Die Löhne steigen - im Durchschnitt auf 17 700 Kronen
Eine erfreuliche Nachricht für alle Arbeitnehmer in Tschechien: Die Löhne steigen weiter - im vergangenen Jahr um durchschnittlich 1200 Kronen auf 17 700 Kronen, knapp 600 Euro. Allerdings: die Hälfte des Lohnzuwachses wird durch Preissteigerungen aufgefressen. Und laut Umfragen droht bereits die Umlenkung von Investitionen nach Rumänien und in die Ukraine, wo Arbeitskraft noch billiger ist. Es berichtet Thomas Kirschner.
Deutliche Zuwächse hat das vergangene Jahr den meisten tschechischen Arbeitnehmern auf ihrem Lohnstreifen gebracht - im Schnitt 1200 Kronen, etwa 40 Euro im Monat. Kein geringer Betrag, wenn man bedenkt, dass das durchschnittliche Bruttoeinkommen derzeit bei 17 738 Kronen oder rund 590 Euro liegt. Die aktuellen Zahlen für das dritte Quartal 2004 wurden gestern in Prag vorgestellt. In den unterschiedlichen Branchen ist das Lohnniveau allerdings sehr verschieden, erläutert Jan Srb vom Tschechischen Statistischen Amt (CSÚ). Die höchsten Löhne werden demzufolge von Banken, Fluggesellschaften, Leasing- und Mobilfunkunternehmen gezahlt.
"In diesen Branchen erreicht das durchschnittliche Bruttoeinkommen 33 000 Kronen, also etwa 1100 Euro. Am entgegengesetzten Ende stehen Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe mit Löhnen von nur 13 000 Kronen und die Fischzucht, bei der die Löhne nur um weniges höher sind."
Schließlich gibt es auch regional deutliche Unterschiede: Während der Durchschnittslohn in Prag bei mehr als 21 500 Kronen liegt, verdienen Arbeitnehmer im südmährischen Zlin nur gut 15 000 Kronen. Rund zwei Drittel der Tschechen liegen in ihrem Einkommen auf diese Weise unter dem Landesmittel, so Jan Srb vom Tschechischen Statistischen Amt:
"Es ist natürlich so, dass die Lohnskala nach unten ihre Grenze bei den Mindestlöhnen hat, während es nach oben praktisch keine Grenze gibt. Die Durchschnittswerte sind also von dieser ungleichmäßigen Verteilung beeinflusst."
Dazu kommt, dass im Gegensatz zum letzten Jahr die Lohnzuwächse zu einem großen Teil von steigenden Preisen und höheren Steuern aufgefressen werden. Erst gestern waren noch deutliche Preiserhöhungen für Strom und Gas angekündigt worden. Allzu viel wird damit im Portemonnaie des Einzelnen nicht übrig bleiben. Dabei ist die Kaufkraft in Tschechien immer noch gerade einmal halb so hoch wie in Deutschland. Dennoch denken einer aktuellen Umfrage zufolge zahlreiche Firmen bereits darüber nach, in die Ukraine oder nach Rumänien auszuweichen. Der Preisdruck macht auch vor einem vermeintlichen Niedriglohnland nicht halt.