Die Popularität des tschechischen Präsidenten im In- und Ausland
Nun hören Sie die letzte Folge unserer Mini-Serie zum scheidenden Präsidenten Vaclav Havel. Dagmar Keberlova beschäftigt sich im folgenden Beitrag mit der Beliebtheit des tschechischen Präsidenten im In- und Ausland.
Sehr beliebt war Havel nach dem Fall der kommunistischen Diktatur, gegen die er sein Leben lang gekämpft hatte. Mitte der 90er Jahre sank dann seine Beliebtheit, Soziologen behaupten, dass der Grund hierfür der war, dass in dieser Zeit die erste Periode der Transformation geendet hatte und die Frage, ob Tschechien ein demokratisches Land sei, beantwortet war. Havel war für viele Menschen der Garant dieser Transformation, meinen Soziologen. Vielen Menschen wurden auch Havels reale Möglichkeiten bewusst, und so sind sie von einer unkritischen Bewunderung zur kritischen Bewertung eines normalen Politikers übergegangen.
In der Welt oft unter die zehn bedeutendesten Politiker des 20. Jahrhunderts gezählt, in Tschechien angeprangert und kritisiert wegen so absurden Sachen wie seine zweite Heirat. Das ist auch bezeichnend - die politische Bedeutung seines Bemühens haben die Tschechen nie richtig einschätzen können. Der NATO Beitritt Tschechiens im Jahre 1999, der als wichtigstes Ereignis nach dem Ende des totalitären Systems bezeichnet wird und zum Großteil Havel zu verdanken ist, ließ die Tschechen kalt.
Die Tschechen werden deshalb auch vom Ausland kritisiert. So meinte beispielsweise die Professorin der New School University in New York, Elzbieta Matynia, Zitat: "Die Tschechen sollten sich bewusst werden, dass Havel der Samtenen Revolution Noblesse und Würde gegeben hat. Ohne ihn würdet ihr nie zu den Lieblingen des Westens zählen. Er ist ein großer Weltpolitiker und wir müssen ihn schätzen. Auf der Welt gibt es nicht viele Persönlichkeiten wie ihn", Zitatende. Das ist aber manchen Völkern zu eigen, dass sie sich der Größe ihrer Staatsmänner erst bewusst werden, nachdem deren Zeit vorbei ist. Und wir Tschechen gehören eben dazu.