Die Visegrader Agenda 21 - Transformation von der zentralen Planwirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung?

"Die Visegrader Agenda 21 - Transformation von der zentralen Planwirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung?" Am Donnerstag Vormittag wurde im tschechischen Außenministerium eine dreitägige internationale Konferenz zu diesem Thema eröffnet. Markéta Maurová war dabei.

Etwa 100 Teilnehmer aus den Ländern der Visegrad-Gruppe, d.h. aus Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn, treffen sich dieser Tage in Prag, um über Ergebnisse zu diskutieren, die ihre Länder seit dem Weltklimagipfel in Rio de Janeiro 1992 erreicht haben. Erörtert werden soziale, ökologische und wirtschaftliche Zusammenhänge auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Beteiligt sind neben Umweltexperten auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und verschiedenen Vereinigungen, Mitarbeiter akademischer und Forschungsinstitutionen sowie Politiker.

Unter den Konferenzgästen ist auch der Professor der Karlsuniversität und Präsident der Christlichen Akademie in Prag, Tomas Halik, den ich ans Mikrophon bat. Die Agenda 21 beinhaltet 40 Kapitel. Welche dieser Problembereiche sind nach der Meinung von Prof. Halik für die Visegrad-Staaten am brennendsten, was verbindet diese Länder?

"Diese Länder verbindet eine gemeinsame Geschichtserfahrung. Wir haben das unterdrückerische kommunistische Regime erlebt, das eine Verschmutzung nicht nur in der Umwelt, sondern auch in der Kulturlandschaft und in der Mentalität der Menschen hinterlassen hat. Und auch heute, nach dem Fall des Kommunismus, sind wir häufig einem anderen Typ des ökonomischen Materialismus ausgesetzt, der naiv glaubt, dass der Markt selbst für die Natur sorgen wird, dass irgendwelche Wirtschaftsmechanismen und der Wettbewerb dafür sorgen. Dies ist meiner Meinung nach eine sehr gefährliche Ansicht."

Die Konferenz findet unter der Schirmherrschaft von Präsident Vaclav Havel statt. Dieser hob in seinem Grußwort vor allem die Rolle der Nichtregierungsorganisationen hervor. Professor Halik dazu:

"Ich finde es sehr sympathisch, dass es hier Leute und Initiativen gibt, die danach streben, Verantwortung für den Umweltschutz zu übernehmen, und dass sie dies als Nichtregierungsorganisationen tun. Diese stellen nämlich einen bedeutenden Bestandteil der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft dar. Diejenigen, die nur die Logik des Marktes verkünden, d.h. diesen zweiten Typ des Wirtschaftsmaterialismus, einen gewissen verkehrten Marxismus - und wir können dies von einigen unserer Politiker sehr oft hören - die blicken auf diese Nichtregierungsorganisationen verdächtig und mit Verachtung und bezeichnen sie sogar fast als feindliche Elemente. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, dass sich diese Organisationen im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit gegenseitig unterstützen."

Professor Halik betont aber auch eine weitere Dimension des Bemühens um nachhaltige Entwicklung:

"Die Pflege der Umwelt muss auch mit der Sorge für das geistige und kulturelle Milieu verknüpft werden, damit die Menschen Wertschätzung für alle Formen des Lebens entwickeln - von den Naturformen bis zu den kulturellen, moralischen und geistigen Formen des Lebens."

Die Konferenz wird ihre Verhandlungen mit der Annahme einer "Deklaration der Bürgergruppen der Visegrad-Vier für das Gipfeltreffen über die nachhaltige Entwicklung" abschließen, das im Herbst in Johannesburg stattfinden wird. Ein besonderes Gewicht wird darin vor allem dem regionalen und multi-disziplinären Charakter der nachhaltigen Entwicklung beigemessen.