Ein Jahr nach Attentat in Afghanistan: Tschechien gedenkt seiner getöteten Soldaten

Illustrationsfoto: Archiv der tschechischen Regierung

Der 8. Juli ist einer der schmerzvollsten Tage in der noch jungen Geschichte der Tschechischen Armee – vor einem Jahr hat ein Attentäter in Afghanistan vier tschechische Soldaten getötet, ein schwer verletztes fünftes Mitglied der Patrouille war ein paar Tage später seinen schweren Verletzungen erlegen. Das Verteidigungsministerium überwies den Hinterbliebenen der Opfer danach eine Summe von jeweils umgerechnet 74.000 Euro, und Geld wurde auch im Rahmen einer Caritas-Sammlung gespendet. Zukünftig wird zudem allen Soldaten, die im Dienst gesundheitliche Schäden davontragen, und deren Familien mittels eines neuen Fonds geholfen.

Verteidigungsminister Martin Stropnický  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Am 8. Juli 2014 beendete eine achtköpfige Streife von tschechischen Soldaten ihre tägliche Nachtpatrouille unweit des Stützpunkts Bagrám in Ostafghanistan. Als sie zur dortigen Poliklinik gelangten, stiegen die Soldaten aus dem Auto und sprachen mit Einheimischen, darunter waren auch Kinder. Das war nichts Ungewöhnliches. Doch an dem Tag mischte sich ein Selbstmordattentäter der Taliban-Bewegung unter die Menschentraube und zündete einen Sprengsatz. Neben den vier tschechischen Soldaten starben bei der Detonation zehn afghanische Zivilisten und zwei Polizisten. Verteidigungsminister Martin Stropnický ist heute noch erschüttert von diesem Vorfall:

„Das war gewiss der schlimmste Tag, den ich in meiner jetzigen Funktion erlebt habe. Denn an diesem Tag hatten wir in unserer Armee den größten Verlust an Menschenleben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu beklagen.“

Am 8. Juli 2014 starben vier tschechische Soldaten bei der Detonation: Jan Šenkýř,  Libor Ligač,  Ivo Klusak und David Beneš  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
Die in Afghanistan gefallenen Soldaten wurden mit allen militärischen Ehren bestattet und Präsident Miloš Zeman zeichnete sie posthum mit der Medaille Für Heldentum aus. Den Familien der Opfer wurde finanziell geholfen – zum einen durch den Staat, und zum zweiten durch eine Caritas-Spendensammlung, die über fünf Millionen Kronen (ca. 184.000 Euro) einbrachte.

Zugunsten von verletzten Soldaten, Kriegsveteranen und den Hinterbliebenen von Armeedienstopfern wurde zudem im März der Militärische Solidaritätsfonds geschaffen. Auf dessen Konto sind bereits knapp eine halbe Million Kronen (ca. 16.500 Euro) eingegangen. Der Fonds wurde gemeinsam von der Armee und der tschechischen Caritas gegründet. Caritas-Direktor Lukáš Curylo ist der Meinung, dass schon bald einige Gelder daraus geschöpft würden:

Caritas-Direktor Lukáš Curylo  (Foto: Miloš Turek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
„Wir haben die ersten Anträge erhalten und jetzt legen wir fest, wie wir vorgehen werden, damit sich die finanzielle Hilfe gerecht auf alle militärischen Subjekte verteilt. In diesem Jahr werden wir wohl bereits die ersten Gelder ausschütten, vermutlich in der zweiten Jahreshälfte.“

Die Entscheidung darüber, wer genau Gelder aus diesem Fonds erhalten wird, fällt ein elfköpfiger Ausschuss an der Spitze des Fonds. Bereits bei der Fondsgründung benannte der damalige Befehlshaber des Generalstabs der tschechischen Armee, Petr Pavel, einige der Voraussetzungen für einen Anspruch auf Fondsgelder:

„Es besteht die Möglichkeit, Gelder aus dem Fonds zu beantragen, wenn kostspielige gesundheitliche Hilfsmittel benötigt werden, wenn man im Dienst schwer verletzt wurde, bei Operationen oder im schlimmsten Fall beim Tod eines Militärangehörigen.“

Verteidigungsminister Martin Stropnický erklärte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, dass er mit der Summe, die bisher auf dem Konto des Fonds eingegangen ist, sehr zufrieden sei. Er wünsche sich aber, dass für diesen Fonds noch mehr Werbung gemacht werde als bisher.

Illustrationsfoto: Archiv der tschechischen Regierung
Der vor einem Jahr gefallenen Soldaten wird am Mittwoch auf mehreren Veranstaltungen, sowohl in Afghanistan als auch in Tschechien gedacht. Hervorzuheben ist indes der Gottesdienst, der am Nachmittag in der Johannes-Nepomuk-Kirche auf dem Prager Hradschin stattfindet. Ihn wird der Feldkaplan der Tschechischen Armee, Jaroslav Kníchal, zelebrieren.