Die "Pracht des böhmischen Barock" entfaltet sich in Prager Galerien

Während der vergangenen Tage schallten noch Hammerschläge durch die Räume des Klosters St. Georg auf dem Prager Burggelände. Angestrengt erledigten hier mehrere Kunstwissenschaftler, Restauratoren und Handwerker die letzten Arbeiten an dem größten diesjährigen Projekt der Nationalgalerie in Prag, der Ausstellung "Die Pracht des böhmischen Barock". Sylvie Reichel hat sich in den nun eröffneten Räumen schon einmal umgesehen.

Die Ausstellung ist nicht nur dem Barock gewidmet, sie nimmt auch selbst barocke Züge an. Gleich an vier Orten in Prag werden Gemälde, Graphiken und Plastiken aus dem 17./18. Jahrhundert gezeigt. Aber auch barocke Kleider, Schmuckstücke, Möbel, Bühnenbilder, Kostüme, Fahnen und Waffen sind zu sehen - insgesamt mehr als 1600 Originale, die einen Überblick über Kunst, Kultur und Gesellschaft des Barocks geben sollen. Der Kurator Vit Vlnas möchte eigentlich keines der Stücke besonders hervorheben. Denn schließlich sei ihr Zusammenklang entscheidend für den Eindruck beim Betrachter.

"Trotzdem bin ich sehr froh, dass es uns einerseits gelungen ist, für diese Ausstellung einige künstlerische Werke zu bekommen, die bisher unbekannt und unerkannt sind und die nun erst durch die Hände der Restauratoren ihre ursprüngliche Schönheit zurückerhielten. Das ist zum Beispiel bei einem der Altarbilder von Jan Christof Liska so. Außerdem bin ich aber auch sehr froh, dass es uns gelang, einige bekannte Werke auszuleihen, zum Beispiel aus der Schweiz und den Vereinigten Staaten."

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Programm: Vorträge und Konzerte sind geplant, Ausflüge zu barocken Denkmälern und sogar ein Kinderprogramm. Soll die "Pracht des böhmischen Barock" damit vor allem die Herzen der Laien erobern? Oder hat Vit Vlnas auch an die Fachkundigen gedacht?

"Ich glaube, dass wir auch für die wirklichen Kenner einige Leckerbissen zu bieten haben. Aber wir haben die Ausstellung von Anfang an so konzipiert, dass auch Menschen ohne spezielle Kenntnisse im Bereich des Barocks eine runde Übersicht und ein stimmiges Bild von dieser Epoche bekommen."

Das jahrelang vorbereitete, große Projekt der Nationalgalerie in Prag soll vor allem helfen, falsche Vorstellungen vom Barock zu korrigieren. Viel zu oft werde vom dunklen Zeitalter gesprochen, meint Vit Vlnas. Auf der anderen Seite gebe es aber auch jene, die dieses Zeitalter idealisieren. Bis Ende Oktober öffnet deshalb die "Die Pracht des Böhmischen Barock" allen Interessierten ihre Tore. Allerdings verrät schon der Name, welchen Eindruck die Ausstellung bei den Besucher hinterlassen will.

Autor: Sylvie Reichel
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