Mitarbeiterbefragung: Hauptproblem tschechischer Medien ist schlechte Finanzierung
Viele Journalisten in Tschechien hadern mit ihrem Beruf. Dies zeigt eine aktuelle brancheninterne Umfrage.
Demnach erwägen 28 Prozent der Befragten einen Ausstieg aus der Medienbranche. Die Ergebnisse stammen aus der Studie „Být novinářem a novinářkou v Česku“ (zu Deutsch: Journalist und Journalistin sein in Tschechien) wurden vergangene Woche von der NGO Ženy v médiích (Frauen in Medien) vorgestellt. An der Online-Befragung nahmen von September bis Dezember 2023 insgesamt 472 Menschen teil. Die Autoren der Studie weisen allerdings darauf hin, dass es sich um keine repräsentative Umfrage handle und die Ergebnisse nicht für den gesamten Berufszweig in Tschechien verallgemeinert werden könnten.
Als größtes Problem sehen die Befragten die schlechte wirtschaftliche Lage der Medienhäuser. Zu 90 Prozent wurde dieser Punkt als sehr wichtig oder eher wichtig bewertet. An zweiter Stelle beklagten 83 Prozent der Umfrageteilnehmer eine zu geringe Entlohnung ihrer Arbeit. Und an dritter Stelle wurde von 75 Prozent die Arbeitsbelastung genannt.
Abgesehen von der finanziellen Entlohnung belasten alle angeführten Probleme der Medienbranche offenbar mehr Frauen als Männer. Der größte diesbezügliche Unterschied wurde in der Umfrage sichtbar bei den Erfahrungen mit unangemessenem Verhalten und Schikane. Als Problem empfinden dies 45 Prozent der Teilnehmerinnen an der Studie, aber nur 21 Prozent der Teilnehmer. Und auch von sexueller Belästigung sind demnach eher Frauen betroffen: 75 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, dies schon mindestens einmal erlebt zu haben.
Einen Arbeitsplatzwechsel erwägen 31 Prozent aller Befragten, für 28 Prozent kommt sogar ein kompletter Ausstieg aus der Medienbranche in Frage. „Über eine Kündigung denken deutlich mehr Frauen nach, außerdem die jüngere Generation der bis zu 40-Jährigen und auch Angestellte in ausführenden Positionen. Dies lässt sich als klares Signal interpretieren, welche Mitarbeitergruppen mit den Bedingungen in den Redaktionen Tschechiens nicht besonders zufrieden sind“, sagt die Hauptautorin der Studie, Marína Urbániková von der Masaryk-Universität in Brno / Brünn.
Fast alle befragten Medienmitarbeiter waren zudem bereits Beleidigungen, Beschimpfungen und Spott ausgesetzt, sei es online oder in persönlichen Begegnungen. Während Männer meist wegen ihrer angenommenen politischen Einstellung oder der Berufsehre angegriffen würden, zielten die Ausfälle gegenüber Frauen häufig auf ihre Intelligenz, ihr Geschlecht oder ihr Aussehen ab, so die Analyse.