Ein Museum der Deutschen in Tschechien
Ein neues Kapitel der deutsch - tschechischen Beziehungen, insbesondere der Diskussion um die hier lebenden Tschechisch-Deutschen wurde in der vergangenen Woche aufgeschlagen. Es berichtet Olaf Barth:
Die Tschechen wissen zu wenig über die Deutschen, die in der Tschechischen Republik, respektive in der Tschechoslowakischen Republik, lebten. Auch in den neuen tschechischen Geschichtsbüchern findet man nur ein paar Zeilen über das gut tausendjährige Zusammenleben Deutscher und Tschechen. Kaum ein zeitgenössischer Nachfahre des Urväterchens "Tschech" weiß, dass zum Beispiel der älteste hiesige Zoo in Liberec/Reichenberg von Deutschen gegründet wurde oder dass sich als Folge des Münchner Abkommens eine sudetendeutsche antifaschistische Front bildete, die sich anschickte, gegen die Nazis zu kämpfen. Die Geschichte des deutsch-tschechischen Zusammenlebens war nicht nur eine des "Hauens und Stechens", sondern vor allem eine der gegenseitigen Bereicherung! Diese und ähnliche Aussagen befinden sich in einem Aufruf des tschechischen Journalisten Lubos Palata, der in der Tageszeitung "mlada fronta dnes" forderte, ein Museum der Deutschen und ihrer Geschichte in Böhmen und Mähren solle in der Tschechischen Republik unbedingt eingerichtet werden. Adressat des Appells war in erster Linie der Tschechisch-Deutsche Zukunftsfonds, der schon viele kleinere Projekte der bilateralen Verständigung zwischen diesen beiden Ländern initiierte und finanzierte.
Nach seiner Meinung zu diesem Vorschlag befragt, reagierte der Geschäftsführer des Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds Herbert Werner zurückhaltend bis ablehnend als er meinte, er halte nicht allzu viel von einem derartigen Museum, lieber unterstütze er Projekte an Ämtern und Institutionen, das sei erfolgsversprechender.
Wir wollten uns aber nicht mit nur einer Meinung aus dem "deutschen Lager" begnügen und befragten deshalb noch Herrn Hans-Dieter Korbel, den Vorsitzenden der "Versammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien", der zudem auch Leiter des Begegnungszentrums in Troppau ist. Er bezog die Frage nach Palatas Forderung u.a. auf ein konkretes Projekt, das das Begegnungszentrum vor einiger Zeit realisieren wollte:
Am Ende bleibt also die von Lubos Palata formulierte Forderung als Frage stehen: "Braucht Tschechien ein Museum der Deutschen?"