Die Prague Pride: „Ein Mix aus Party und Aktivismus“
In dieser Woche findet erneut die Prague Pride statt. Zum dritten Mal in Folge wollen die Organisatoren mit dem Festival versuchen, die Sensibilität der Gesellschaft gegenüber sexuellen Minderheiten (LGBT) zu erhöhen. Dazu wird es die gesamte Woche über einen bunten Mix aus Unterhaltung, aber auch ernsthaften Veranstaltungen geben. Der Abschluss wird, wie jedes Jahr, ein Umzug durch die tschechische Hauptstadt sein.
„Wir haben dieses Thema gewählt, weil es jeden von uns betrifft: nicht nur die Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender, sondern auch ihre engste Umgebung, wie zum Beispiel die Familie oder Freunde. Und alle erleben das ‚Coming out’ anders: einige werden von ihren Familien verstoßen, einige Familien schweigen es tot und andere werden auf der Arbeit entlassen. Wir wollen daher mit diesem Festival zeigen, dass die Menschen sich nicht fürchten sollten jene zu sein, die sie sind.“
Vor allem am Arbeitsplatz stelle eine andere sexuelle Orientierung oft ein Problem dar und daher werde dort besonders häufig auf das Outing verzichtet, so Walek:„Wir haben ein bisschen Forschung betrieben auf Grundlage der Daten der Europäischen Union, die eine Untersuchung zur Diskriminierung von sexuellen Minderheiten in ganz Europa vorgelegt hat. In Tschechien haben sich nur elf Prozent der Menschen an ihrem Arbeitsplatz zu einer anderen sexuellen Orientierung bekannt. Übertragen sie das mal auf die Politik: Haben wir das Recht zu wissen, wer der Partner oder die Partnerin eines Politikers ist? Ich als Wähler möchte das gerne wissen.“
Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es auch eine Veranstaltung mit Politikern, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen. Am Dienstag werden ein britischer, ein niederländischer und ein amerikanischer Abgeordneter in Prag über das Thema diskutieren. Ein wenig schwinge dabei auch die Hoffnung mit, dass sich auch einmal ein tschechischer Politiker freiwillig oute. Laut Umfragen haben die Tschechen eigentlich kein Problem mit Homosexualität. Allerdings gebe es noch eine andere Seite:
„Das sich nur elf Prozent an ihrem Arbeitsplatz outen, zeigt doch, dass Schwulen und Lesben noch immer um Respekt kämpfen müssen. Und wir haben eben keinen hohen Politiker, der sich in seiner Funktion geoutet hat. Da gibt es eine bestimmte Barriere zwischen der Theorie und der Praxis.“Trotzdem sieht Walek Prag und die Tschechische Republik als einen idealen Ort für ein Festival zur Unterstützung sexueller Minderheiten:
„Wir sind eine Art Brücke zwischen West und Ost. Im Osten sind die Pride-Veranstaltungen viel politischer und die Menschen haben viel größere Angst, dort an einer Pride teilzunehmen. Im Westen dagegen ist es eher eine große Party. Hier in Prag haben wir einen Mix aus Party und Aktivismus und den Teilnehmern droht keine Gefahr. Die Leute können es also am Samstag genießen.“