwei Millionen Kronen (78.000 Euro) verschlungen. Trotzdem hat CzechTourism mittlerweile aber andere Dinge in den Vordergrund gestellt, wie auch Agentur-Sprecherin Kasalová bestätigt:

„Zugegeben ist eine ganzstaatliche Karte nicht das Projekt, das uns derzeit am meisten beschäftigt. Wir wollen nun zunächst die regionalen Karten als fachübergreifendes Produkt im Tourismus ausbauen. Diese sollen mehr ausländische und zahlungskräftige Gäste nach Tschechien holen, und das ist momentan viel wichtiger als das Konzept einer nationalen Karte.“