Die Stadt Pilsen virtuell

3D-Modell der Bartholomäus-Kathedrale (Foto: Jan Markup, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
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Ein Spaziergang durch Plzeň / Pilsen im eigenen Wohnzimmer. Dies soll in knapp zwei Jahren ein detailliertes 3D-Modell der westböhmischen Großstadt ermöglichen. Das Ganze hat aber auch noch einen praktischen Nutzen.

3D-Modell der Bartholomäus-Kathedrale  (Foto: Jan Markup,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Luděk Šantora  (Foto: Rostislav Duršpek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Über die Radbusa ins Zentrum, an der Bartholomäus-Kathedrale und der Synagoge vorbei und einmal durch das berühmte Brauerei-Tor. In gut zwei Jahren ist ein Spaziergang durch Pilsen auch vom heimischen Sofa aus möglich, dazu reicht dann eine VR-Brille:

„Wir können das historische Zentrum und den Untergrund der Stadt darstellen, aber auch beispielsweise den Zoo“, erläutert Luděk Šantora. Er ist bei der Stadt Pilsen für die IT zuständig.

Das geplante virtuelle 3D-Modell soll aber mehr sein als nur ein Gag, um mehr Touristen in die westböhmische Großstadt zu locken. Stichwort Stadtplanung:

„Mit dem Modell können wir beispielsweise die mögliche Lärmbelastung einer neuen Tramstrecke in Wohngebieten im Voraus berechnen. Generell lassen sich auf diese Weise viele Probleme simulieren, die mit der Lebensqualität oder der Luftverschmutzung zu tun haben“, so Šantora.

Pilsen  (Foto: Michal Ritter,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Zudem könnte das virtuelle Pilsen auch Leben retten. Tomáš Krblich ist im Rathaus Beauftragter für Technologien im öffentlichen Raum:

„Rettungskräfte können aus dem Modell herauslesen, wie ihr Weg durch ein konkretes Gebäude ist. Auch sollten kritische Punkte zu erkennen sein, entweder was die Technik der Bauten oder die Menschen im Inneren angeht, damit ein Brand möglichst effektiv gelöscht werden kann.“

Wie gesagt, das 3D-Modell soll in gut zwei Jahren fertig sein. Für die Stadt wird das Vorhaben relativ billig. Die Verwaltung selbst zahlt nur rund 4,3 Millionen Kronen (170.000 Euro), der Rest kommt aus dem EU-Förderprogramm Horizon für das Jahr 2020. Wie entsteht aber die virtuelle Version der Bierstadt? Erst einmal muss man hoch hinaus, und zwar im Winter und im Sommer. Dazu Tomáš Krblich:

„Durch Luftaufnahmen entstehen Modelle der Stadtoberfläche, des Terrains und der Gebäude. Das Ganze orientiert sich an einer technischen Karte der Stadt, die uns bereits vorliegt.“

Foto: Archiv der Stadt Pilsen
Aus den Luftaufnahmen der Großstadt mit ihren rund 170.000 Einwohnern wird aber erst einmal ein sogenanntes „Kastenmodell“ generiert:

„Für die Gebäude entstehen zunächst Schachteln mit der jeweiligen Form. Nur die Dächer sind schon detailliert dargestellt mit all ihren Elementen, wie zum Beispiel Dachfenstern. Außerdem sind die Dachüberstände hervorgehoben, das ist wichtig für Architekten und Stadtplaner“, so Krblich.

Die Arbeiten am digitalen Zwilling der größten Stadt Westböhmens dürften ein Jahr lang dauern. Anfang 2021 soll erstmals ein virtueller Spaziergang durch die Straßen Pilsens möglich sein. So sei zumindest der Plan, meint der IT-Beauftragte Luděk Šantora:

„Zunächst soll es eine öffentliche Präsentation des fertigen Projekts geben. Das Modell dürfte da schon visualisierbar sein mit Techniken der Virtuellen oder Erweiterten Realität und den entsprechenden Brillen.“