Die "Woche der Auslandstschechen" geht zu Ende: Ein Resümee
Die "Woche der Auslandstschechen" geht an diesem Wochenende in Prag zu Ende. Gerald Schubert hat einige der Veranstaltungen, die in ihrem Rahmen stattgefunden haben, besucht. Und auch jetzt ist er gerade von einer der Podiumsdiskussionen zurückgekommen. Wir bitten ihn um eine kurze Zusammenfassung:
"Etwa 300 Tschechinnen und Tschechen aus 35 Ländern sind in dieser Woche nach Prag gekommen, um sich kennen zu lernen und an verschiedenen Diskussionen zu unterschiedlichen Themen teilzunehmen. Auch eine Ausstellung namens "Tschechen im Amerika" gibt es zurzeit, und zwar im Prager Stadtmuseum. Und natürlich gab es auch einige Pressekonferenzen, wo man seine Probleme und Standpunkte auch der Öffentlichkeit präsentieren konnte. Also man kann sagen: Es war ein Treffen, das der Information und der Diskussion der Probleme gedient hat."
Was sind denn eigentlich die Hauptprobleme der tschechischen Minderheiten im Ausland?
"Einer der wichtigsten Punkte ist hier sicherlich die Forderung nach einem eigenen Gesetz, das z.B. Fragen rund um Staatsbürgerschaft, Arbeitsgenehmigung und Visa regelt, oder es ausländischen Tschechen auch erleichtern würde, hier Arbeit zu finden. An der Spitze der Agenda stehen weiter auch Restitutionsangelegenheiten, denn viele Emigranten haben ja seinerzeit nicht nur ihre Heimat verloren, sondern auch Hab und Gut. Ein anderer Punkt betrifft Tschechische Konsulate im Ausland. Ein kanadischer Vertreter etwa wollte wissen, warum es in Toronto, wo an die 20.000 Tschechen leben, keine offizielle Vertretung gibt. Außenminister Cyril Svoboda, der auf der betreffenden Veranstaltung anwesend war, meinte, man wolle durchaus mehr Konsulate errichten, aber es fehle leider das Geld. Wichtig ist für viele auch der Empfang von tschechischem Fernsehen oder Radio. Und da muss man sagen, dass die tschechische Redaktion von Radio Prag als Kurzwellen- aber auch als Internetradio einen sehr wichtigen Bestandteil der Medienwelt für die Auslandstschechen darstellt. Zum Abschluss noch zwei Punkte: Der eine betrifft die Kommunisten in der Tschechischen Republik. Viele Landsleute aus dem Ausland sind erbost darüber, dass die Kommunisten hier in politischen Gremien noch immer eine Rolle spielen, und dass von den ehemaligen kommunistischen Funktionären, die vor Gericht standen, kaum jemals jemand verurteilt wurde. Aber das Gegenargument lautet hier natürlich: Die hier in diversen Gremien tätigen Kommunisten sind gewählte Vertreter. Und insofern ist das natürlich eine emotional sehr aufgeladene Frage, die sich aber politisch nicht einfach lösen lässt. Und sehr wichtig ist schließlich auch das Wahlrecht: Derzeit können Tschechen im Ausland bei Parlamentswahlen nur in diplomatischen Vertretungen ihre Stimme abgeben, beim EU-Referendum war das überhaupt nicht möglich. Bis 2006 aber, so heißt es aus dem Außenministerium, sollte es theoretisch möglich sein, ein neues Wahlrecht zu beschließen. Allerdings ist das natürlich eine sehr heikle legistische Frage."Und wie war insgesamt die Atmosphäre bei der "Woche der Auslandstschechen?
"Eigentlich recht stürmisch. Denn bis jetzt habe ich ja nur über die Probleme gesprochen, die alle gemeinsam haben. Es gibt aber darüber hinaus, je nach Land, auch sehr unterschiedliche Probleme. Es ist ja nicht egal, ob man in den USA lebt oder in der Ukraine. Und da wollte natürlich jeder seine Anliegen zur Sprache bringen. Allgemein aber kann man sagen: Die Auslandstschechen sind mit den Aktivitäten der jetzigen Regierung generell sehr zufrieden. Das war nämlich bei früheren Regierungen nicht immer der Fall. Und: Die ständige Kommission im Senat, die sich ausschließlich mit Fragen der Auslandstschechen befasst, wurde hier ebenfalls allgemein gelobt."