Die siebenfache Olympiasiegerin Vera Caslavska wird 60
Sie war nicht nur siebenfache Olympiasiegerin und als Sportidol lange Jahre Liebling der Nation und der Weltöffentlichkeit. Nach dem Prager Frühling von 1968 wurde sie auch zum Symbol des Kampfes gegen den Totalitarismus - die Turnerin Vera Caslavska, die am 3. Mai ihren 60. Geburtstag feiert. Genau genommen, hat sie eine vom Tschechischen Olympischen Komitee geplante Feier erfolgreich zu verhindern gewusst, um nicht wieder im Rampenlicht stehen zu müssen.
Der älteren Generation sind immer noch die Bilder von der Olympiade 1964 in Japan im Kopf, wo Caslavska drei Goldmedaillen holte. Vier Jahre später in Mexiko waren es sogar vier. Während dieser Olympiade heiratete sie den Läufer Josef Odlozil - für die tschechische Öffentlichkeit das Traumpaar schlechthin. Im selben Jahr wurde Vera Caslavska nicht nur zur besten Sportlerin des Jahres ausgezeichnet, sondern war auch die zweitpopulärste Frau der Welt.
Auf den Ruhm von Mexiko folgte die Schikanierung durch das kommunistische Regime. Man verzieh ihr nicht, dass sie während des Prager Frühlings die Forderungen der Intellektuellen durch ihre Unterschrift unter das "Manifest der 2000 Worte" unterstützt hatte. Nach 1989 stand sie nochmals als Beraterin von Präsident Vaclav Havel und Vorsitzende des Tschechischen Olympischen Komitees im Licht der Öffentlichkeit. Dass ihr inzwischen geschiedener Mann nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Sohn zu Tode kam, hinterließ bei ihr tiefe Spuren. Vera Caslavska erlitt Depressionen und zog sich in sich zurück. "Wenn Sie ständig ohne Pause fahren, kann Ihnen das auch passieren", sagte sie in ihrem letzten Gespräch für die Zeitung "Mlada fronta dnes" vor drei Jahren.