Drei tschechische Journalisten im Irak verschwunden
Drei tschechische Journalisten sind am Sonntag im Irak spurlos verschwunden. Wie am Montag bekannt wurde, hat das Tschechische Fernsehen den Kontakt zu Fernsehreporter Michal Kubal und zu Kameramann Petr Klíma verloren. Der Tschechische Rundfunk konnte seinen Mitarbeiter im Irak, Vít Pohanka, bis Redaktionsschluss von Radio Prag am Dienstagnachmittag nicht erreichen. Daniel Satra berichtet.
"Die Situation ist sehr ernst. Wir wollen nicht die Leben der betroffenen Journalisten gefährden. Wir tun alles, was in unserer Kraft steht, und wir widmen uns der Sache tatsächlich außergewöhnlich intensiv."
Bisher gibt es keine Spur der drei tschechischen Journalisten. Sicher ist nur, dass sie gemeinsam am Sonntagmorgen das Bagdader Hotel "Palestine" mit Ziel Jordanien in einem Taxi verlassen hatten. Ein Taxifahrer sagte später gegenüber Mitarbeitern des italienischen Fernsehsenders RAI, er habe drei Tschechen gefahren, einer von ihnen habe "Michel" geheißen. Westlich von Falludscha bei Al Gama sei das Taxi von drei bewaffneten Männern gestoppt worden, die die Tschechen zwangen mitzugehen. Bisher fehlt eine Bestätigung für diesen Bericht. Zdenek Samal, Nachrichtdirektor des Tschechischen Fernsehens im Irak:
"Wir versuchen so gut wie möglich informiert zu sein. Wir versuchen auch so viel wie möglich und so gut wie möglich die Angehörigen zu informieren, und auch die Öffentlichkeit. Einfach gesagt: Wir versuchen, wo nur möglich an Informationen heranzukommen."
Doch die Informationslage im Irak ist schwierig. Viele Sender arbeiten mittlerweile nur noch mit Ortskräften, weil sie fürchten westliche Mitarbeiter könnten Opfer weiterer Entführungen werden. Jiri Hosek vom Tschechischen Rundfunk über das Verschwinden seines Kollegen Vít Pohanka:"Wir sehen die Entführung immer noch in Anführungsstrichen. Das heißt, es ist immer noch nicht positiv bestätigt, dass Vít Pohanka und unsere Kollegen vom Tschechischen Fernsehen in der Gewalt bewaffneter Iraker sind. Umso weniger verfügen wir über Information darüber, ob es sich im Entführungs-Fall um eine politisch oder eine wirtschaftlich motivierte Entführung handelt."
Der Pressefotograf David Neff hatte die Strecke Bagdad-Amman einen Tag vor seinen Kollegen im Taxi zurückgelegt und ihnen die Route nach Ankunft in Jordaniens Hauptstadt telefonisch empfohlen. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk schilderte Neff seine Erfahrung mit den irakischen Taxifahrern:
"Sie haben den Weg als ziemlich gefährlich bewertet, vor allem seit der vergangenen Woche, in der die Ereignisse eskaliert sind. Sie haben sich auch sehr selbstbewusst gegeben. Und sie haben ja auch den Weg richtig ausgesucht, wie gesagt, wir hatten kein Problem, auch sind sie mir nicht besonders nervös vorgekommen. Sie sind aber auch sehr hart gesotten - solange niemand auf sie schießt, sind sie völlig gelassen."
Die am Montag, einen Tag nach dem Verschwinden der Tschechen, entführten acht Russen sind am Dienstagvormittag wieder freigekommen, wie die Nachrichtenagentur Interfax mitteilte.