Weggehen oder bleiben? Tschechiens Armee im Ausland
Derzeit wird heiß über die Auslandsmissionen der tschechischen Armee diskutiert. Nach der Eskalation der Lage im Irak ist die Zukunft des dortigen Einsatzes ungewiss. Ein Teilabzug aus Afghanistan steht wiederum kurz bevor. Andererseits wird das Engagement der Tschechen in Afrika ausgeweitet, so soll Prag die Leitung der EU-Mission in Mali übernehmen.
Die Soldaten aus Tschechien waren von den iranischen Luftschlägen nicht unmittelbar bedroht, denn sie befanden sich auf anderen Stützpunkten.
„Der Ausbildungsauftrag im Irak ist unterbrochen worden. Ich denke, im Moment wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Anspannung herunterzufahren und die Lage zu beruhigen. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Unsere Soldaten befinden sich auf den Stützpunkten. Dort sind sie in relativer Sicherheit und machen das, was ihnen befohlen wurde“, so Generalmajor Josef Kopecký gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Er befehligt seit Januar die Auslandseinsätze der tschechischen Armee.
Deutschland etwa hat einen Teil seiner Soldaten aus dem Irak abgezogen und in andere Länder verlegt. Die Slowakei beispielsweise ist aber ganz raus aus dem Krisenland. Laut Kopecký plant Tschechien dies jedoch nicht.„Wir haben einige Soldaten innerhalb des Landes an sicherere Stützpunkte gebracht. Denn manche Orte sind relativ leicht zugänglich, und wir wollen nicht wegen einiger weniger Kräfte spezielle Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen. Das heißt, wir haben unsere Armeeangehörige etwas zusammengezogen. Ansonsten sind wir nicht in Sorge und warten ab, was über den Ausbildungseinsatz entschieden wird“, so Kopecký.
Allerdings wurden fünf tschechische Polizisten nach Hause beordert. Sie sollen aber nicht gefährdet gewesen sein, sondern die Irakis hätten den Betrieb im Ausbildungszentrum unterbrochen. Sobald dieser wieder aufgenommen werde, kehrten auch die Polizeiausbilder wieder nach Bagdad zurück, hieß es.
Ganz anders Afghanistan. Dort befindet sich derzeit noch der größte Teil der insgesamt 645 tschechischen Soldaten im Ausland, konkret sind es 250. Ein Teil des Kontingents wird jedoch nach Hause zurückkehren, wie Josef Kopecký erläutert:
„Wir beenden den Schutz rund um den amerikanischen Luftwaffenstützpunkt in Bagram. Diejenigen Soldaten, die jetzt dort sind, sind die letzten. Sie werden zu Ende März zurückgeholt. Damit verringert sich unser Kontingent in Afghanistan. Weiterhin werden aber Einheiten direkt in der Hauptstadt Kabul tätig sein, wie unter anderem die ABC-Abwehrkräfte. Diese bleiben zunächst dort.“Grund für den Teilabzug dürften auch die tödlichen Anschläge auf tschechische Kräfte gewesen sein, die in den vergangenen Jahren für Diskussionen gesorgt hatten. Insgesamt 14 Soldaten sind seit Beginn der Mission am Hindukusch gefallen, das ist ein relativ hoher Wert im Vergleich zu anderen beteiligten Ländern.
Die größte Herausforderung auf die tschechische Armee wartet jedoch in Mali. Denn im Mai übernimmt Prag erstmals überhaupt den Oberbefehl bei einem internationalen Auslandseinsatz. Die Ausbildungsmission unter dem Mandat der Europäischen Union wird dann der Brigadegeneral František Ridzák führen. Sein Leitungsstab ist am Montag nach Afrika aufgebrochen. Dazu Kopecký:„Die Militärs werden vor Ort hospitieren. 14 Tage lang sollen sie sich mit den Gegebenheiten bekanntmachen. Dabei bereiten sie auch den Befehl vor, den sie in Mali nutzen werden.“
Tschechien ist seit 2013 am Einsatz in Mali beteiligt. Das Land in der Sahelzone ist durch islamistische Milizen bedroht. Diese haben einen Teil des Staatsgebietes besetzt. Die Europäische Union und weitere Staaten helfen dabei, die Armee des Landes auszubilden. Sie soll selbst die territoriale Integrität Malis wiederherstellen können. Insgesamt 620 Soldaten sind an dem Einsatz beteiligt, aus Tschechien sind es 120.