Ein ganz neues Ufer: Die Erfolgsgeschichte der Prager Náplavka
Am Prager Moldauufer versammeln sich im Sommer Abend für Abend Tausende Menschen. Auf der sogenannten „Náplavka“ gibt es Live-Musik, Ausstellungen oder Open-Air-Kunst. Viele kommen einfach, um Bier zu trinken und die Aussicht auf Fluss und Burg zu genießen. Dabei ist es kaum vorstellbar, dass das Uferstück gleich hinter der Manes-Galerie vor ein paar Jahren noch Brachland war.
„Da bin ich schließlich auf die Náplavka gestoßen und habe festgestellt, dass dieser Ort leer und verlassen ist. Hier war kein Mensch. Ab und zu kamen mal Radfahrer vorbei und ein paar Leute aus der Umgebung, die ihre Hunde ausgeführt haben. Das war die ganze Nutzung.“
Marián Strakas Baumstämme kamen also an die Moldau, an den Uferstreifen zwischen der Galerie Manes, Tanzendem Haus und Eisenbahnbrücke. Im Jahr darauf lief hier bereits eine Ausstellungsserie für die ganze Saison.
„Die Überlegung am Anfang war, dem Ort einen Inhalt zu geben, um die Leute hierherzubringen. Sie sollten wieder und wieder kommen und ihren Freunden Bescheid sagen, dass es sich lohnt. Das lief dann wirklich nach dem Schneeballsystem, und aus ein paar hundert wurden Zehntausende Besucher.“Ivo Slavík und Dovjka sobě blieben nicht lange allein auf der Náplavka: Ein Veranstalter brachte Bands und kostenlose Konzerte ans Ufer, die ehemaligen unterirdischen Lagerräume wurden zu Ausstellungsräumen umgebaut. Auch ein Theaterschiff und eine alternative Fahrradwerkstadt, das Bajkazyl, kamen hinzu. Jeden Samstag ist hier inzwischen Bauernmarkt. Das Projekt Náplavka ist ein Beispiel für Stadtentwicklung von unten, sagt Ivo Slavík:
„Wirklich paradox ist, dass die Stadt damals auf der Náplavka einen Parkplatz einrichten wollte. Das ist völlig absurd, denn es ist ein öffentlicher Raum der Spitzenklasse. Dieser Erfolgsgeschichte haben sich dann auch die Stadtbezirke eins und zwei angeschlossen, die nun darauf drängten, dass hier kein Parkplatz entstehen wird. Denn das ist natürlich Unsinn. Die Nutzung kann ganz anders aussehen.“ Der Erfolg hat sich herumgesprochen. Reiseführer preisen die Náplavka als „Hipster-Area“. Natürlich versuchen längst auch weniger ambitionierte Unternehmer ihr Kapital aus dem Phänomen Náplavka zu schlagen, mit billigen Bier- und Essensständen. Dvojka Sobě versucht weiterhin dagegenzuhalten, seit 2011 mit einer schwimmenden Galerie. Ivo Slavík:
Es gibt auch Pläne für die Zukunft. Die Náplavka soll architektonisch aufgewertet werden, mit einer einheitlichen Außengestaltung. Der Verein Dvojka Sobě hat dazu Entwürfe vorgelegt, bislang fehlt allerdings die Finanzierung. Und obwohl die Sommersaison nun langsam zu Ende geht, wird der Betrieb nicht eingestellt. Im dritten Jahr gibt es inzwischen ein Winterprogramm auf der Náplavka. Das Holz zum Heizen hat Ivo Slavík schon bestellt.